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Steinerne Gestalten

IMG_1155Die Nationalparks sind nicht nur groß, sondern es liegen auch beträchtliche Entfernungen zwischen ihnen. Und so kommt es, daß wir erst am späten Nachmittag beim Bryce Canyon eintreffen, nicht ohne zuvor einen zehnminütigen Stopp am Red Canyon eingelegt zu haben, faszinierende Erosionsformen aus rotem Sandstein, die jedoch von denen des Bryce Canyon noch bei weitem übertroffen werden. In einem weiten Halbrund, das wir quasi vom oberen Rang aus betrachten, stehen zahllose Felsgestalten Seit an Seit, die meisten rot, andere weiß, man weiß kaum wo man zuerst hinsehen soll.

Nach exakt 20 Minuten aber heißt es einsteigen, zum nächsten Ausblick fahren, und dann noch zu einem dritten. Und dort passiert es dann: jeder läuft zu einem anderen Punkt und wartet dort auf den anderen. Als wir einander endlich finden, ist die Zeit auch schon um. Eigentlich bräuchte man einen ganzen Tag, um die Felsgebilde auf einem der Trails zu Fuß zu durchstreifen, aber es will ja auch noch das Rotel aufgebaut und das Abendessen gekocht sein.

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Marlboro-Landschaft

IMG_1079Die Fahrt führt heute durch Indianerland. Die hier lebenden Navajo halten erstens gerne Abstand zum Nachbarn und zweitens nicht viel vom Häuschen mit Garten, sie leben in Mobile Homes, die einfach irgendwo in der Prärie stehen, oft umgeben von allerlei altem Gerümpel. Und sie sind nicht eben gesprächig.

Auch der indianische Fahrer unseres Pickup nicht, mit dem wir mehr als zwei Stunden kreuz und quer durch eine Landschaft gefahren werden, die man für eine Filmkulisse halten könnte, wäre sie nicht so gewaltig. Nachdem er uns zu verschiedenen markanten Plätzen im erstaunlich weitläufigen Monument Valley gebracht hat, hebt er in einer Höhle zu einem traditionellen Gesang an. Was für ein erhabener Moment.

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Der große große Graben

S1100081Eine schnurgerade Straße, eine mit Kiefern bestandene Ebene. Nichts deutet darauf hin, daß ein Stück weiter vorne die Welt aufhört. Auch das Visitor Center könnte überall stehen. Und dahinter – ein Bauzaun! Wo ist er denn nun, der Canyon? Wir laufen den Zaun entlang, bis sich hinter einer Baumgruppe ganz plötzlich der Blick auftut in einen Graben, dessen jenseitiger Rand nur in weiter Ferne auszumachen ist, und dessen gewaltige Tiefe dem Blick von einer hohen Bergspitze ins Tal gleicht. Auch das Farbenspiel sucht seinesgleichen: ganz oben weiß, darunter Schichtstufen und Wände in verschiedenen Rottönen, und die erdgeschichtlich älteste Schicht lugt ganz unten in schiefergrün hervor. Dieses ehemalige Gebirge war bereits eingeebnet, als noch kein Lebewesen die Erde bevölkerte.

Wir laufen eine gute Stunde am Rande der Schlucht lang, dann nehmen wir den Shuttlebus zur „Hermit’s Rest“, wo sich wieder ganz andere Perspektiven auf die Wände und Schichten auftun. Und endlich zeigt sich auch der Colorado, der alles erschaffen hat im Laufe von Jahrmillionen.

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Venedig, Paris, Luxor? Las Vegas!

IMG_0817Wir schlendern den sogenannten Strip hinunter, wie man den Las Vegas Boulevard auch nennt. Was ist das denn? Vor einem Casino liegen einander zwei Piratenschiffe feindlich gegenüber. Schade, daß die Seeschlacht wegen des noch immer tobenden Sturms nicht stattfinden kann, aber wir werden reich entschädigt: ist das nicht die Rialtobrücke in Venedig? Nein, nur ein Casino. Wenige Meter weiter stehen wir vor dem Eiffelturm, wie sein originales Vorbild mit einem Restaurant in luftiger Höhe. Und hält dort nicht die New Yorker Freiheitsstatue ihre Fackel in den Wüstenhimmel von Nevada, den soeben ein paar rosafarbene Wolken zieren? Auch eine Pyramide gibt es, wie das ägyptische Vorbild wird sie von einem riesenhaften Sphinx bewacht.

