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Nach dem Festival ist vor dem Festival

Der ziemlich perfekte Festivalbesuch neigt sich dem Ende zu, die Koffer sind gepackt, der Wunsch nach Wiederholung im kommenden Jahr geweckt. Ein Blick in das Programm für 2026 zeigt, dass es ein Zeitfenster gibt, in welchem die drei Operetten an drei aufeinanderfolgenden Tagen gegeben werden. Wollen wir auch das Quartier gleich wieder buchen? Wir wollen. Kurze Zeit später stehen wir im Reservierungskalender des Leprich.

Für die Fahrt zurück in die Heimat plane ich eine Stippvisite beim Fahrzeugmuseum. Dort zeigt man sich allerdings, was den Pressebericht für den Museenführer angeht, unkooperativ. Also kein Pressebericht. Schade.

Erneut nehmen wir in Richtung Passau nicht die Autobahn, sondern fahren quer durchs Land nach Haag am Hausruck und genießen auf kleinen und sonntags wenig befahrenen Straßen die herrlich spätsommerliche Landschaft. Die Tankstelle hat heute geschlossen, jedoch gibt es einen Automaten. Superbenzin ist in Österreich übrigens immer E10.

Da wir genug Zeit haben, wollen wir uns Passau ansehen und verlassen für diesen Zwischenstopp die Autobahn bei Schirnding, wo wir auf erneut schmalen Straßen schon bald an ein gelbes Ortsschild kommen, samt Bundesadler und Rautenwappen gleich daneben. Das ist alles. Einer engen Allee folgt ein steiles Gefälle mit einer Kehre, von der aus man einen schönen Blick auf den Dom hat. Dann eine Brücke. Über den Inn. Dann eine weitere Brücke. Über die Donau. Dann eine dritte. Über die Ilz. Spätestens jetzt sollte uns das Navi hinauf zum Oberhaus führen, denn dessen Museum hatte ich als Ziel eingegeben. Stattdessen fordert uns die freundliche Stimme auf, das Auto zu parken und ab hier zu Fuß weiterzugehen. Offenbar meint sie den Fußgängertunnel, der unter der Burg hindurchführt. In Punkto Aussicht ist das ein recht unersprießlicher Vorschlag, also fahren wir weiter und beschließen, Passau ein anderes Mal zu besuchen.

Die weitere Heimreise verläuft ereignislos, wenn man vom Stau bei Velburg absieht, den wir aber umfahren können, indem wir uns quer durchs Land nach Neumarkt und zur B8 durchschlagen.

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Auf den Schafberg

Endlich ergibt es sich, dass wir an der Rezeption die 306 Euro bezahlen können, die das Leprich für die drei Nächte mit Frühstück von uns haben will. Wir fühlen uns hier sehr wohl und hätten wirklich keine bessere Wahl treffen können.

Für heute haben wir uns einen Ausflug auf den Schafberg oberhalb von St. Wolfgang vorgenommen. St. Wolfgang, klingelt da nicht etwas? Nun, das „Weiße Rössl“ lassen wir zunächst einmal links liegen und wenden uns der Zahnradbahn-Talstation zu. Natürlich sind wir nicht die einzigen, die heute dort hinauf wollen, passen aber noch bequem in den nächsten abfahrenden Zug. Schade, dass er von einer Diesellok geschoben wird, eine Dampflok, wie sie auch in der modernen Bahnhofshalle ausgestellt ist, wäre uns natürlich lieber gewesen. Allmählich füllt sich nun auch der Zug auf dem anderen Gleis, und führe er vor uns ab, könnten wir das dampfgetriebene Antriebsgestänge in Aktion bewundern. Natürlich sind wir aber als erste an der Reihe. Bei großem Andrang bilden immer zwei Züge einen kleinen Konvoi, denn das verdoppelt den Durchsatz an wenigen Ausweichstellen der ansonsten eingleisigen Strecke.

Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt durch die nach oben hin zunehmend attraktivere Berglandschaft. Oben angekommen zeigt sich, dass die Fahrt im vorderen Zug einen unschlagbaren Vorteil hat: man kann aussteigen, nach hinten gehen – und die in kurzem Abstand nachfolgende Dampflok heraufdampfen sehen.

Wenden wir uns nun aber der herrlichen Aussicht zu: vor unseren Füßen breitet sich der Wolfgangsee aus und darüber, heute leider etwas dunstig, das vergletscherte Dachsteinmassiv. Um auch das nordseitige Panorama genießen zu können, müssen wir ein Stück weit hinaufsteigen zum Gipfelhaus. Der Blick, der sich uns von dort oben bietet, ist geradezu zauberhaft: die große Wasserfläche im Vordergrund ist der Mondsee, zur Rechten blicken wir auf den Attersee, und aus der Ferne grüßen weitere Seen zu uns herüber, zusammen mit der kleinen Lache direkt unter der Steilwand muss es sich wohl um ein ganzes Dutzend handeln. Zwischen alledem liegt die steile Klippe des Schafbergs.

Erstaunlicherweise finden wir etwas abseits der Gebäude eine Bank mit noch zwei freien Sitzplätzen. Hier beobachten wir nun ebenso gelassen wie genüßlich die vielen internationalen Gäste, die sich den Gipfelgenuß mit uns teilen. Es sind vor allem die Chinesinnen, die durch sorgfältig verhüllte Halspartien, voluminöse Sonnenbrillen und herrlich unpassendes Schuhwerk auffallen. Allerliebst sind auch die Kleinkinder, wie sie lernen, auf steinigen Wegen zu laufen. Denn früh übt sich, wer es später einmal dem Opa gleich tun will.

In der Sonne sitzen macht hungrig und vor allem durstig. Oben am Gipfelrestaurant verkauft eine Bude kleine Mahlzeiten zu einem nicht ganz so kleinen, dennoch aber moderaten Preis: Gulaschsuppe aus dem Becher, Wiener mit Kartoffelsalat und zwei Getränke kosten zusammen rund 20 Euro.

Ob wir uns noch einmal neben das Gleis stellen, wenn wieder ein Dampfzug heraufkommt? An den Bahnsteig müssen wir ja sowieso, denn wir haben für unsere Talfahrt eine feste Zeit. Da stehen wir nun also, hören den Zug aus dem Tunnel kommen … schade, es ist ein Dieselzug. 20 Minuten später kommt aber schon der nächste, und dieses Mal haben wir Glück. Jetzt wird es aber höchste Eisenbahn für unseren eigenen Zug, damit wir am Fenster sitzen und nicht irgendwo in der Mitte. Es darf nämlich kein Platz frei bleiben, außer in der obersten Reihe, denn es könnten ja noch Leute an der Mittelstation zusteigen. Und so ist es dann auch.

Unten im Tal laufen wir noch ein Stück weit die Seepromenade entlang auf die Kirche zu, hinter der wir das Hotel Weisses Rössl vermuten. Zwar müssen wir schon bald auf die Autostraße ausweichen, aber der Ortskern erweist sich dem Umgehungstunnel zum Dank als weitgehend autofrei. Und da ist es auch schon: in weißer Schrift auf rotem Grund stehen Noten und Text der bekannten Zeile an den Giebel geschrieben, derzufolge hier das Glück vor der Tür stehen soll. Zu sehen ist es aber nicht, das Glück. Nur ein parkendes Auto, und dann noch eines. Sehr schön ist übrigens auch die Seeterrasse ein paar Meter weiter sowie die Kirche, deren gotisches Inneres ungewohnt farbig ist. Und sie haben eine Uhr an die Decke gemalt. Die zeigt aber nur zweimal am Tag die richtige Zeit an.

