Der Palast von Deogarh, heute Hotel, ist einzigartig. Zum einen ist er so verwinkelt gebaut, daß sich zu jeder Tageszeit angenehm temperierte Balkone und Veranden finden lassen. Diese sind, genau wie die Zimmer, über versteckt liegende Treppen erreichbar: hier hinauf, dort entlang, über einen kleinen Innenhof, dann wieder eine andere Treppe hinauf. Zum anderen gleicht kein Zimmer dem anderen. Unseres hat ein Separée, wo man auf einem Diwan sitzend entspannt lesen, schreiben, aus dem Fenster in einen Innenhof sehen oder auch hinaus auf den Balkon treten kann. Die Nischen in den Wänden und die Säulen und Träger sind dunkelblau konturiert. Das Badezimmer liegt hinter einer Eichentür und eine halbe Etage tiefer, eine Treppe mit Marmorgeländer führt hinab. Direkt über uns befindet sich eine verwinkelte Dachterrasse, drüben in der Nähe der Hofeinfahrt gibt es einen versteckt gelegenen Pool, in den Bäumen ringsum zeigen sich allerlei Vögel. Hier läßt es sich aushalten.
Das Dinner wird gegenüber auf der Dachterrasse serviert, mit Blick auf die stimmungsvoll beleuchtete Fassade. Und darüber leuchten die Sterne, hier der Orion, ihm gegenüber die große Rikscha, im Osten als hellster Punkt Jupiter. Welch ein Ambiente, man kann sich kaum satt sehen. Zumal nun auch noch eine Tanz- und Musikgruppe Auge und Ohr erfreut. Man könnte ganze Tage hier verbringen, ohne auch nur eine Sekunde lang irgend etwas zu vermissen.
Als Programm böte sich ein Bummel durch die engen Altstadtgassen an oder ein Spaziergang um den See, vielleicht mit Ersteigung des Burgbergs gegenüber.
Irgendwo auf dem Weg von Jaipur hierher veränderten sich Landschaftsbild und Vegetation. Die Fahrt dauerte heute mehrere Stunden. Indische Fernstraßen fordern dem Fahrer viel Aufmerksamkeit ab, plötzlich stehen Kühe mitten auf der Autobahn, dann wieder kommt links eine Geister-Rikscha entgegen, deren Fahrer keine Lust hatte, für ein paar hundert Meter extra auf die richtige Fahrbahn hinüber zu wechseln. Sogar ausgewachsene Geister-LKW wurden gesichtet.
Ganz am Morgen, noch in Jaipur, hatten wir Gelegenheit, den „Palast der Winde“ oder besser gesagt dessen einzigartige Fassade zu bewundern. Und noch vorher einen Palast, der mitten im Stausee steht, an allen vier Seiten vom Wasser umspült.