Irgend etwas liegt heute in der Luft. Am Restaurant werden die Schutznetze heruntergelassen, die Schwalben verkriechen sich im Stroh der Sonnenschirme, und sogar der Baulärm – die Breschen die Sandy geschlagen hat müssen geflickt werden – hört auf, man sieht die Arbeiter unter den Strohschirmen Schutz suchen. Noch ein paar kräftige Böen, dann fallen die ersten Tropfen in den Sand ringsum. Karibische Schirme sind absolut dicht und sehr stabil, und so ist der kleine Schauer ein durchaus unterhaltsames Schauspiel.
Und endlich Stille. 10 Minuten lang nur fallende Tropfen, sonst nichts.
Als erstes setzt der Baulärm wieder ein: Korallensteine werden mit einem Kompaktlader aufgenommen und an eine andere Stelle der Anlage verfrachtet. Wir könnten uns hundert Meter weiter rechts niederlassen, aber dort pumpt ein Aggregat geräuschvoll einen Pool leer. Oder weiter links, wo wir gestern ein paar Stunden direkt am Sandstrand verbrachten, Badevergnügen inklusive. Aber irgendwann ist ja auch Feierabend, und die Arbeiter gehen nach Hause.
Nur die Arbeiter. Denn vorne an der Hauptbar beginnt jetzt Yumba. Bum bum bum bubumbum bum bum bum bubumbum, schallt es bis in den hintersten Winkel. Zum Glück ist der Sonnenuntergang heute ohnehin nicht sonderlich attraktiv, denn die rechte Stimmung wäre bei dem Krach ganz sicher nicht aufgekommen.
Es will eben jeder auf seine Kosten kommen.
Beim Abendessen ist heute der Servietten-Verbrauch besonders hoch. Das Personal hat die Stühle desinfiziert, die Sitzflächen sind feucht und riechen komisch und ebenso die eigenen Hände, nachdem man sich den Stuhl zurecht gerückt hat. Folglich sieht man überall Gäste mit Servietten an den Stühlen herumwischen, einige legen sie sogar auf die Sitzfläche, bevor sie sich hinsetzen.
Auch für diesen Abend ist wieder eine Show angesagt. Nach schier endlosem Vorgeplänkel des Ansagers geht es endlich los. Unter dem Motto „Ägypten“ wird heute Trapezkunst vom Feinsten geboten, muskulöse Körper in atemberaubenden Positionen zu arabisch angehauchter Musik. Gut, daß wir uns noch einmal aufgemacht haben, denn was der Sternhimmel heute bot, war trotz des Regens erneut enttäuschend, mit Ausnahme des Mond-Jupiter-Stelldicheins.