Jetzt noch für 14 Euro das Auto ausgelöst, dann können wir den Tag abschließen und zum Abend übergehen, den wir – wen wundert‘s? – wieder mit einer Operettenvorstellung zubringen. Noch einmal ergattern wir den nun schon gewohnten Parkplatz am Traunkai, noch einmal heben wir zur Feier des Tages zwei Piccolos (oder heißt es Piccoli?), noch einmal nimmt genau vor mir der verliebte Sitzriese Platz. Nein, es ist nicht derselbe wieder wie gestern, aber auch er hat eine kuschelbedürftige Freundin, die mir die Sicht nimmt. Als sie nicht damit aufhört, tippe ich ihr auf die Schulter und deute mit einer Handgeste mein Problem an, denn man will ja nicht durch Flüstern die Vorstellung stören wie die Dame rechts hinter mir, die ihrem Kind immerzu die Bühnenhandlung erklärt. Oder die beiden Mädchen zur Linken, die sich Getränke migebracht haben und den Orchesterklang durch eine klirrende, weil mit den Füßen umgestoßene Flasche bereichern.

Im heutigem Stück „Orpheus in der Unterwelt“ hat sich leider der Zeitgeist breit gemacht und beschert uns in der Rolle der Öffentlichen Meinung eine nervige Influencerin. Das ist anfangs, als sie die Zuschauer als Follower des Regisseurs identifiziert, noch ganz lustig, später wird es dann aber richtig politisch, und wir bekommen eine Demo im Olymp zu sehen, mit hochgehaltenen Transparenten und allerlei Anspielungen auf den Clown im Weißen Haus. Nun ja, den berühmten „Can Can” noch sehen zu wollen hilft uns über die Pause hinweg, und wir bleiben bis zum Schluss.

Es ist eine wunderschöne laue Sommernacht heute, mit bunten Fontänen im Kurpark und dem Vollmond über der Richard-Tauber-Villa. Die Strecke nach St. Agatha fahren wir nun schon zum fünften Mal und kennen die Radarfallen, die in Österreich vom Navi angesagt werden und somit gar keine Fallen sind, allesamt auswendig. Und ebenso die Stelle, wo wir in den Parkplatz hinter dem Haus einbiegen müssen. Er ist ziemlich voll heute, aber wir klemmen uns noch irgendwo an den Rand.

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In die Berge, wörtlich genommen

Der Frühstücksraum sieht einladend aus, die Zweiertische sind mit den Zimmernummern gekennzeichnet. Unser Platz ist der schönste: direkt am Ostfenster, wo bereits die Sonne hereinlacht. Es gibt ein liebevoll hergerichtetes Buffet mit frischer Butter und landestypischen Marmeladen, alles ist frisch, nichts aus der Konserve. Aber ist das Ei nun weich oder hart? Nun, der Löffel erweist sich als ebenso überflüssig wie der Eierbecher. Und die Tomaten heißen hier Paradeiser.

Heute wollen wir in die Berge gehen, was hier im Salzkammergut wörtlich genommen werden darf, denn hier ganz in der Nähe befinden sich die berühmten Dachsteinhöhlen, allen voran die Rieseneishöhle. Um sie zu besuchen, vertraut man sich am besten der Krippenstein-Seilbahn an. Sie besteht aus drei Abschnitten, auf dem ersten gelangt man in die Nähe der beiden Höhlen, der zweite führt dann hinauf zum Gipfel und der dritte wieder ein Stück weit hinab aufs Felsplateau.

So ganz bleibt einem der Aufstieg zum Höhleneingang aber dann doch nicht erspart, denn es gilt noch einen etwa viertelstündigen Weg zu bewältigen. Gemächlich geht zwar anders, wir schaffen es aber dennoch auf die Minute pünktlich. Oder, anders ausgedrückt: gerade noch rechzeitig, um mitzubekommen, dass sich der Führungsbeginn um 10 Minuten verzögert. Halb so schlimm: viel schwerer wiegt, dass wir nicht mit den 500 Treppenstufen im Inneren des Berges gerechnet haben. Und so muss die Liebste, für die das zu anstrengend wäre, leider draußen bleiben. Warum bitte verrät man das nicht schon am Ticketschalter?

Die Grotte ist nicht durchgehend beleuchtet, es heißt also zusammenbleiben, will man nicht plötzlich im Dunkeln stehen. Zwar hülfe einem dann die Taschenlampe weiter, die ja heute jeder im Handy mitführt, aber es gibt zwischen den Schauräumen auch massive Eisentüren. Warum? Weil es drinnen kalt bleiben soll.

Der erste große Höhlenraum ist zugleich der tiefstgelegene. Am tiefsten Punkt hat man offenbar ein Höhlenbärenskelett gefunden, zumindest liegt eines dort. Der Bär selbst geistert nicht nur als Schatten über die Höhlenwände, es gibt ihn auch als bewegliche, furchterregend brüllende Puppe. Den Kindern in der Gruppe gefällt das sicher.

In der nächsten Halle, die wir über den bewußten Treppenanstieg erreichen, ist die Luft deutlich kälter und fühlt sich durch den Gegenwind an, als träte man in einer eisigen Nacht hinaus ins Freie. Eisig ist genau das richtige Stichwort, denn vor uns türmen sich nun gewaltige Tropfsteine aus Eis. Sie sind kleiner geworden als noch vor ein paar Jahren, der größte von ihnen ist von 15 auf nur noch sieben Meter zusammengesackt – eine Folge des Klimawandels oder vielleicht auch der Wärme, die über die vielen Besucher in die Höhle gelangt. Hier im Parsivaldom werden sogar hin und wieder Konzerte gegeben, mit klammen Fingern vermutlich. An gewöhnlichen Tagen kommt die Musik nur aus Lautsprechern. Und um eine naheliegende Vermutung zu entkräften: nicht Parsivalklänge erfüllen den wechselnd bunt erleuchteten Höhlenraum, sondern Zarathustra.

Die eindrucksvollste Eismasse befindet sich im letzten, dem Tristandom. Man überquert sie auf einer Hängebrücke, von der aus man in die kalte Tiefe schauen kann, als überquerte man eine Gletscherspalte. Auch hier gibt es Musik, auch hier wird das Eis in wechselnden Farben angeleuchtet.

Der etwa einstündige Rundgang geht hier nun zu Ende, durch eine letzte Türe gelangt man wieder hinaus und kann ein Stück weiter unten den Eingang mit den wehenden Fahnen ausmachen. Und am Berg gegenüber den Eingang zur Mammuthöhle. Um dorthin zu gelangen, heißt es zunächst zur Mittelstation hinab- und drüben wieder hinaufsteigen. Nicht ganz so weit hoch, aber immerhin.

Namensgeber der Mammuthöhle war keineswegs ein Mammut, denn die gab es am Dachstein nicht. Die Entdecker wollten damit lediglich ausdrücken, wie groß diese Höhle ist. Bücken muss sich hier jedenfalls niemand, außer vielleicht am Eingang. Zusammen mit der Gruppe durchstreifen wir verschiedene Hallen, eine eindrucksvoller als die andere. Eis gibt es hier freilich keines, dafür aber die lebensgroße Gestalt eines Höhlenforschers, der sich an einem Seil von der Decke herabläßt. Welche der Höhlen die schönere ist? Eigentlich beide.

