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Lebenswelten

Außer Touristen, die den Sonnenaufgang an den Gatts erleben wollen, sind heute auch eine Menge anderer Leute schon außergewöhnlich früh unterwegs: Bettler, fliegende Händler, Rollerfahrer die ihre Hupe ausprobieren wollen, Gurus auf dem Weg zur Waschung im heiligen Fluß. Und natürlich Kühe, jede Menge Kühe.

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Das Ruderboot trägt uns ein Stück weit den Fluß hinauf und wieder hinab, so daß wir die Tempelbauten, die diverse Gemeinden hier am Steilufer über dem Fluß errichtet haben, ausgiebig bewundern können. Auch an den Kremationsplätzen kommen wir vorbei. Die Asche der Verstorbenen wird in den Fluß gestreut, den Blumenschmuck frißt irgendeine Kuh. Nichts bleibt zurück.

Durch enge Altstadtgassen gelangen wir wieder zum Bus. Unser nächstes Ziel heißt Khajuraho. Die kleine Stadt hat einen nagelneuen Flughafen, unsere Boeing 737 steht einsam und allein auf dem Vorfeld.

Die Gegend sieht recht trocken aus, Mücken gibt es keine. Die sind nämlich alle in unserem Zimmer. Zwar läßt sich nach Intervention der Safe schließen, nicht aber das Fenster, man verspricht uns ein neues Zimmer, wenn wir von der Tempelbesichtigung zurückkommen.

Bemerkenswert am hiesigen Weltkulturerbe sind vor allem die in den Reliefs dargestellten, teils doch recht pornographischen Szenen. Sowie natürlich der insgesamt gute Erhaltungszustand der Anlage. Es sind erstaunlich wenige Touristen hier, mit dem neuen Flughafen wird sich das sicher ändern. Dann finden auch die zahllosen fliegenden Händler mehr Opfer.

Im Hotel ist das neue Zimmer nicht fertig, und als es dann fertig ist, funktioniert auch hier wieder der Safe nicht. Indien halt.

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Heilige Stätten

Motorrikscha war gestern, heute ist Fahrrad-Rikscha angesagt. Für zwei Touristen der Europaklasse ist so ein filigranes Gefährt aber ebenso wenig ausgelegt wie sein Fahrer, er gibt sich jedoch mächtig Mühe, im mörderischen Verkehr der Innenstadt von Varanasi mitzuschwimmen.

Irgendwann geht es nicht mehr, und wir kämpfen uns das letzte Stück bis zum Flußufer durch das dichteste Gedränge, das man sich nur vorstellen kann. Zum Glück wollen alle in dieselbe Richtung, und zwar dorthin, wo allabendlich zum Sonnenuntergang der hinduistische Segen für die Flußgöttinn Ganga zelebriert wird. Die beste Sicht hat man vom Fluß aus, also wird flugs ein Ruderboot gemietet. Die Gesänge, die Feuer, der Geruch von Räucherwerk, vor allem aber die Menschenmassen werden uns wohl für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

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Ebenso der vorhergegangene Besuch der Tanzschule. Zunächst spielen eine Tabla genannte Trommel und eine Sitar, ein gitarrenähnliches Instrument mit vielen Bünden, auf. Das Stimmen geht nahtlos in das erste Musikstück über, es ist angenehm bis spannend und dauert 20 Minuten. Dann kommen die beiden Tänzer. Was sie darbieten, besteht im wesentlichen aus Mimik, Gestik und Fußarbeit.

Natürlich bleibt uns auch das hiesige Straßenbild im Gedächtnis, durch die sich eine lärmende Masse aus Autos, Rollern, Tuk-Tuks, Fahrrädern mit und ohne Passagiere und natürlich Fußgänger aller Altersklassen wälzt. Nicht zu vergessen auch die heiligen Kühe samt ihrer unheiligen Ausscheidungen.

Der Tag wäre nicht zu Ende erzählt ohne die Erwähnung von Buddhas ester Wirkungsstätte, die heute ein archäologisches Ausgrabungsstätte und Unesco Weltkulturerbe ist. Im Museum nebenan bewundern wir die gefundenen Statuen, insbesondere die Löwenköpfe und das Rad. Beides findet sich heute in der indischen Nationalflagge. Und natürlich darf auch die Seidenweberei, wo in Handarbeit kostbarste Brokatstoffe entsteht, nicht unerwähnt bleiben.

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Höllenfahrt durch Varanasi

Indien von oben: die weite Ebene östlich von Delhi besteht aus Feldern in verschiedenen Schattierungen von grün bis grau, mit dazwischen eingestreuten Häusern. Nichts aufregendes.

Das Gegenteil trifft zu, wenn man das Flugzeug verläßt und sich einer Motor-Rikscha anvertraut. Denn hier gilt offensichtlich die Regel „wer hupt hat Vorfahrt“. Und gehupt wird viel. Die heiligen Kühe haben allerdings keine Hupe, sie lagern einfach irgendwo inmitten des Chaos. Wir müssen vom Hotel in Varanasi – dem früheren Benares – einmal quer durch die Stadt zur Universität, denn dort befindet sich das Museum mit den schönen Miniaturmalereien. Und natürlich später auch wieder zurück.

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Der Abend gehört dann ganz dem warmen Buffet, welches das Hotel für uns auf der Terrasse bereitgestellt hat. Die blühenden Dahlien und die Temperatur erinnern an Mitte August.

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Indisch essen

Wir waren heute indisch essen. Und wir werden auch die kommenden Tage indisch essen gehen. Jeden Tag. Was soll man denn auch sonst essen – in Indien? Und auch wenn die Namen der Gerichte ungewohnt fremd und exotisch klingen, sie schmecken jedenfalls ganz ausgezeichnet.

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Es will einem auch noch so manches andere ungewohnt und seltsam erscheinen hier. Zum Beispiel, warum es eine geschlagene Stunde dauert, bis am Immigration Counter von einer Handvoll Passagiere die Fingerabdrücke genommen sind: „not good”, schüttelt der Officer zum wiederholten Mal den Kopf. Bei mir nur zweimal, bei den Chinesinnen nebenan gefühlte zwanzigmal. Für diesen Beruf braucht es eine wahre Engelsgeduld. Und das um 4 Uhr morgens, denn unser Flug startete um halb zwei Uhr in Frankfurt und dauerte sechseinhalb Stunden. Dazu kamen fünfeinhalb, richtig, fünfeinhalb Stunden Zeitverschiebung.

Immerhin reichte es noch für drei Stunden Schaf, ehe dann heute morgen zum ersten Ausflug geblasen wurde. Auf dem Programm stand unter andrem das Grabmal des Kaisers Humayun. Es ist zwar nicht so berühmt wie das Tadsch Mahal, aber immerhin Weltkulturerbe. Im Park und auf den Plätzen herrscht der schönste Sommer, die Kapokbäume beeindrucken mit tiefdunkelroten Blüten.

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