Wir gönnen uns als besonderes Erlebnis eine Vorstellung des „Cirque du Soleil“ in einem eigens für diese Show gebauten und vor allem ausgestalteten Theatersaal des MGM. Was für ein Erlebnis! Es ist nach zwei Uhr morgens, als wir zum Rotel zurückkehren.

Nach kurzer Nacht führt uns die heutige Fahrt zu einem Campingplatz in der Nähe des Grand Canyon, wir sind jetzt im Bundesstaat Arizona.

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Regen in der Wüste

S1090021War das Landschaftsbild Kaliforniens noch von schier endlosen Wein- und Obstgärten geprägt, ändert sich dieses Bild, je weiter wir nach Osten kommen, wo als Fernziel die Wüstenstadt Las Vegas lockt. Anfangs stehen noch schwarze und braune Rinder auf grasbedeckten Hügeln. Dann aber wird die Vegetation zunehmend spärlich, und aus der Ferne grüßt die Edwards Air Force Base, wo gelegentlich Space Shuttles landen, wegen der verlässlichen Wetterlage.

Wir besichtigen eine ehemalige Bergbausiedlung, heute ein Freilichtmuseum mit allerlei nachgestellten Szenerien, einer kleinen Eisenbahn, dem ehemaligen Schulhaus sowie allerlei Läden, von der Sattlerei über den Mineralienshop bis zum Souvenierladen.

Ein Stück weiter geht über der Straße – man glaubt es kaum angesichts der wüstenhaften Vegetation – ein heftiger Regenschauer nieder, kurze Zeit später geraten wir in eine Wolke aus aufgewirbeltem Sand. Erstaunlich, was diese auf den ersten Blick so öde Landschaft mit ihren verstreuten Joshua Trees so alles aufzubieten hat.

Am Straßenrand zeigt Riesen-Plakat den King of Pop, wie er leibt und lebte. «Haben Sie gesehen», spricht die Reiseleiterin ins Mikro, «da war ein Plakat von Michel Douglas». Schallendes Gelächter im Bus.

Und dann kommt sie in Sicht, die Wüstenstadt Las Vegas. Und während Karl-Heinz der Fahrer das orangerote Gefährt zum Campingplatz steuert, erhaschen wir einen ersten Blick auf die Attraktionen, die es schon bald zu erkunden gilt.

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Durch den Baum

S1070022Der Yosemite ist – wie alles in Amerika – gigantisch groß. Vom Campingplatz „Indian Flat“ nahe des Parkeingangs dauert es mehr als zwei Stunden, bis wir endlich bei den Mammutbäumen ankommen. Auf dem letzten Stück verkehrt ein Shuttlebus, dann säumen die ersten der zimtbraunen Riesen den Wanderweg. Einige von ihnen tragen Namen, etwa der „Grizzly“ – 2700 Jahre alt – oder der Bachelor, der sich seit nunmehr zwei Jahrtausenden nicht für eine der drei Grazien neben ihm entscheiden mag. Einer der Stämme ist so gewaltig, daß ein Auto durch den Tunnel fahren könnte, den man einst in seinen Stamm gesägt hat. Allein die Äste sind so groß wie anderswo ganze Bäume. Und neben dem Wurzelteller eines gefallenen Riesen sehen wir kurzlebigen Menschen wie Zwerge aus – einige dieser Bäume hier standen schon, als Jesus durch Palästina zog.

Vom Park aus geht es durch ausgedehtes Farmland hinunter nach Bakersfield, wo wir zwischen Autobahn und Rangierbahnhof einen recht unromantischen Platz beziehen. Es gibt hier des Nachts auch nicht so viele Sterne wie oben im Park.