Während wir zur Mittelstation hinablaufen, schwebt eine der Gondeln des zweiten Seilbahnabschnitts über uns hinweg. Dort hinauf wollen wir natürlich auch noch, denn vom Krippenstein aus hat man einen wunderschönen Blick hinüber zum Dachsteingletscher. Vielleicht vorher noch erkunden, wohin die dritte Etappe führt? Dort hinunterzuschweben ist zwar schön, aber die Aussicht war oben besser. Und so kehren wir dorthin zurück und bewundern noch ein Weilchen die Alpenrosen und Enziane in der Umgebung der Gipfelstation, ehe wir uns schließlich, nicht ohne vorher noch auf halber Höhe einen Blick ins Höhlenmuseum geworfen zu haben, wieder dem untersten Seilbahnabschnitt zuwenden, der uns hinab zum Parkplatz bringt – und dann hinein ins heiße, weil in der prallen Sonne stehende Auto.

Auch hier arbeitet man mit automatischer Kennzeichenerfassung, allerdings muss man dem Kassenautomaten vorher durch Eintippen kund tun, für welches Auto die 5 Euro Parkgebühr gedacht sind.

In Bad Ischl, wo wir heute unsere zweite Operettenvorstellung genießen können, machen wir es uns heute leichter und steuern nicht den Parkplatz an, sondern fahren ein Stück weit an der Traun entlang, wo wir letztes Jahr vollig kostenlos parken konnten. Und tatsächlich ist an derselben Stelle auch heute wieder eine Parklücke frei. Dieselbe wie vor einem Jahr! Was für ein schöner Zufall. Über die Fußgängerbrücke ist es nur ein kurzer Weg hinüber in den Kurpark, wo wir uns sogleich nach einem kleinen Imbiß umtun.

Vielleicht am „Börni Burger“ überschriebenen Standl, das so exotische Grill- und Börgerspezialitäten wie Hämbörger, Salzbörger, Zigeunerbörger oder Habsbörger anbietet? Unsere Wahl fällt auf die letzteren beiden, und wir lassen uns Teller und Besteck dazu geben. Den Aperitiv gibt es freilich erst hinterher, wollen wir doch die Zeit bis zum Beginn der Vorstellung wieder wie gestern auf einer lauschigen Bank im Kurpark zubringen. Doch sind die beiden bei Billa erstandenen Piccolos gerade einmal halb geleert, als vom Kurhaus herüber eine Stimme ertönt: Liebe Gäste, in fünf Minuten beginnt der Einführungsvortrag! Wie denn, eine halbe Stunde früher als gestern? Es hilft nichts, die beiden Flaschen müssen in meine Hosentasche mit dem Ergebnis, dass ich mich beim Hinaufgehen wie ein Westernheld fühle.

Auf dem Programm steht heute die premiere eine Lehar-Operette, die nur sehr selten aufgeführt wird: Die blaue Mazur. Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Komponist die Geschichte um eine zunächst unglückliche Ehe mit meisterhaften Melodien umrahmt. Namensgeberin ist der polnische Volkstanz Mazurka. Und auch das Bühnenbild läßt keine Wünsche offen.

Allein ein kleines Detail trübt ein wenig den Genuß: vor mir hat ein Sitzriese mit verliebter Freundin Platz genommen. Spielt letzteres denn eine Rolle? Und ob, denn zu meinem Leidwesen lieben die beiden es, während der Vorstellung immer wieder die Köpfe zusammenzustecken, auf Kosten meiner ohnehin schon recht schmalen Blickachse. Nun ja, wir haben es heute zum Glück mit einer halb-szenischen Vorstellung zu tun, bei der das Orchester die Bühnenmitte füllt und die Darsteller links und rechts daneben agieren. Das geht dann schon ganz gut, und es ist ja auch schon das Zuhören ein Genuß.

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Lehar-Festival 2025

Die Karten für das diesjährige Lehar-Festival hatten wir lange im voraus gebucht, und ebenso unsere Unterkunft, denn im August sind im Salzkammergut die freien und bezahlbaren Zimmer rar. Unsere Wahl fiel dieses Mal auf die Pension Leprich in St. Agatha, einem Ortsteil von Bad Goisern, denn hier sind wir genauso nah an Hallstatt wie an Bad Ischl.

Die ideale Strecke dorthin führt über Passau und dann aber nicht auf der Autobahn A8 bis weiter nach Wels, sondern quer über den Hausruck und nach Vöcklabruck, wo wir wieder auf die dann schönste Strecke treffen, nämlich am Traunsee entlang in die Berge hinein. Vorher suchen wir aber noch unsere Lieblings-Tankstelle in Haag auf.

Summa summarum führt uns das Navi in rund viereinhalb Stunden, von kurz vor 10 bis kurz nach 2 Uhr, schnurstracks bis zur angegebenen Adresse. Dort sieht es aber ganz und gar nicht nach Pension aus. Des Rätsels Lösung: ich hatte bei der Hausnummer eine Ziffer ausgelassen. Das Leprich wäre schon vorne an der Straße gewesen, großes Schild inklusive.

Im Haus gilt Self-Check-in, der Zimmerschlüssel liegt auf dem Tresen. Es ist ein sehr schönes Zimmer mit wenig Steckdosen, aber großem Ostbalkon. Allzuviel Zeit, ihn zu genießen, bleibt uns allerdings nicht, denn unsere erste von drei Operettenvorstellungen findet ja schon heute abend statt. Was zieht man an bei dieser Wärme? Ich entscheide mich für ein langärmliges Hemd, das ich notfalls hochkrempeln kann. Notfalls? Nein, besser doch von Anfang an.

Vorher muss aber noch das Auto auf den Parkplatz neben dem Kongreß- und Theaterhaus. Papiertickets gibt es hier nicht, beim Einfahren wird mir meine Autonummer auf dem Display gezeigt. Und wo steht der Kassenautomat? Es gibt keinen, klärt uns der ortskundige Parkplatznachbar auf. Sie zahlen an der Ausfahrt mit ihrer Bankomat-Karte, dann öffnet sich die Schranke. Na, hoffentlich funktioniert das, sonst blockieren wir die einzige Ausfahrt.

Eigentlich hatten wir mit einem Kurpark voller Imbißbuden gerechnet, so wie im vergangenen Jahr. Die gibt es heuer aber nicht. Zum Glück ist man in Bad Ischl aber ja nie weit vom Zentrum mit der Fußgängerzone weg, und dort findet sich ein Billa-Markt, der Topfengalatschen verkauft. Was das ist? Nun, Topfen ist das österreichische Wort für Quark, und Golatschen sind Teigtaschen. Die zeitgleich erstandenen Getränkedosen bringen wir ins Auto, das ja zum Glück direkt neben dem Theaterhaus parkt.

Wir sitzen in der drittletzten Reihe, also mit relativ großem Abstand zur Bühne. Seitliche Ränge gibt es hier nicht. Die Operette heißt „Eine Nacht in Venedig“, wurde komponiert von Johann Strauß und steckt voller bekannter Melodien. Die Handlung zu schildern würde den Rahmen dieser Geschichte sprengen, daher nur so viel: es ist eine Verkleidungs- und Verwechslungskomödie mit allerlei Liebesverwirrungen.

Das Verlassen des Parkplatzes gestaltet sich wie erwartet etwas chaotisch, aber zum Glück steht ein Helfer neben der Schranke.

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Viel Verkehr heute

Für unseren letzten Reisetag haben wir uns zwei weitere Museen vorgenommen: das Verkehrszentrum des Deutschen Museums und das Schloss Oberschleißheim. Vorher statten wir noch der Probebühne des Münchner Residenztheaters einen kurzen Besuch ab, denn dort will die Liebste demnächst unter der Leitung von Anna Tsuri für „Peter und der Wolf“ proben.

