Gäbe es keine Regentage, müßte man sie als Museumsbetreiber erfinden. Oder man macht es wie Reinhold Messner und entwirft ein Museum, das kein schlechtes Wetter braucht, um attraktiv zu sein, sondern die Besucher bei jedem Wetter stundenlang in seinen Bann zu ziehen vermag. Und das beileibe nicht nur, weil es innen bedeutend größer ist als es von außen zunächst den Anschein hat.
Leitmotiv der umfangreichen Sammlung sind Parallelen in den Kulturen der Bergvölker rund um den Globus. Wo, wenn nicht hier, hätte man jemals eine Abfolge von Jurten gesehen, in die sich ganz selbstverständlich auch ein Expeditionszelt mit einreiht? Und wo sonst könnte man typische Hausformen im direkten Vergleich sehen? Auch die Spiritualität nimmt im Museum breiten Raum ein. Jeder Raum birgt neue Überraschungen, und im Nu sind mehr als zwei Stunden verflogen.
Lohnt es sich, mit der Gondelbahn auf einen Aussichtsberg zu fahren, wenn wegen des anhaltend regnerischen Wetters zwar keine Aussicht auf Aussicht, sehr wohl aber auf ein weiteres und noch dazu spektakuläres Messner Mountain Museum besteht? Na, und ob! Vorausgesetzt, die Wolkensuppe läßt noch einen Rest Orientierung zu, denn der Steinhügel, in dessen Innerem sich das Museum befindet, liegt ein ganzes Stück weit von der Bergstation der Bahn entfernt am Rande der Hochfläche.
Man weiß gar nicht, wovon man mehr beeindruckt sein soll: von der eindrucksvollen Architektur, der Lichtführung, den Exponaten und deren Einbindung in den Kontext „Alpinismus“ oder von den drei raumhohen Sichtfenstern hinaus auf die heute nicht vorhandene Bergkulisse. Tief im Inneren des rampenartig mit Verbindungstreppen angelegten Bauwerks zeigt ein Kino die Geschichte des modernen Alpinismus und seiner Pioniere, kommentiert in drei Sprachen von Reinhold Messner, der natürlich auch selbst einen Spitzenplatz in diesem Reigen einnimmt.
Wie schade, daß sich heute so gar kein Berggipfel zeigen und das Erlebnis visuell abrunden will. Das hieße dann allerdings auch, auf das faszinierende Spiel der Wolken rund um den Kronplatz zu verzichten.