Wir haben ja offenbar das Karma, im Flieger immer in der letzten Reihe zu sitzen, bestenfalls der vorletzten. Heute nicht, heute gehören uns ziemlich weit vorne in der Boeing die Plätze 17H und 17K. Ein Fensterplatz, nur leider ohne Fenster. Und mit angeschlagener Mechanik, nach schwungvollem Herausturnen aus der allzu engen Sitzreihe und einem unhörbaren Knacks pendelt die Lehne fortan nur noch orientierungslos zwischen aufrechter und Liegeposition hin und her. Das ist ziemlich unbequem, also wird der Stewardeß-Knopf gedrückt.
Schon nach einer halben Stunde kommt sie beim Essenverteilen zufällig vorbei, hört sich das Problem an, meint lapidar „das muß ein Techniker machen“, knipst die Ruflampe wieder aus und arbeitet weiter. Eine weitere halbe Stunde später knipse ich sie wieder an. Die Lampe, nicht die Stewardeß, die diesen Vorgang mit einem erneuten „ich sagte doch, das muß ein Techniker richten“ kommentiert. Ob denn kein anderer Platz im Flugzeug frei wäre? Zwanzig Minuten vor der Landung hat sie einen gefunden. Jetzt lohne sich das Wechseln auch nicht mehr, wage ich anzumerken. Doch, die Sitzlehne müsse bei der Landung senkrecht stehen, das sei so vorgeschrieben. Und so verbringen wir die letzte Viertelstunde dieses langen Fluges – in der letzten Sitzreihe, wie gewohnt.
Immerhin bieten sowohl alte als auch neue Sitzposition atemberaubende Blicke auf das Wolkengebirge, das sich zunehmend rötlich färbt, auch wenn ich mich schier verrenken muß, das Schauspiel durch das Fenster des Hinter- oder Vordermannes zu fotografieren. Warum genau neben mir ein Fenster ausgelassen werden mußte, wissen wohl nur die Boeing-Ingenieure.
Der Flughafen von Punta Cana begrüßt uns mit Palmen auf dem Vorfeld, einer strohgedeckten offenen Empfangshalle. Was für ein Kontrast zur Abreise heute morgen, als es in Deutschland nach einem Wettersturz dicke Flocken schneite, der zum Teil sogar liegen blieb. Daß wir eine halbe Stunde später als geplant in Frankfurt eintrafen, lag allerdings nicht am Schnee, sondern an überholenden Schnellzügen, ein Vorgang der die Verspätung natürlich immer weiter anwachsen läßt.