Und noch vorherer frühstücken wir. Nicht im Hotel, sondern in einem kleinen Konditorei ganz in der Nähe. Laut Internet öffnet sie um 8 Uhr. Durch die Schaufenster ist jedoch zu sehen, dass drinnen die Stühle auf den Tischen stehen. Dabei ist es bereits kurz vor halb neun! Nun, wahrscheinlich sind gerade Betriebsferien, denke ich mir, schaue aber vorsichtshalber auf die Eingangstür. Zu meinem Erstaunen steht sie offen. Wir gehen also hinein und machen uns bemerkbar. Eigentlich öffnen wir erst um neun Uhr, gibt eine freundliche Stimme Auskunft. Und so steht es auch auf den Speisekarten, die nun auf den zwischenzeitlich korrekt von Stühlen umstellten Tischchen stehen. Aber wir könnten gerne auch schon jetzt ein Frühstück haben.

Solcherart gestärkt suchen wir jetzt unsere U-Bahn-Station auf. Die U2 muss zur Zeit baustellenbedingt im Bahnhof Wettersteinplatz wenden. Und das bedeutet, dass alle Fahrgäste hier aussteigen müssen. Auch wir, die wir gerade erst eingestiegen sind und Platz genommen haben? Das Mißverständnis ist schnell geklärt. Am Hauptbahnhof gilt es dann, in die U4 oder U5 umzusteigen – je nachdem, welche zuerst kommt. Die U4 gewinnt zwar, fährt aber heute verkürzt, so dass es letztlich eben doch die U5 wird.

Das Verkehrszentrum befindet sich in den alten Münchner Messehallen. Von der U-Bahn kommend muss man, um zum Eingang zu gelangen, erst noch den großen gepflasterten Platz überqueren. Dann aber steht man auch schon in der ersten von insgesamt drei Hallen. Es geht hier um Autos und um Nahverkehr. Wie klein doch die PKWs früher waren! Und das gilt nicht nur für den Heinkel Kabinenroller, sondern auch für den daneben geparkten Opel GT, zu seiner Zeit ein Traumauto. Haupt-Blickpunkt ist aber natürlich der große blaue Münchner U-Bahn-Wagen der ersten Generation, flankiert von einer grünen Nürnberger Straßenbahn und ihr gegenüber einer alten Fahrradwerkstatt. Ja, genauso sah in den 1960er Jahren die Werkstatt aus, die ich als Kind so oft aufgesucht hatte, um mit dem Nachbarsjungen im Hof Fußball zu spielen. In der zweiten Halle stehen eine wuchtige Dampflok und ein moderner ICE Seite an Seite, man kann zwischen ihnen entlang laufen und im weiteren Verlauf auch noch so allerhand weiteres Rollmaterial bewundern, ein Schweizer Krokodil zum Beispiel. Vor der rückseitigen Längswand stehen ein paar weitere Autos versammelt, und an der Stirnseite schaut man einer Zahnradbahn auf die Zahnräder. Der Übergang zur dritten Halle befindet sich im oberen Stockwerk. Um drüben wieder hinunter auf den Flur zu gelangen, kann man sich einer Rutsche anvertrauen: huiii, was für ein Spaß! Dabei wären auch die Exponate in der oberen Etage des Anschauens wert gewesen. Aber es gibt ja schließlich Treppen, und die funktionieren in beide Richtungen. Oben stehen die Konzeptfahrzeuge, unten der Rennsport, und ganz hinten gibt es noch eine Sonderausstellung über den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof, Stichwort Stuttgart 21.

Unser Auto parkt derweilen brav im Schatten eines Giesinger Baumes gleich neben der Probebühne, verkehrsgünstig zu erreichen via U1 und den Bahnhof, der genauso heißt wie sein Stadtteil. Denn da wir noch einen weiteren Besuch planen und für dieses Ziel an die nördliche Peripherie müssen, verbinden wir auf diese Weise ökonomisch Nahverkehr und spätere Heimreise.

In Schleißheim kennen wir uns ja bereits ganz gut aus, vorgestern habe ich im Bereich des Alten Schlosses einen schönen Parkplatz mit schattenspendenden Bäumen erspäht, den wir nun ansteuern. Zwar hätte auch das Neue Schloss einen Parkplatz gehabt, noch dazu näher am Eingang, dafür aber völlig schattenlos. Wo genau befindet sich denn überhaupt dieser Eingang? Nun, folgen wir einfach der zielstrebig auf die nordwestliche Ecke zusteuernden Familie vor uns! Wie sich herausstellt, wollen die aber gar nicht ins Schloss, sondern in den Park. Der Schlosseingang wäre, vom falschen Parkplatz her nicht sichtbar, in der Mitte der langen Westfront gewesen.

Und dann stehen wir endlich im ersten Saal, einer Säulenhalle mit prächtigem Dekor. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst weitergehen soll, in die angrenzenden Säle oder die marmorne Treppe hinauf, wo einen weitere Säle erwarten, einer schöner als der andere, wir können uns kaum losreißen von den bunten Deckengemälden. Vor lauter Bewunderung hätten wir beinahe die bemerkenswerten Stuckköpfe im Treppenhaus übersehen. Doch was ist das, meldet sich da etwa schon wieder der Kleine Hunger? Drüben im Alten Schloss haben wir vorhin einen schönen großen Biergarten mit SB-Restaurant gesehen: zwei Portionen Rostbratwürste mit Sauerkraut und ein kühles Getränk sind genau das, was wir jetzt brauchen. Und dann marschiert auch noch die Blaskapelle einer Hochzeitsgesellschaft auf. Man hebt die Krüge, um die Braut hochleben zu lassen, aber was ist das denn? Den Trinkspruch „Eins – Zwei – Getrunken!“ hatte ich irgendwie anders in Erinnerung?! Egal, die Stimmung jedenfalls könnte nicht besser sein.

Unser Tischnachbar freut sich, dass es uns in Schleißheim so gut gefällt, schließlich seien das hiesige Schloss und der Park mindestens genauso schön wie das von den Touristen favorisierte Nymphenburg. Auf dem Weg zur Autobahn nach Nürnberg könne man übrigens recht günstig bei Allguth tanken. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und finden die besagte Tankstelle. Oder vielmehr dessen Preistafel. Aber wo sind hier die Zapfsäulen? An der Hauptstraße nicht, und hinten bei der Einfahrt zur Waschstraße auch nicht. Jemand der aussieht, als kenne er sich hier aus,  schickt uns in die Straße gegenüber, der wir einfach nur ein Stück weit folgen müßten. Leider haben wir aber erneut kein Glück, fahren kreuz und quer, befragen das Navi nach Tankstellen in der Nähe und entdecken schließlich einen Wegweiser, der aus der anderen Fahrtrichtung nicht zu erkennen war, da hinter Strauchwerk versteckt. Nun steht der entspannten Heimfahrt nichts mehr im Wege, um Punkt 20 Uhr 15 sind wir zuhause.

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Die Grotte des Kini

Heute vor 139 Jahren, am 14 Juni 1886, ertrank König Ludwig II. von Bayern auf ungeklärte Weise im Starnberger See. Schon wenige Tage später wurden seine Prachtbauten für gewöhnliche Besucher geöffnet. Für ungläubiges Staunen sorgte dabei die „Wundergrotte“, die sich der „Kini” im Park von Schloss Linderhof hatte erbauen lassen: eine künstliche Höhle mit einem Höhlensee, darauf ein Muschelboot als Requisite für den Tannhäuser aus Richard Wagners gleichnamiger Oper. In diesem einzigartigen Theater gab es nur einen einzigen Zuschauer, nämlich den König selbst. Sein Platz war oben auf dem Pfauenthron, zu dem einige Stufen hinaufführen.