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Granitene Riesen

S1050007Der Vormittag bringt uns von Lodi direkt in das Yosemite Valley, wo sich schon bald zur Linken wie zur Rechten spektakuläre Blicke auf gewaltige graue Felswände auftun. Und auf einen Wasserfall, der nie den Boden erreicht. Das Tal ist touristisch perfekt erschlossen, es gibt sogar eine Buslinie mit diversen Haltestellen. Und es ist endlich einmal angenehm warm, fast könnte man sagen heiß. Leider ist unsere Zeit viel zu knapp bemessen für eine ausgedehnte Wanderung. Auf dem Weg zum zweithöchsten Wasserfall der Welt durchqueren wir ein würzig duftendes Mammutbaum-Waldstück und wenden uns dann dem Movie Theater zu, wo ein Film über die Geschichte des Parks gezeigt wird. Dann vertrauen wir uns dem Bus an in der Absicht, noch ein paar Schritte zu laufen, aber die Zeit läuft uns weg. Man könnte hier einen ganzen Urlaub verbringen.

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Golden Gate Bridge

IMG_0602Man ist nicht in San Francisco gewesen, wenn man nicht diese Brücke überquert hat. Wir passieren sie sogar zweimal, denn der weitere Weg führt nicht nach Norden über das Golden Gate, sondern über die andere, noch größere Oakland Bridge gen Osten, wo wir gegen Abend einen mit Bäumen bestandenen Campground bei Stockton erreichen. Jetzt, am Abend, brennen vor allen Wohnwagen und Zelten romantische Lagerfeuer, und der Abendhimmel ist voller Sterne.

Zurückblickend auf die Tage in San Francisco bleiben uns nicht nur die Bilder von Wolkenkratzern und Hängebrucken, sondern auch von Stadtvierteln mit romantischer Wohnbebauung im viktorianischem Stil, vom ausgedehnten Golden Gate Park mit dem alten Baumbestand, und vom Pier 39, der zweimal Treffpunkt mit dem Reisebus gewesen war. Ach ja, und von Eiskugeln, die so groß sind wie zuhause ein ganzer Eisbecher.

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Die Stadt der Cable Cars

IMG_0471San Francisco erweist sich als unerwartet ungemütlich für diese Jahreszeit, es ist neblig und auch ausgesprochen zugig. Zudem ist unsere Reiseleiterin beim Patienten geblieben, so daß wir den „Tag zur freien Verfügung“ kurzerhand vorverlegen und uns in kleinen Gruppen aufmachen, die Stadt zu erkunden.

Selbstverständlich beginnt jede Stadtbesichtigung mit einer Fahrt im Cable Car, das wie eine Straßenbahn aussieht, jedoch von einem unterirdisch verlaufenden Zugseil die steilen Straßen der Stadt hinaufgezogen wird.

Von der Endstation sind es nur ein paar Schritte zum San Francisco Museum of Modern Art. Hier hängen berühmte Werke etwa von Roy Lichtenstein oder natürlich Andy Warhol. Nanu, erklingt da nicht irgendwo ein Stück aus Mozarts „Zauberflöte“? In einem dunklen Raum wird sie auf ungewöhnliche Art inszeniert: als Schattentheater mit allerlei höchst überraschenden Einfällen. Nebenan ein weiteres Videokunstwerk, und ehe man sich versieht, sind drei Stunden vorbei. Jetzt aber rasch noch durch Chinatown zur Lombard Street, jener berühmten Straße, die so steil ist, daß die Fahrbahn in Serpentinen geführt werden muß.

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Highway Number One

IMG_0257Diese Straße möchte jeder irgendwann einmal befahren, am liebsten mit einer Harley, in unserem Fall mit dem roten Reisebus, dessen rückwärtiger Teil aus 24 Schlafkabinen besteht. Und die wollen allmorgendlich erst einmal abgebaut werden. Also nicht die Kabinen, sondern die von einer Zeltbahn umschlossene Rampe, wo die Drei-Tages-Taschen stehen und die Kleiderbügel hängen. Auch eine mobile Küche gibt es, sie ist an der linken Busseite verbaut und zaubert so phantastische Gerichte wie Bohneneintopf oder Würstchen mit Kraut. Bei dieser Reise zählen nicht Bequemlichkeit und Komfort, sondern erlebnisreiche Tage.

Das heutige Erlebnis hätten wir uns und vor allem dem Mitreisenden aber gerne erspart: er erleidet einen epileptischen Anfall und wird von der herbeigerufenen Ambulanz ins nahe Klinikum verbracht. Für ihn ist die Reise hier leider zu Ende.

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