Zu jeder Zuckerrohr-Plantage gehört eine Fabrik, wo einst die geernteten Stangen ausgepreßt und der Saft eingedickt wurden. Eine handbetriebene Presse ist noch vorhanden und kommt unter tatkräftiger Hilfe einiger Gruppenmitglieder zum Einsatz. Auch der gut 40 Meter hohe Turm existiert noch. Einst hing dort oben eine Glocke, die bis hinaus in die Felder zu hören war. Die Treppen sind steil, aber die Mühe wird mit einer schönen Aussicht auf die Zuckerrohrfelder belohnt.
Nach einer längeren Fahrt, unterbrochen nur von einer Piñacolada-Pause, erreichen wir das Städtchen Camagüey. Nach einem Piratenüberfall wurde es so wieder aufgebaut, daß sich kein Fremder mehr darin zurecht findet. Fürs Fortkommen in den engen Straßen gibt es Bici-Taxis, das sind Fahrrad-Rikschas mit je zwei Plätzen und allerlei Zierrat – das eine hat ein Lenkrad, das andere eine Kühlerfigur, das dritte ein gelbes Taxischild und eine Musikanlage. Unser Fahrer, ein sympathischer Schwarzer, muß sich ganz schön abstrampeln. An ein paar interessanten Punkten steigen wir ab und laufen ein wenig herum, er steht dann schon immer am Straßenrand und winkt, damit wir ihn im Gewühl der vielen Bicis auch wiederfinden.
Das Hotel Colon befindet sich in einer der Seitenstraßen, durch die kein Bus paßt. Was den Straßen und auch dem Zimmer an Breite fehlt, wird durch die enorme Höhe des letzteren wett gemacht. Kolonialer Baustil, koloniales Flair, wie mag hier wohl das Abendessen sein? Die Hähnchenteile jedenfalls scheinen schon seit der Entdeckung Amerikas auf dem Buffet zu liegen. Dafür sind die Cocktails unschlagbar preiswert: zwei „Kuck” (CUC = konvertibler kubanischer Peso ~ etwa ein Euro) für einen „Cuba Bella”, da erwirbt man sich rasch die nötige Bettschwere, denn die Zimmer liegen zur Bar hin, und die Bar ist laut. Warum zwei gleiche Cocktails unterschiedlich aussehen und auch schmecken, bleibt das Geheimnis des Barkeepers.