Die Führungen in der nunmehr wieder zugänglichen Grotte beginnen um 9 Uhr und dann alle 20 Minuten. Ob man es in die erste Guppe des Tages schafft, hängt natürlich von der Situation an der Kasse ab: hatte man Pech und eine Reiseleiterin mit einer Tasche voller Bargeld vor sich, reicht die verbliebene Zeit nicht mehr aus, um noch die erste Führung des Tages zu erreichen, denn zur Grotte heißt es ein Stück weit bergan zu laufen, eine Viertelstunde etwa, je nach Kondition. Wie man uns oben sagt, hat heute kein einziger Besucher die Herausforderung bewältigt, an ein Zeitfensterticket schon für 9 Uhr zu kommen, um vor den ersten Reisegruppen an den Gestaden des Grottenmeeres zu stehen und aus verborgenen Lautsprechern Richard Wagners zauberhaften Klängen zu lauschen, während sich zugleich blaues, von der gleichnamigen Grotte auf Capri inspiriertes Licht über die Szenerie ergießt.

Die Wundergrotte, deren Steintür sich jetzt wieder hinter uns schließt, ist aber nicht das einzige faszinierende Bauwerk hier oben. Nur einige Schritte entfernt steht auf einer Terrasse mit malerischer Aussicht der Maurische Kiosk, dessen Inneres durch die bunten Glasfenster in zauberhaftes Licht getaucht erscheint. Ganz hinten schlagen drei kristallene Pfauen ihr farbenprächtiges Rad. Natürlich darf kein Besucher dort hinein, aber die bodentiefen Glasfenster gewähren einen ausreichenden Einblick.

Der Weg hinab zum Königsschlößchen führt über den offenen grünen Musikpavillon und dann durch einen herrlichen Laubengang. Eigentlich sind es sogar deren zwei, einer links und einer rechts der Wasserkaskade. Unten angekommen heißt es, sich in die richtige Warteschlange für die Schlossführung einzureihen. Zum Glück ist unsere Schlange nur genau zwei Personen lang, nämlich wir beide, und erst kurz bevor es losgeht, kommen noch eine Handvoll weitere hinzu. Drinnen geht es im Uhrzeigersinn durch die verschiedenen Räume, das königliche Schlafzimmer liegt nach hinten hinaus und der Speisesaal mit dem berühmten Tischlein-deck-dich an der Ostseite. Hatten wir nicht vorhin schon einen dieser schönen Porzellanpfauen? Richtig, es gibt nämlich zwei davon, und immer wenn der König anwesend war, standen sie draußen vor der Tür.

Die große Wasserfontäne im Schlossteich wird immer nur für kurze Zeit in Betrieb genommen, wahrscheinlich reicht der Wasserdruck nicht für Dauerbetrieb. Punkt 11 Uhr baut sich der gischtende Strahl auf und verbreitet angenehme Kühle, denn heute ist ein sonniger und warmer Frühsommertag.

Der Schlosspark hat abseits der verspielten neubarocken Wasserkunst noch viel mehr zu bieten, vorausgesetzt man ist einigermaßen gut zu Fuß und scheut auch nicht den langen Weg bis hinunter zum Verbotenen Tor ganz am Ende des Parks, denn dort in der Nähe steht die Hundinghütte. Es ist nicht mehr dieselbe wir zu König Ludwigs Zeiten und steht auch nicht mehr am ursprünglichen Platz, denn das Original war dort 1945 abgebrannt, und die Rekonstruktion ist aus diversen Gründen hier im Schlosspark besser aufgehoben. Damit sie nicht dasselbe Schicksal erneut ereilt, hat die Schlösserverwaltung einen Aufpasser abkommandiert. Ob wir Wagnerianer seien, versucht der sympathische Baum- und Schwerthüter unser Vorwissen zu testen, während ich ihm zugleich seinen Arbeitsplatz neide, denn es ist ein sehr angenehmer und verträumter Ort, der mit seinem Waldweiher zum Verweilen und Philosophieren einlädt, wie es dazumal wohl auch der Märchenkönig ausgiebig praktiziert hat. Der Baum freilich, um den die Hütte herum konstruiert ist, will mir ein wenig exotisch erscheinen, denn eine Buche trägt für gewöhnlich kein Eschenlaub.

Vorbei an Gurnemanz’ Einsiedelei wenden wir uns nun wieder dem westlichen Parkteil zu, wobei wir uns zum Glück für den Weg über die Hügel entscheiden, denn der ist mit Tafeln garniert, welche die geplanten, aber nicht realisierten Parkbauten erläutern. Auch der marmorne Pavillon am Endpunkt des Weges war eigentlich als Platzhalter für den Theaterbau gedacht, der hier entstehen sollte: im schlosswärtigen Hang sind noch die heute grasbewachsenen Rampen für die Pferdekutschen erkennbar, und der Blick von hier oben auf das Königsschlößchen ist so märchenhaft, dass man, hätte man an einen Rucksack mit Verpflegung gedacht, durchaus länger hier verweilen könnte und möchte. Letztlich gewinnt aber die Sehnsucht nach einem schattigen Biergarten die Oberhand, und nach einer kurzen Visite im Raum, der direkt neben den Kassenschaltern die Sanierung der Venusgrotte dokumentiert, schlägt das entsprechend instruierte Navi vor, sich nach Oberammergau zu wenden. Den dortigen Biergarten gibt es zwar, leider aber heute ohne Bewirtung. Immerhin versorgt uns aber der nebenan gelegene Supermarkt mit dem nötigsten: Wurst, Brötchen und Bierdosen. Wenn wir jetzt noch einen hübschen schattigen Parkplatz fänden? Im Idealfall, bevor wir die Autobahn erreichen? Letztlich wird es, rund eine Stunde später, aber dann doch der vertraute Stellplatz hinter dem Hotel.

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Zum Gärtnerplatz via Flugwerft

Unsere Landeshauptstadt München verfügt nicht nur über ein attraktives kulturelles Angebot, sondern auch über einen hervorragenden Nahverkehr, der allerdings einen großen Nachteil hat: nach dem Ende der Vorstellung erreicht man den letzten Regionalzug zurück nach Nürnberg nicht mehr. Da man andererseits aber ja auch nicht mit dem Auto ins Stadtzentrum fahren will, steigt man idealerweise in eine U-Bahn um, die einen vom nördlichen Stadtrand direkt bis vor das gewünschte Ziel bringt. Für das Gärtnerplatztheater wäre das die U2, die in Feldmoching ihre nördliche Endstation hat. Man könnte sich dann, so man wollte, tagsüber auch noch der einen oder anderen Attraktion von Schleißheim widmen und hätte somit ein optimales Tagesprogramm.

Allerdings wollen wir tags drauf auch noch in den Ammergau, um im Graswangtal die frisch restaurierte und vor kurzem neu eröffnete Venusgrotte von Schloss Linderhof zu besuchen. Hierfür sucht man sich dann doch besser eine Operationsbasis im Süden von München, um von dort möglichst frühzeitig beim Schloss Linderhof einzutreffen, in dessen Park sich die Grotte befindet. Schön und gut, aber dann entfiele ja Schleißheim?! Samt Flugwerft und Schloss! Das kommt natürlich nicht in Frage, und so lautet der Plan schließlich: von Schleißheim mit dem Auto zum Motel One Campus München, abends dann mit der U1 zum Gärtnerplatz und nach der Vorstellung wieder zurück, am nächsten Morgen per Auto nach Linderhof und ebenfalls wieder zurück, am dritten Tag schließlich das Auto an der U2 parken, mit dieser und der U5 zum Verkehrszentrum und wieder zurück zum Auto und nach Schleißheim, um dort in angenehmer Nähe zur heimwärts führenden Autobahn das Besichtigungsprogramm abzuschließen. Kompliziert? Mitnichten.

