Shanghai ist eine Weltstadt mit Wolkenkratzern, vierstöckigen Autobahnkreuzen – und einem Transrapid. Der aber im Reiseprogramm nicht vorgesehen ist, wir fahren stattdessen mit dem Bus und sehen nur ganz beiläufig etwas Grünes vorbei flitzen. Über die Huangpu-Brücke gelangen wir schließlich ins Stadtzentrum, das ein bunter Mix aus Wolkenkratzern und niedrigen Altbauten ist. Da es schon dunkel ist, kommt die eindrucksvolle Beleuchtung voll zur Geltung.
Das Hotel, in dem wir das Abendessen einnehmen, ist äußerst kinderfreundlich, die chinesischen Blagen dürfen nach Herzenslust herumtoben und schreien, man fühlt sich wie auf einem Pausenhof. Zum Glück lassen sich die Türen der kleinen Separées schließen.
Später im Hotelzimmer gibt es noch eine böse Überraschung, denn einer der Koffer läßt sich trotz korrekter Zahlenkombi nicht mehr öffnen. Was mit ihm passiert ist, bleibt ein Rätsel. Der Hotelhandwerker muß die Zipper des Reißverschlusses aufbiegen. Jetzt läßt der Koffer sich nicht mehr verschließen.
Der ersten Station des heutigen Reisetages hat man den Namen „Stadtplanungsmuseum” gegeben. Was sich eher langweilig anhört, erweist sich als faszinierende Selbstdarstellung einer Stadt, die in nur drei Jahrzehnten den Sprung von der Kolonialzeit ins 21. Jahrhundert vollzogen hat. Davon zeugen Hochhausbauten, die mit ihrer spektakulären Architektur zu den eindrucksvollsten der Welt gehören. Im Museum gibt es ein riesiges Stadtmodell mit gelegentlichem Lichtwechsel von Tag auf Nacht und wieder zurück. Und auch zukünftige Projekte werden hier schon einmal vorweggenommen.
Gleich gegenüber befindet sich das Shanghai Museum. Man weiß nicht so recht, ob man unten bei der Keramik oder lieber oben bei den völkerkundlichen Schätzen beginnen soll. Dazwischen liegen Tuschemalerei und Kalligraphie – Kunstformen, die in Europa nahezu unbekannt sind. Schade, daß wir die Gedichte nicht lesen können, als deren bildliche Umsetzung sich die zugehörigen Gemälde verstehen.
Nach drei anstrengenden Stunden gönnen wir uns eine Pause am Ufer des Huangpu und bewundern die Skyline des Stadtteils Pudong mit dem eigenwillig geformten Fernsehturm. Dann geht es in die Ü-Gärten (geschrieben: Yu-Gärten). Die liegen in einem bazarähnlichen Viertel, und das Gedränge dort ist heute besonders groß. In den Gärten selbst geht es zum Glück etwas beschaulicher zu, und wir bewundern originale Ming-Häuser zwischen Wasserflächen mit Goldfischen und allerlei Kalkfelsen, ehe der Rundgang schließlich wieder im Gewühl des Bazarviertels endet.
Unseren heutigen Abend wird eine Lichterfahrt prägen – falls das Wetter hält. Vorhin hat es nämlich schon ein paar Tropfen geregnet.