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Wasserpuppen

Alle Puppenspieler der Welt haben dasselbe Problem, sie müssen ihre Puppen so führen, daß die notwendige Animation für den Zuschauer möglichst unsichtbar bleibt. Die einen tun es mit Fäden, die anderen mit Stäben, oder sie stecken wie beim Kasperle einfach eine Hand hinein.

Die vietnamesischen Puppenspieler haben ihre eigene Methode entwickelt, als Bühne benutzen sie einfach eine Wasserfläche und steuern die Puppen über ein Gestänge, das unsichtbar unter der Oberfläche gehalten wird.

Ihre Geschichten haben allesamt mit Wasser zu tun, man sieht Bauern Reis pflanzen oder Fische und Frösche fangen. Auch Enten gibt es und einen Fuchs, der sich eine von ihnen holt, was ihm aber natürlich schlecht bekommt. Und wer sagt, daß Feuer und Wasser sich nicht vertragen? Die Drachen jedenfalls tun dank eingebauter Pyrotechnik ihr bestes. Dazu gibt es Live-Musik und Gesang, und am Ende treten die Puppenspieler, bis zur Hüfte im Wasser stehend, hinter dem Bambusvorhang hervor und werden ausgiebig beklatscht. Die Stunde, die so eine Vorführung dauert, vergeht wie im Flug.

P1090184Heute morgen hieß es für uns einen Hügel erklimmen, es sollen 260 Stufen gewesen sein. Nachgezählt haben wir sie natürlich nicht. Oben erwartete uns ein Tempel mit ausdrucksstarken Buddhafiguren, umwölkt vom zarten Rauch der Räucherstäbchen. Einen asketischen Buddha etwa, abgemagert bis auf die hölzernen Knochen. Und gleich daneben einen in wohlgenährtem Zustand. Ihre Suche nach der Erlösung von der fortwährenden Wiederkehr hat der historischen Person, die man heute den Erleuchteten nennt, ein recht abwechslungsreiches Leben beschert.

Auch unser zweites Tagesziel galt einer berühmten Persönlichkeit, nämlich Konfuzius. Der chinesische Philosoph räumte dem Lernen besondere Bedeutung ein, der ihm gewidmete Tempel war über Jahrhunderte auch die Universität des Landes, und noch heute lassen sich die Studienabgänger hier in ihrer schmucken Robe fotografieren, die jungen Männer mit Doktorhut, die Mädchen mit Blütenkranz im Haar. Zu hunderten sind sie heute unterwegs, stellen sich für die Fotografen in Positur und springen auf Kommando alle gleichzeitig in die Luft. Es herrscht eine festlich-fröhliche Atmosphäre im Tempel, die richtig ansteckend wirkt, vielleicht sogar auf die hölzernen Buddhastatuen. Man sieht es ihnen aber nicht an.

Mitten in Hanoi liegt der Chiemsee. Eigentlich heißt er ja Hoan-Kiem-See und ist auch bei weitem nicht so groß. Zwischen Theaterbesuch und Abendessen blieb noch etwas Zeit, die wir nutzten, um im französischen Viertel ein paar markante Bauten anzuschauen und anschließend noch ein gutes Stück am Seeufer entlang zu laufen, während mit zunehmender Dämmerung ringsum festliche Beleuchtung ansprang und daran erinnerte, daß auch in Vietnam Weihnachten vor der Tür steht.

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Zu Gast bei Ho-Chi-Minh

Der Bewohner des abgebildeten Hauses verläßt sein Domizil eher selten, derzeit weilt er zur Kur in Moskau, wo man ihn wieder etwas auffrischt. Denn der Revolutionsführer und Staatspräsident ist schon seit 45 Jahren tot. Hier ganz in der Nähe hat er gelebt, in einem Holzhaus auf Stelzen mit gerade einmal zwei Räumen. So sieht glaubwürdiger Kommunismus aus.

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Typischer für Hanoi, das eigentlich mit zwei Wörtern geschrieben wird, also Ha Noi, ist aber ein anderer Haustyp, nämlich das Röhrenhaus. Denn der Staat erhebt von den Hausbesitzern Steuern nach der Länge der Straßenfront, folglich bauen sie vor allem in die Länge und in die Höhe, und ihre Häuser sehen wie hochkant gestellte Gehwegplatten aus, mit der Schmalseite zur Straße hin. In den engen Altstadtgassen fällt das nicht sonderlich auf, bei einem freistehenden Haus aber schon.

Verkehrsregeln befolgen hierzulande eigentlich nur Fahrschüler, um eine Straße zu überqueren, braucht es daher etwas Mut: wer zügig voranschreitet, dem wird auch ausgewichen. Stehen bleiben hingegen wäre ein fataler Fehler.

Wir erfreuen uns am bunten Leben in den Gassen und gelangen schließlich zu einem Lokal, das einfache Speisen offeriert, garniert mit Musik, die alles andere als einheimisch klingt. Aber es hört sowieso keiner hin, denn der Verzehr der landestypischen Nudelsuppe erfordert volle Konzentration, wenn man dafür nur Stäbchen zur Verfügung hat und einen Löffel, von dem natürlich immerzu alles herunterflutscht. Umso angenehmer der Preis: 37.000 Dong, ungefähr ein Euro vierzig. Touristenpreis, versteht sich.

Auch das Abendessen läßt keine Wünsche offen, zumal der Reiseleiter eine Runde Reisschnaps ausgibt. Morgen steht uns ein spannender, aber sicher auch anstrengender Tag bevor.

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