Die kleine Straße zu Flugwerft in Schleißheim unterquert zunächst zwei Torbögen, die Teil des Alten Schlosses sind, und endet an einem Parkplatz, auf dem nur gerade eine Handvoll Autos steht. Es ist ein heißer Sommertag, der erste in diesem Jahr, und wir sind froh, noch einen Parkplatz im Schatten zu ergattern. In der Flugwerft, einer Außenstelle des Deutschen Museums München, ist heute ausgesprochen wenig Publikumsverkehr. Die Verwaltung hat die Halle gut aufgeräumt, der rote Fokker-Dreidecker und seine insgesamt 6 Tragflächen stehen alle ordentlich nebeneinander. Am Flugsimulator hängt ein Schild „außer Betrieb“. Es scheint in dieser ersten Halle um die Pionierzeit der Fliegerei zu gehen, mit allerlei Schulungsflugzeugen wie der Udet Flamingo oder der Etrich-Rumpler Taube, dem rumpflosen Nurflügel-Segelflugzeug Horten IV, bei dem der Pilot bäuchlings im Mittelsegment unterkam, und einem Fluggerät der Gebrüder Wright, das auf den ersten Blick seltsam asymmetrisch aussieht: warum hat man den Motor denn nicht mittig plaziert? Nun, so ein Flugzeug braucht ja auch einen Piloten, und schon stimmte die Masseverteilung wieder.

Der deutlich größere Teil der Ausstellung befindet sich im Hangar, den man über ein Verbindungsgebäude mit allerlei Kleinexponaten, vorwiegend Modelle, erreicht. Hier drüben stehen so wuchtige Maschinen wie die als Berliner Rosinenbomber bekannte DC-3 oder die Heinkel He 111, aber auch Hubschrauber aller Art, der berühmte Senkrechtstarter DO-31, das Experimentalflugzeug VFW ATTAS mit der ungewohnten Anordnung der Strahltriebwerke über den Tragflächen statt darunter, einige Hubschraubern wie die Bo 105 und am hinteren Ende der Halle eine Versammlung von Kampfjets wie Starfighter oder Alphajet. Bei der großen alu-verkleideten Walze mit den vier gigantischen Trichtern am einen Ende handelt es sich um die erste Stufe der letzten gebauten Europarakete F15, die dann aber nicht mehr zum Einsatz kam. Und auch die zweite Stufe hat ihren Weg hierher in die Halle gefunden. Das größte Exponat des Museums aber steht draußen auf der Freifläche: es ist eine olivgrüne Transall, also ein Militärtransporter.

Schade, dass das Museum über keinerlei Gastronomie verfügt, aber drüben beim Parkplatz hatten wir den Aushang einer Pizzeria gesehen. Sie befindet sich nur hundert Schritte entfernt und lockt mit schattigen Tischen und freundlicher Bedienung. Vom Flugzeugbesichtigen schon etwas ermattet, ordern wir je eine Pizza, ehe wir schließlich zu unserem Hotel aufbrechen.

Wie immer, wenn man mit dem Auto anreist, stellt sich die Frage: wo parken? Das Motel One preist natürlich seine Tiefgarage an, aber der Parkschein oben an der Straße, wo das Auto jetzt steht, ist um ganze vier Euro günstiger. Man kann den Apparat mit Münzgeld füttern, aber wer trägt schon 11 Euro in klein mit sich herum? Scheine nimmt er nicht, Karten auch nicht. Man kann ihm auch keine SMS mit der Autonummer und der gewünschten Parkzeit schicken. Und so bleibt nur noch die Möglichkeit, die zugehörige App herunterzuladen – und sich darin erst einmal zu registrieren. Eingeweihte ahnen schon, was jetzt passiert: man vergibt einen Benutzernamen und ein Passwort, muss dann auf einer zweiten Seite weitere Daten über sich preisgeben und ebenso auf einer dritten. Adresse, Geburtsdatum, Handynummer, Schuhgröße – inwiefern bitte ist das alles fürs Parken relevant? Und bin ich jetzt fertig? Nein, jetzt muss noch das Auto registriert werden. Und jetzt? Zahlungsdaten! Natürlich, die App muss das Geld ja von irgendwo einziehen. Also Visa-Karte herauskramen und alles eingeben, samt Karteninhaber, Ablaufdatum und Prüfziffer. Abgelehnt! Habe ich mich vertippt, oder hakt es technisch wieder mal irgendwo? Aha, es wird auch Lastschrift angeboten, sprich: Kontoinhaber und IBAN, also jene 18 Ziffern, für die man eigentlich drei Hände bräuchte, um sie ins Smartphone zu übertragen. Jetzt fertig? Nein, ein Fehler ist aufgetreten. Wahrscheinlich hat das alles viel zu lange gedauert, und ich stehe ja auch schon seit einer Viertelstunde quasi illegal auf dem Parkplatz. Aber dann funktioniert es plötzlich doch, ich kann den Bezahlvorgang starten und habe nun Ruhe bis morgen früh um 9 Uhr. Zudem können wir jetzt überall in München, wo diese Automaten stehen, das Parken direkt vom Auto aus per Knopfdruck starten. Wir werden darauf zurückkommen.

Wie kommen wir denn nun von hier zum Gärtnerplatz? Der übrigens nicht so heißt, weil er so schön mit Blumenrabatten gestaltet ist, sondern weil damit der Architekt Friedrich von Gärtner geehrt werden soll, Erbauer des Aschaffenburger Pompejianums und der Kelheimer Befreiungshalle. Wie dem auch sei, es ist ein wunderschönes Theater und eine ebenso schöne Operette, wie bei Johann Strauss nicht anders zu erwarten war. Vorher aber müssen wir anhand der Reihen- und Platznummer unsere Stühle finden. Nur beginnt die zweite Reihe nicht mit 18 und 20 wie die dritte, sondern mit 26 und 28, und ein Stück weiter rechts wären ja schon im Bereich von Tür 2. Die Saaldienerin verweist uns auf die Reihe 3, wir lehnen natürlich ab. Des Rätsels Lösung ist, dass die zweite Reihe über deutlich mehr Plätze verfügt als die dritte, daher die Diskrepanz. Und wer sitzt nun genau zwischen uns auf der 19? Niemand, denn genau wie bei den Hausnummern gibt es rechts nur gerade und links nur ungerade Zahlen.

Ob Johann Strauss es so geplant hatte, dass seine Waldmeisterbowle-Besoffenen sich im dritten Akt, spärlich bekleidet, erotisch so nah kommen wie gezeigt? Nun, wie sagte doch der bekannte Juror eines RTL-Tanzwettbewerbs so schön: dran ist nicht drin. Zum Abschluß gab es viel Applaus, denn es war wirklich eine sehr gelungene Aufführung.

Bei der Rückfahrt zum Hotel heißt es aufpassen, denn von der Fraunhoferstraße gehen mehrere Linien ab, von denen nur die U1 den Ast befährt, an dem auch unser Ziel liegt: der Wettersteinplatz.

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Vom Frauenschuh zum Glücksdrachen

Es gibt einen Berghang in der Fränkischen Schweiz, den ich mit meinem Papa in den vergangenen Jahren so oft aufgesucht hatte, dass wir uns dort schon fast wie zuhause fühlten: mit jedem Baum und jedem Strauch waren wir quasi per Du, kannten jede Wegbiegung und natürlich auch jede Stelle, an der es sich lohnte, ein paar Augenblicke lang zu verweilen, um den Blick in die Ferne zu genießen, das Summen der Insekten, den Duft der Wiesenkräuter oder das Zwitschern eines Vogels.

