Der Ort, wo wir in Gesellschaft von Gartenzwergen und Heiligenfiguren nächtigen und morgens mit einem heftigen Regenschauer überrascht werden, liegt an einem kleinen Fluß, der so nah am Meer gar nicht mehr klein ist, denn Ebbe und Flut bewegen das Wasser mal hin und mal her, je nach Tageszeit.
In einer halben Stunde wäre man mit dem Schnellboot am Atlantik, aber wir machen unterwegs mehrfach Pause.
An einer großen Sanddüne etwa, wo in einem Restaurant schon die Affen durchs Gebälk klettern und auf die eine oder andere halbierte Kokosnuß hoffen, auf deren weiches Fruchtfleisch sie ganz scharf sind. Zunächst einmal besteigen wir aber die Düne, die hier gerade im Begriff ist, ein Wäldchen zu überwandern. Von den bereits verschlungenen Bäumen sind stellenweise noch die obersten Äste zu sehen, trocken und ausgebleicht wie Knochen.
Natürlich gibt es auch hier wieder Lagunen, Sand und Wasser haben aber eine andere Farbe als drüben in den großen Lençois.
Es folgt der Leuchtturm, der eine schöne Aussicht verspricht – wenn denn oben auf der Balustrade nicht so ein Gedrängel wäre! Man wird quasi einmal im Kreis herum geschoben, hat dann aber auch alles gesehen, was es von da oben zu sehen gibt. Zur Belohnung gibt es unten ein Eis mit Açaí-Geschmack oder wahlweise einen Caipirinha mit Cashew-Früchten. Noch ein Blick zurück zum Leuchtturm: er ist jetzt ganz leer, warum müssen sie auch alle Touristen gleichzeitig hier anlanden?
Unten am Meer schlägt sich das Salz leider auch in den Preisen des Restaurants nieder, es gibt nur Gerichte von 75 Real aufwärts, also etwa 25 Euro. Kein Obst, kein Salat, keine Vorspeisen für den kleinen Hunger. Nichts für uns. Am Strand treiben die Wellen hübsche Muschelschalen zu kleinen Häufchen zusammen.
Die Pousada (Herberge) „Portas Amazonica“, die uns nach vierstündiger Rückfahrt erneut aufnimmt, hat den Flair der Kolonialzeit, über ihre Steinfußböden sind schon ganze Generationen gelaufen. Das ist aber auch schon alles, was den Touristen erfreut, Türen die sich nur mit Gewalt öffnen lassen, Steckdosen in die kein Adapter paßt, und falsch eingebaute Schlösser, die links statt rechts herum schließen, gehören ganz sicher nicht dazu. Ein Frühstücksraum voller nicht abgeräumter Tische auch nicht. Vom Kofferschleppen über diverse Treppen hinauf und hinab erst gar nicht zu reden. Immerhin versteht der Rezeptionist ein paar Brocken Englisch.