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Schwimmende Inseln

Das Volk der Uro lebt seit jeher auf schwimmenden Inseln aus Schilf. Sie brauchen keine Schuhe, denn sie laufen fast ihr ganzes Leben lang auf weichem Untergrund. Ihre Häuser sind aus Schilf, ihre Boote sind aus Schilf, ja sie essen sogar Schilf. Und sie haben es gerne, wenn Touristen zu ihnen kommen. Denn natürlich leben sie heute vom Tourismus. Es sind auch keine echten Uro mehr, zumindest nicht hier.

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Der See ist riesig, sein Wasser mit 13 Grad relativ frisch, aber was will man auf 3.800 Meter Meereshöhe anderes erwarten? Wir haben Glück mit dem Wetter. Im Hochland ist es nämlich nur so lange angenehm warm, wie die Sonne scheint. Und das tut sie heute, der anders lautenden Vorhersage zum Trotz. Wir dürfen sogar das eine oder andere Haus von innen besichtigen. Ob die bunt bekleideten Menschen dauerhaft hier wohnen, spielt für das Erlebnis eigentlich keine Rolle, so lange ihre Hütten und die Boote aus Schilfstroh sind und ihre Kinder Schilfmark statt Gummibärchen kauen.

P1080385Das Schnellboot bringt uns noch zu einer weiteren, diesmal wieder aus Fels und Erde bestehenden Insel mit dem Namen Taquile. Vom Bootsanleger steigen wir hinauf zum Restaurant, wo wir mit lokalen Spezialitäten erwartet werden, nämlich eine Suppe und als Hauptgang eine Forelle aus dem See. Frisch gestärkt geht es hinauf zum Hauptplatz, wo geschäftiges Treiben herrscht, denn der Platz wird gerade neu gepflastert, und alle Inselbewohner arbeiten mit. Das ist so üblich bei den Aymara.

Die Hänge der Insel sind terrassiert, aber die Felder sind um diese Jahreszeit bereits abgeerntet. Immer wieder begegnet uns ein Strauch mit roten Röhrenblüten, es ist die „Heilige Blume der Inka” Cantua buxifolia, die Nationalblume von Peru.

Der erlebnisreiche Tag endet relativ zeitig im Hafen von Puno, aber das ist auch gut so, denn kaum sind wir im Hotel, blitzt und donnert und regnet es heftig.

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Hoch hinauf

Bei Abra La Raya auf 4.335 Meter Meereshöhe erreichen wir den Höhepunkt unserer Reise – geographisch gesehen. Denn zum Titicaca-See sind es einige Stunden Fahrt durch ein weitgehend baumfreies Anden-Hochtal, ärmliche Häuser zur Linken, ärmliche Häuser zur Rechten. Der Fluß, der im Tiefland Amazonas genannt wird und hier oben nur ein Bergbach ist, begleitet uns, ebenso wie ein Bahngleis. Ob hier überhaupt noch Züge fahren? Tatsächlich erblicken wir kurz vor der Paßhöhe einen schmucken blauen Personenzug. Touristen wie wir.

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Es ist wirklich ein Glück für uns, daß Zug und Bus fast gleichzeitig bei der Paßhöhe ankommen, denn die erwartungsfrohen Foto-mit-Lama-Modelle und Strickwaren-Verkäuferinnen belagern bereits in Scharen den stehenden Zug, so daß wir relativ unbehelligt bleiben. Es ist kühl hier oben, die Sonne versteckt sich hinter Wolken, aber die vergletscherten Gipfel, die das Wasser für den jungen Fluß zu unseren Füßen liefern, sind gut zu sehen.

Dann geht es weiter durch das Altiplano, wo der Titicaca-See auf uns wartet. Und da ist er auch schon. Malerisch schmiegt sich das Städtchen Puno an die ufernahen Hänge. Malerisch? Puno ist eine ausgesprochen häßliche Stadt. Wohin das Auge auch blickt, überall nur unverputzte Ziegelmauern, halbfertige Häuser, Wellblech, Drahtverhau, Gerümpel und Bauschutt. Ein Schrottplatz wäre im Vergleich dazu eine ausgesprochen ästhetische Erscheinung. Zum Glück liegt das Hotel etwas außerhalb direkt am Seeufer. Von hier betrachtet ist die Stadt gar nicht mehr so häßlich, sie hebt sich ja kaum von den Felshängen ab, auf denen sie steht.

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Der Nabel der (Inka-) Welt

Auf Qetchua, der Sprache der hiesigen indigenen Bevölkerung, bedeutet Cuzco „Nabel der Welt”. Einst standen hier prächtige Tempel mit Mauern aus fugenlos aneinander gesetzten Steinblöcken. Die spanischen Eroberer zerstörten sie und setzten ihre Kirchen und Kolonialbauten auf die Grundmauern. Diese waren allerdings bei weitem nicht so erdbebensicher.

P1120126Unser Rundgang führt uns zu verschiedenen Plätzen und in die eine oder andere Kirche. Besonders in Erinnerung bleibt die Abendmahls-Szene, in welcher den Jüngern ein gebratenes Meerschweinchen kredenzt wird. Auch unser Mittagslokal hat dieses Gericht auf seiner Speisekarte stehen, wir begnügen uns allerdings mit Alpaka am Spieß.

Auf einem Hügel oberhalb der Stadt befindet sich eine Inka-Stätte mit besonders großen, viele Tonnen schweren Steinblöcken. Die Technik des fugenlosen Mauerns mit solchem Material ist bis heute rätselhaft.

Auf eigene Faust besichtigen wir am Nachmittag noch eine Kirche und ein Museum mit präkolumbianischen Stücken, die hier vom künstlerischen Aspekt her dargestellt sind. Einem leichten Regenschauer folgt ein bemerkenswertes Wolkenschauspiel, bis schließlich pünktlich um 18 Uhr die Dunkelheit hereinbricht.

Zusammenfassend können wir sagen: das Städtchen hat Flair. Die engen Gassen, die vielen Balkone, die schmucken Läden und Restaurants, die Kirchen, die Plätze, alles das wird uns ebenso unvergeßlich bleiben wie die unentwegte Ansprache, ob man denn nicht dieses und jenes kaufen wolle. Oder wahlweise ein Foto schießen von dem bunt gekleideten Frau mit dem Alpaka-Lamm auf dem Arm.

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