Ganz besonders liebten wir aber die botanischen Raritäten entlang des Weges und erfreuten uns an deren jährlichem Stelldichein an den vertrauten Stellen: das Heckenrosengestrüpp etwa, bei dem sich Jahr für Jahr ein paar Blütenstände der Bocksriemenzunge zeigten, jener heimischen Orchidee, deren Einzelblüten ungewühnlich lang und an ihren Enden spiralig aufgerollt sind, und die angeblich nach Ziegenbock riecht. Weit weniger auffällig sind im Vergleich dazu die kleinen Bienen-Ragwurze, die sich ganz in der Nähe um ein ähnliches Gesträuch gruppieren. Hat man erst einmal seine Augen an einer der insektengroßen Blüten geschärft, entdeckt man ringsum meist noch ein paar weitere. Heute aber nicht: entweder hatte die Art ein schlechtes Vorjahr, oder aber die Knospen verbergen sich noch so tief in den Blattrosetten, dass man sie nicht vom Gras unterscheiden kann.

Am liebsten würde ich an diesem herrlichen Fleckchen Erde noch für einige Zeit verweilen, den Blick am Hochsitz vorbei über das weite Land schweifen lassen und dabei an meinen Papa denken, der diese Fernsicht auch stets sehr genossen hatte, bevor wir wieder zurückliefen zum Wanderparkplatz. In den letzten Jahren strengte ihn der Weg und vor allem die kleine Steigung jedoch zunehmend an, und wir wanderten auch nicht mehr weiter zum Aussichtspunkt mit den Sitzbänken. Seit diesem Jahr ist er nun nur noch in meinen Gedanken mit von der Partie.

Ganz sicher hätte er auch heuer wieder vorgeschlagen, jenes Wäldchen aufzusuchen, wo unsere schönste heimische Orchidee, der Frauenschuh, in recht beträchtlicher Zahl vorkommt. Man muss die Stelle in einem lockeren Buchenlaubwald allerdings kennen, sonst findet man sie nicht. Und da sind sie auch schon: zuerst nur ein paar einzelne verstreute Blüten, aber schon ein Stück weiter heißt es dann aufpassen, wohin man tritt. Jede Pflanze trägt nur eine oder zwei Blüten, die aus jeweils einer pantoffelförmigen gelben Insektenfalle und vier weiteren rostroten Blütenblättern besteht. Eigentlich sind es sogar deren fünf, von denen zwei so verwachsen sind, dass nur die doppelte Spitze das kleine Geheimnis verrät.

Nun ist es aber an der Zeit, zum eigentlichen Ziel unserer heutigen Fahrt aufzubrechen: wir wollen auf der Bühne der Luisenburg-Festspiele eine öffentliche Probe miterleben. Um die Fahrt ins rund 100 Kilometer entfernte Wunsiedel etwas interessanter zu gestalten, wählen wir nicht die Autobahn, sondern nehmen von Pegnitz die Strecke über Kemnath. Leider hat die Erinnerungsstätte für den Heldentenor Peter Hoffmann gerade nicht geöffnet, und auch den Gedenkraum für den Komponisten Max Reger lassen wir ebenso links liegen wie zuvor schon das Wurzelmuseum in Tremmersdorf. Denn allmählich melden sich gewisse Hungergefühle, und an der Luisenburg gibt es, wie wir von unserem letzten Besuch wissen, ein SB-Restaurant. Dummerweise hat es aber geschlossen.

Fündig werden wir allerdings unten im Ort bei Lydias Bratwursthaisl, wo es hinter der Imbißhütte einen kleinen Biergarten gibt – so klein, dass nur gerade einmal vier oder fünf Tische darin Platz gefunden haben. Was für ein bezaubernder Ort, um hier mit einer Halben Bier je einen Bratwurst-Cheeseburger hinunterzuspülen.

Den Parkplatz vor der Luisenburg-Bühne kennen wir bereits von unserem ersten Versuch, hier oben an eine warme Mahlzeit zu kommen. Dass wir ein zweites Mal für den Parkplatz bezahlen müssen, ist zum Glück nicht der Fall: das System erfaßt von jedem einfahrenden Auto das Kennzeichen, das man sodann beim Bezahlen in den Kassenautomaten tippen muss. Unterläßt man es, wird eine saftige Vertragsstrafe fällig. Auf dem Hinweisschild steht aber, dass das Ticket 24 Stunden gilt.

Und Hinweisschilder sagen ja bekanntlich immer die Wahrheit: unterhalb der letzten Treppe steht zum Beispiel eines, das auf eine öffentliche Toilette hinweist, mit einem Pfeil in Richtung eben dieser Treppe. Aber wo befindet sich das ersehnte Örtchen denn nun? Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes werden wir fündig. Leider ist aber die Tür versperrt. Und das, obwohl eine Besucherin sagt, sie habe dort vor wenigen Minuten noch jemanden herauskommen sehen. Ich frage am Eingang des Felsenlabyrinths, wie das denn sein kann? Wir schließen in einer halben Stunde, so die Auskunft, also haben wir das Klo geputzt und abgeschlossen. Dann müssen Sie aber doch auch Ihr Hinweisschild wegräumen, mache ich meinem Ärger Luft. Welches Schild? Da unten, unterhalb der Treppe, ein großer Aufsteller mit einem Pfeil drauf! Es stellt sich heraus, dass nicht der Angesprochene, sondern das Hotelrestaurant dieses Schild aufgestellt hat, wahrscheinlich weil bei denen immer wieder Besucher nach einem Klo begehrten. Ich hatte meine Kritik an die falsche Person gerichtet.

Die öffentliche Probe der Festspielbühne läuft etwas schleppend an. Zwar sind die Tickets bereits kontrolliert, aber die Türen zur Tribüne bleiben bis zur letzten Minute geschlossen. Zum Glück stehen wir ganz vorne: der frühe Vogel fängt den Wurm des guten Platzes. Ist ein Arzt anwesend, will plötzlich jemand wissen. Wir haben nämlich einen Notfall. Und müssen deshalb ganz weit zur Seite rücken, werden schließlich sogar durch den kleinen Seiteneingang in den Zuschauerbereich geführt, mit den am längsten Anstehenden als unfreiwilligen Schlußlichtern. Das macht aber nichts, denn die guten Plätze reichen für alle. Und so harren wir der Dinge, die da kommen sollen.

Heute wird die Szene mit dem Spinnennetz geprobt, in welchem sich der arme Glücksdrache verfangen hat, jedoch mit einer List wieder freikommt. Später hat Fuchur, der ganz allerliebst die Augen aufschlagen kann, auch noch eine Szene, in der er seine Flügel ausbreitet und fliegt. Leider mußten eben diese Flügel noch einmal zurück in die Werkstatt, so dass wir nur einen Kopf auf einer Metallkonstruktion zu sehen bekommen. Aber in der Unendlichen Geschichte geht es ja gerade um Phantasie, das passt dann schon. 

Aus den oberen Felsen der Naturbühne tritt soeben eine Stimme heraus. Liegt es an ihren eurythmischen Bewegungen, dass wir die Stimme auch sehen können? Die Stimme wiederum spricht nicht nur, sondern hört auch zu, versteht allerdings nur Gereimtes. Genau hier hat nun das schüchterne Menschenkind Bastian seinen ersten Auftritt, denn Atreju, der nie eine Schule besucht hat, kann nicht reimen. In Wunsiedel wird der Held übrigens von einer athlethischen jungen Frau verkörpert, denn „auch Mädchen können Helden sein“. Wie es mit der Geschichte um das Land Phantasien und seiner Kindlichen Kaiserin weitergeht, wird heute noch nicht verraten.

Es war ein sehr schöner Einblick in die Probenarbeit der Festspielbühne, den wir da bei freiem Eintritt erleben durften, und wir sind schon sehr gespannt auf die fertige Vorstellung – die einzige übrigens, die von den Rechteinhabern autorisiert wurde. Die Fahrt zurück nach Nürnberg verläuft ohne besondere Vorkommnisse.

