Die Show, die wir gestern abend erleben durften, ist von keinem Geringeren inszeniert als dem chinesischen Regisseur Zhang Yimou, der auch für die Eröffnung der olympischen Spiele in Peking verantwortlich zeichnet. Die „Bühne” ist mehrere Quadratkilometer groß, denn sie bezieht einige der umliegenden Karstkegel in das Bühnenbild mit ein. Während vor uns die Flußfischer ihre roten Netze im Rhythmus der Musik heben und senken, wechseln in einem Kilometer Entfernung die Bergkuppen passend von weiß auf rot oder blau oder grün, eine Farbenorgie ohnegleichen. Dann wiederum werden sie – begleitet von Sound, der sich wie Donnergrollen anhört – von hinten angestrahlt, und es zucken Blitze über den vorher noch sternenklaren Himmel. Wie machen die das nur?
Das Gewitter ist echt. Und mit seinen zuckenden Blitzen und dem Donner ergänzt die Landschafts-Show in einer Weise, die wohl nicht jeder der täglichen Aufführungen zuteil wird.
Jetzt kommen die Ochsengespanne auf die Bühne. Und gleich danach die Kormoranfischer, je zwei der großen Vögel auf einer Bambusstange balancierend. Auch die Zugtiere und Vögel sind natürlich echt. Draußen auf dem Fluß haben sie die Bambusflöße längst durch welche aus bunten Plastikrohren ersetzt, und anstelle des Ruders treibt sie ein Außenborder an. Auch einen der Kormoranfischer haben wir gestern am Anleger getroffen, fünf Yuan für ein Foto von ihm, für zehn Yuan hätte er uns seine Vögel sogar kurzzeitig geliehen.
Die Bühne ist eine Wasserfläche, die sich optisch bis an die fernen Hügel erstreckt. Thema ist eine Hochzeit, der Bräutigam kommt in einem Kahn angefahren. Wie prächtig sie alle gekleidet sind! Sie singen im Chor, sie schwenken Fackeln, und gegen Ende der Show tritt ein glitzerndes Lichtmännchen nach dem anderen hervor, gewiß mehr als hundert, und zu jedem noch ein Spiegelbild im Wasser. Schlußapplaus gibt es keinen, das ist in China nicht üblich. Stattdessen wird eine Leinwand mit dem Abspann hochgefahren – die Bühnenshow eines Filmregisseurs halt.
Für heute steht Fliegen auf dem Programm, das Ziel heißt Hongkong. Vorher bummeln wir noch ein wenig durch den Stadtpark und sehen den Einheimischen beim Kartenspielen und Musizieren zu. Da wir einen so interessierten Eindruck machen, darf die Liebste sich sogar an einer 二胡 (Erhu), dem zweisaitigen chinesischen Streichinstrument, versuchen.