Ich habe eigens noch einmal nachgeschaut. Nein, es wächst uns noch keine Schlangenhaut. Auch keine Giftzähne. Obwohl wir heute den ersten Schlangenschnaps unseres Lebens getrunken haben, serviert auf dem Boot, mit dem wir auf dem Li Fluß die berühmte Karstlandschaft durchfuhren. Wie so eine Schlange schmeckt? Eigentlich kaum anders als gewöhnlicher Sliwowitz. Wahrscheinlich haben sie die schuppigen Tiere in der dickbauchigen Apothekerflasche schon hundertmal neu aufgegossen.
Im Vergleich dazu erwies sich eine andere alkoholische Spezialität der Region als echte Entdeckung. Sie wird aus dem Duftblütenstrauch (Osmanthus) gewonnen und schmeckt fruchtig-zimtig, mit einem Wort: köstlich.
Die Landschaft um Guilin herum mit ihren markanten Felskuppeln ist der landschaftliche Höhepunkt der Reise. Immer spektakulärer werden die Formen, durch die sich der Fluß schlängelt. Wasserbüffel und Bambusboote sind nur noch selten an den Ufern zu sehen, dafür aber hunderte kleiner Ausflugsboote mit Außenborder. Vier Stunden dauert die Fahrt. Vier Stunden, in denen man kaum weiß, wohin man zuerst schauen soll: da ein Wasserfall, dort eine orangerote, weil überhängende Felswand. Über allem spannt sich ein blauer Himmel mit vereinzelten Schönwetterwolken, und es ist warm. Richtig angenehm warm. Ohne den kühlenden Fahrtwind wäre es heiß, denn unser Schiff fährt flußabwärts.
Am frühen Nachmittag legen wir in Yangshuo an, wo wir von hoffnungsvollen Hallo-Händlern freundlich empfangen werden. Im Hotel haben wir eine der Honeymoon-Suiten.