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Stundenlanges Warten

Obwohl wir erst am späten Nachmittag in Richtung Frankfurt abheben werden, startet unser Airport-Transfer schon um 7 Uhr morgens. Das ist jedoch kein Resultat unzweckmäßiger Planung, sondern für die Ankunft per Schiff so vorgeschrieben.

Alles läuft wie am Schnürchen: das Buffetrestaurant zieht Punkt 6 Uhr die Rolläden hoch, den Kaffee gibt es aber schon eine halbe Stunde früher. Dass es um diese Zeit Fensterplätze in Hülle und Fülle gibt, versteht sich von selbst, außer ein paar Lichtern gibt es allerdings kaum etwas zu sehen. Das patrouillierende Polizeiboot hat deren drei: ein blaues auf dem Dach, ein grünes an der Steuerbord- und ein rotes an der Backbordseite. Allmählich wird der Himmel heller, und über den Wolkenkratzern zeigt sich ein erstes zartes Morgenrot.

Die Kofferanhänger tragen die Ausschiffungsnummer, unsere ist die 36. Ein kleiner selbstklebender Streifen mit derselben Nummer muss auf die Cruise Card, ein weiterer auf die Person, zu der das alles gehört. Alle 36er sammeln sich nun im Restaurant „Hexagon“ auf Deck 6, also ziemlich weit unten. Von dort werden wir über die Gangway hinausgeführt zu den Videostationen. Ein freundlicher Blick in die Kamera, schon öffnet sich die Sperre. Und so reisen wir also zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen in die USA ein. Eine Rolltreppe später stehen wir in der großen Halle mit den numerierten Kofferbergen, wo die unseren geduldig auf uns warten. Dank der vielen Servicekräfte, die ihre immer gleichen Anweisungen heute schon hunderte Male gegeben haben und noch geben werden, finden wir schließlich auch unseren Transferbus und werden in einer etwa halbstündigen Fahrt an den Airport gebracht. So weit, so gut. Und jetzt?

Der Baggage-drop Schalter der Lufthansa hat sicher bereits geöffnet, aber wo befindet er sich? Auf der Bordkarte, die uns die Airline beim gestrigen Check-in zugemailt hat, steht zwar „Terminal 1“, die Terminals des Flughafens tragen aber die Buchstaben D bis J. Immerhin gibt es aber freies WLAN, da kann man nachsehen: wir müssen an die Schalter 620 bis 637, die sich ein Stockwerk höher befinden – und leider alle ziemlich verwaist aussehen. Kann das sein? Dass Abfertigungsschalter der Airlines drei Stunden vor Abflug öffnen, kennt man ja, aber sollte der Vorlauf für die Gepäckaufgabe nicht wesentlich länger sein? Da nirgendwo etwas angeschrieben steht, frage ich eine Sicherheitskraft. Ab ein Uhr nachmittags, lautet die frustrierende Auskunft. Wie bitte? Fünfeinhalb lange Stunden mit unhandlich großem Reisegepäck vor den Schaltern warten?

Wir könnten samt Gepäck mit dem kostenlosen „MIA Mover” an den Flughafenbahnhof fahren und von dort mit dem ebenfalls kostenlosen „Metro Mover” eine Runde durch die Stadt drehen, so die Idee. Ja, wenn wir den Bahnsteig des „Mover“ doch nur finden würden! Der Zugang soll sich auf Ebene 3 befinden, etwa in der Mitte des Halbkreises, von dem die verschiedenen Terminals abgehen. Leider ist die Ebene 3 aber nicht durchgängig begehbar, und so lernen wir, bis wir die Kabinenbahn endlich erreichen, den Flughafen von Miami besser kennen als uns lieb ist. Lohn der Mühe ist eine Fahrt mit der Hochbahn bis hinaus zum Flughafenbahnhof. Können wir hier in den Metro Mover umsteigen? Der Servicemann schüttelt den Kopf: MIA Mover und Metro Mover seien nicht direkt verbunden, wir müßten zuerst per Train etliche Kilometer nach Downtown fahren, und diese Fahrt sei selbstverständlich nicht kostenlos.

So fügen wir uns denn in unser Schicksal und warten und warten und warten. Von halb acht bis halb drei, und dann hinter der Sicherheitsschleuse noch einmal weitere drei Stunden im Gate mit der Nummer J17. Über eines können wir uns hier jedenfalls nicht beklagen, nämlich einen Mangel an Gesellschaft: gleich fünf abgehende Flüge teilen sich denselben Warteraum, so dass weiter hinten kaum noch jemand sehen kann, ob er für die richtige Gruppe ansteht, geschweige denn an der Reihe ist. Die Verspätung beim Abflug holen wir übrigens dank Rückenwind über dem Atlantik wieder auf.

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Abschied von der MSC World America

Die kleinste Insel, die wir im Verlauf unserer Reise kennengelernt haben, ist beim nunmehr zweiten Besuch immer noch so klein wie beim ersten. Und so winzig, dass von jeder Palme und jedem Strand aus das Schiff zu sehen ist, man kann sich hier also beim besten Willen nicht verlaufen. Dennoch steht, für die völlig Verpeilten, an fast jeder Abzweigung ein Wegweiser „Zum Schiff“.

Vom Leuchtturm aus hat man einen besonders schönen Blick auf den markanten Bug der „MSC World America“, deren sechseinhalbtausend Passagiere sich auch heute wieder über die insgesamt zwölf Strände des Inselchens verteilen. Wir wandern um die Lagune herum und lassen uns am äußersten Punkt unter einer Schatten spendenden Palme nieder, denn die Sonne steht senkrecht. Hier draußen gibt es weder Bodenlautsprecher noch Imbißstände. Somit verirren sich auch keine Gäste hierher, die – zur Freude der immerhungrigen schwarzköpfigen Möwen – ihren Teller umbeaufsichtigt lassen.

Morgen schon werden wir mit Miami die letzte Station unserer Reise erreicht haben. Wie lange wir bereits unterwegs sind, zeigt der Blick in den Kleiderschrank: nahezu alles ist vom ordentlichen Stapel ungetragener in den bunten Haufen getragener Wäschestücke gewandert. Wie ist eigentlich der morgige Transfer zum MIA Airport geregelt? Wann werden die Koffer geholt, bis wann muss die Kabine geräumt sein, wie lange können wir noch auf dem Schiff bleiben? Wir erkundigen uns beim Service und erfahren, dass alles Notwendige rechtzeitig auf die Kabine geliefert werden wird.

Das Abendessen im Restaurant „La Foglia“ ist nun also das letzte dieser Reise. Wir verabschieden uns vom Kellner Wika aus Indonesien und seiner Kollegin Jaqueline aus Honduras, die uns beide ob ihrer Wesensart sehr ans Herz gewachsen sind und sich zum Abschied gerne noch mit uns fotografieren lassen.

Zum Glück erfordert das Kofferpacken keine so großen Überlegungen wie bei der Hinreise: fertig ist man, wenn bis auf das morgige Reiseoutfit alles drin ist, mit einer Ausnahme: wir wollen uns ja nicht die Show „Hall of Fame” im Schiffstheater entgehen lassen, erst dann darf auch das quasi letzte Hemd mit hinein. Jetzt noch rasch die Kofferanhänger angebracht, und dann hinaus auf den Flur mit dem Gepäck, damit es vom Schiffspersonal abgeholt werden kann. Erst als sich draußen weibliche Stimmen nähern, wird mir bewußt, dass ich fast nackt vor der Kabinentür stehe: Hemd und Hose sind ja im Koffer!

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