Das indische Grabmal

Heute ist Holi, das Fest der Farben. Wer ohne Grün, gelb, orange oder violett im Gesicht, im Haar oder auf der Kleidung angetroffen wird, darf mit Farbpulver beworfen werden. Besonders übermütige Farb-Terroristen sond sogar mit Spritzpistolen oder Spraydosen unterwegs, errichten Straßensperren, um auch wirklich jeden zu erwischen. Es macht zwar Spaß, all die bunt bemalten Leute zu sehen, aber uns selbst wollen wir das Abwaschen der teils recht hartnäckigen Farben dann doch lieber ersparen, und so brechen wir schon sehr zeitig nach Agra auf: 4 Uhr 30 wecken, 5 Uhr 30 Abfahrt.

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Erstes Besichtigungsziel ist ein prächtiges weißmarmornes Mausoleum mit schönen farbigen Einlegearbeiten. Natürlich heißt es auch hier wieder: Schuhe ausziehen. Die kleine Mühe lohnt sich. Und auch die Tauben scheinen sich in den Bildern wohl zu fühlen, man kann sie kaum vom gemalten Hintergrund unterscheiden.

Das Rote Fort über der Stadt ist auf den ersten Blick eher ein Zweckbau, verfügt im hinteren Teil jedoch über einen Palast, der zum einen in marmornem Weiß gehalten ist und zum anderen mit einer Besonderheit aufwarten kann: von hier schweift der Blick hinüber zum Höhepunkt der Reise, dem berühmten Taj Mahal.

Schon der erste ferne Anblick dieses wohl schönsten Grabmals der Welt vermittelt ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Und diese Eindruck steigert sich noch erheblich, als wir dann, das bunte Händlertreiben vor den Toren hinter uns lassend, den Paradiesgarten betreten, an dessen gegenüberliegenden Seite die marmorweißen Kuppeln und Minarette aufragen. Bauwerk und Gelände sind viel größer als erwartet, die Menschen drüben vor dem Eingang zum Kenotaph-Raum sehen wie Ameisen aus.

Und ähnlich wie in einem Ameisenhügel geht es drinnen auch zu. Schade, denn es nimmt dem Raum mit den beiden Grabstätten etwas von seiner Würde. Die man aber dennoch erahnen kann angesichts der steinernen Blumenranken mit den aus Halbedelsteinen geformten Blüten. In Liebe vereint liegen sie da, in einem Garten für die Ewigkeit. Draußen sind inzwischen die Springbrunnen abgestelt, in den nunmehr glatten Wasserflächen spiegelt sich die von der untergehenden Sonne gerade noch gestreifte Hauptkuppel.

Category: Allgemein, Indien 2016
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