Es gibt hier in der Nähe eine Maya-Fundstätte, die nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Und weil die Zahl der Boote begrenzt ist, brechen wir sehr zeitig auf.
Auf diesen schmalen Booten mit Außenborder sollen je 12 Leute Platz finden? Jeder unbedachte Schritt kann das Boot zum Kentern bringen, und es geht bei jedem neuen Passagier, der an Bord kommt, eine entsprechende Lautäußerung durch die Reihen derer, die schon sitzen, Rücken zur Reling und Füße auf dem Mittelsteg.
Dann spritzt Gischt auf, denn es geht los. Eine gute halbe Stunde lang fahren wir den Grenzfluß zu Guatemala hinab bis zur Anlegestelle der Maya-Stätte Yaxchilan, auf deutsch „grüne Steine“. Und grün sind sie wirklich, die Ruinen zwischen all den Bäumen, die hier zum Teil stehen geblieben sind und der Stätte ein magisches Flair verleihen. Dazu paßt auch, daß der Zugang durch ein labyrinthisches Gebäude fùhrt, zu dem man sich, der Dunkelheit im Inneren entflohen, erst einmal verwundert umdreht und fragt, durch welche der drei Öffnungen man denn nun gekommen ist, des späteren Rückwegs wegen.
Dieser Rückweg ist natürlich mit einer weiteren, noch längeren Bootsfahrt verbunden, denn dieses Mal geht es flußaufwärts.
Als Nächstes steht heute ein Besuch bei den Lakandonen an, den lebenden Nachfahren der Maya, die ihr Erbe hier in Bonampak mit Argusaugen vor möglichen Schäden durch unvorsichtige Touristen bewahren. Die Grabkammer mit den weltweit einzigartigen Wandmalereien dürfen immer nur 3 Personen zugleich betreten, wobei Taschen und andere umgehängte Gegenstände draußen bleiben müssen.
Die Lakandonen, von denen es etwa 500 gibt, haben eine eigene Sprache, die sehr effizient sein muß, denn die lakandonischen Texte sind deutlich kürzer als die inhaltsgleichen spanischen und sogar kürzer als die englischen. Aber es fehlt ihnen offenbar an einem Personengedachtnis, so daß ich mein Permisio, das ist die Erlaubnis mit Video zu filmen, an derselben Stelle gleich dreimal vorzeigen muß.
Nun wenden wir uns der Heimfahrt zu, und da um Punkt 17 Uhr bei uns zuhause gerade die Raketen fliegen, halten wir kurz bei einem kleinen Markt an, um dann im Bus mit einer Dose Corona auf das neue Jahr anzustoßen.
Amüsiert stelle ich fest, daß unser 2010 insgesamt 19 Stunden länger war als bei anderen Leuten, denn begonnen hat es in Neuseeland 12 Stunden früher, und es endet hier in Mexico 7 Stunden später als zuhause. Wenn das kein Grund ist, im Hotelgelände noch eine sommerlich-milde Silvesternacht im Freien zu verbringen.