In den Kolonaden und Pylonen des Tempels von Philae haben die verschiedensten Epochen ihre Spuren hinterlassen. Besonders fällt auf, daß sie einst im Wasser gestanden haben müssen, zumindest zeitweise. Aber immer schön der Reihe nach.
Gewidmet war die Anlage der Isis. Die ersten Christen haben den Bau dann zur Kirche umgewidmet und die Halbreliefs der kuhgehörnten Göttin daher bis auf ein paar Reste abgeschlagen. Zusätzlich wurden stellenweise Kreuze in die steinernen Ornamente eingemeißelt. Um 1800 herum kamen dann napoleonische Offiziere ins Land und verewigten ihre Namen sowie die ermittelten Koordinaten weit oben in einer Mauer. Ob sie wohl eine Leiter hatten? Viel wahrscheinlicher ist, daß der Raum damals meterhoch mit Sand aufgefüllt war. Gut 100 Jahre später stand dem Tempel dann das Stauseewasser bis zum Hals, man konnte mit dem Schiff darin herumfahren. In den 70ern schließlich wurde alles auf eine etwas höhere Insel versetzt.
War der Damm von 1902 schon gewaltig, ist der neue, große Aswan-Damm noch um ein Vielfaches größer, der angestaute See reicht 500 Kilometer weit bis in den Sudan hinein. Staunend stehen wir auf der Dammkrone.
Und dann heißt es Abschied nehmen vom Niltal. Am Morgen hatten wir noch das Vergnügen einer Fahrt mit dem Segelboot, die eigentlich gestern schon hätte staffinden sollen. Gegen Mittag schließlich stehen wir alle im kleinen Flughafen und warten auf die 14-Uhr-Maschine nach Kairo. Eigentlich hätten einige von uns zu anderen Zeiten fliegen sollen, aber dank massiver Intervention füllen wir stattdessen nun die Plätze in der Premium Class auf. Daß damit auch unser Gepäck bevorzugt behandelt wird, ist zwar schön, aber sinnlos, da wir ja alle auf die standardabgefertigten Koffer der übrigen Gruppe warten müssen.
Und dann betreten wir, nach einer Durchquerung Kairos von Ost nach West und einer Odyssee zum Zimmer 3120 – der Weg führt an nicht weniger als 40 Zimmern mit kleineren Nummern vorbei, dann wegen Mängeln wieder zurück, nochmal hin und schließlich in die unverräucherte 5054 – endlich unser Zimmer mit Blick auf die Pyramiden. Sie liegen schon lange nicht mehr außerhalb der Stadt, wir könnten morgen fast zu Fuß hingehen.