Frankfurt Fluchthafen

„Verehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Frankfurt Fluchthafen!” Hat er wirklich „Fluchthafen” gesagt? Anscheinend, denn die Mitreisenden lachen ebenfalls, man spricht über Fluchtbewegungen und verabschiedet sich mit einem „gute Flucht noch!”

Und weil zu einer Flucht natürlich auch lange Wege gehören, sind wir für Gate Z58 eingeteilt, bis dorthin sind es gefühlte drei Kilometer Laufband. Die Servicewüste ist hier etwas weniger trocken als in den anderen Gates: es gibt Steckdosen. Leider aber stromlos. Doch Servicewüste. Und dann ändert sich auch noch unser Gate, und wir müssen gefühlte 500 Meter wieder zurück.

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Der kürzeste Weg nach 日本 (Japan) führt über das nördliche Sibirien. Was sind das denn für Schatten, die da über die Tragfläche des Jumbo huschen? Wolkenschatten, auf 34.000 Fuß Flughöhe und bei tief stehender Sonne? Verursacher ist unser eigener Kondensstreifen. Schade, daß man nicht nach hinten sehen kann, der Anblick muß spektakulär sein.

Wir überfliegen gerade die Gegend, in der wir noch vor ein paar Wochen per Schiff unterwegs waren. Der Бе́лое о́зеро (Weißer See) wirkt von hier oben recht übersichtlich, das Schiff brauchte für die Überquerung seinerzeit Stunden.

Bei Tagesaufbruch landen wir in 関西 (Kansai). So hat man die künstliche Insel vor der Küste von 大阪市 (Osaka) genannt. Persönliche Daten, Details zum Aufenthalt, Fingerabdrücke, Foto, Zollerklärung: die Japaner nehmen es genau mit ihren Gästen. Endlich am Gepäckband, kommt auch schon gleich mein markanter blauer Haifischhaut-Koffer heraus. Gut, wenn man so ein unverwechselbares Stück sein eigen nennt. Nur merkwürdig leicht ist er. Und auch der Anhänger fehlt. Wurde ich beraubt? Ach so, doch nicht mein Koffer.

大阪市 hat eine Burg, die von einem doppelten Wassergraben umzingelt ist. Eine japanische Burg hat keine Mauern und Zinnen, sondern sieht eher wie eine behäbig breite Pagode aus. Diese hier wurde irgendwann zerstört, man hat sie in den 30er Jahren wieder aufgebaut. Aus Eisen. Und nur wenig später, nach dem Krieg, noch einmal. Aus Beton. Beim Besichtigen der 8 Stockwerke will deshalb trotz der ausgestellten Rüstungen keine rechte Ritterromantik aufkommen.

Das Städtchen 奈良市 (Nara), unser erstes Etappenziel, empfängt uns mit strömendem Regen. Und die Lobby des Hotels gleicht einer Wartehalle. Nur daß die mehr Sitzplätze hätte. Schmerzlich vermißt wird auch ein Begrüßungsschluck für uns dehydrierte Fernreisende. Servicewüste Japan? Eine Stunde später sind die Zimmer fertig. Das unsere ist sauber und einigermaßen groß. Die futuristische Duscharmatur hat der Regler gleich drei: Wassermenge, heiß/kalt, oben/unten. Und die Toilette reinigt einen mit Wasser, wenn man will.

Um 19 Uhr ist Abendessenszeit. Wir sind schon sehr gespannt.

Category: Allgemein, Japan 2016
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