Wir sollen Inlandsflüge meiden und lieber mit der Bahn fahren, sagt Greta. Und recht hat sie, denn wie sollte man sonst den Unterschied ermessen? Keine Fluglinie der Welt bietet dem Reisegast das Erlebnis, sich im kombinierten Passagier- und Gepäckabteil aufzuhalten, zunächst auf der Suche nach einer Ecke, in die er sich vorübergehend zurückziehen kann, um die Mitreisenden samt ihrer Gepäckstücke vorbei zu lassen, die auf der Suche nach ihrem reservierten Platz von hinten nach vorne oder von vorne nach hinten wollen. Hat sich die Lage schließlich etwas entspannt, könnte man nun seine eigenen Reisekoffer irgendwo unterzubringen versuchen. Leider wollen aber fast alle Passagiere zum internationalen Flughafen, was vor allem den Gepäckfächern deutlich anzumerken ist. Am Ende sitzt man schließlich doch irgendwo gegen Fahrtrichtung und versucht sich zu merken, wo im Abteil welcher Koffer noch ein freies Plätzchen gefunden hat. Nächster Halt ist Würzburg, und wie sollte es anders sein, als daß weitere Fahrgäste mit Koffern am Bahnsteig stehen, die ebenfalls nach Frankfurt wollen.
Unser Ziel ist dieses Mal aber nicht der Flughafen, sondern der Hauptbahnhof, wo wir in der Nähe eine Zwischenübernachtung einlegen. Die Frankfurter Stadtplaner scheinen sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, daß sie für Hotelgäste möglichst unattraktiv sein wollen. Deshalb haben sie rund um den Bahnhof Anti-Rollkoffer-Pflaster verlegt. Und sie haben den größten Teil der Rolltreppen gesperrt. Nicht zwecks Wartung, sondern richtig stabil mit Blech verkleidet. Zum Glück verlaufen wir uns aber erst einmal, und zwar wegen des bewußten Rollwiderstandes. Denn im Inneren des Bahnhofs kommt man deutlich besser voran, und vom Nordausgang sind es dann nur noch ein paar Schritte zum … ja, wo ist es denn nun, das „NIU Charly”? In die vorige Straße hätten wir einbiegen sollen, aber da war keine. Und in der zweiten liegt wieder Anti-Rollkoffer-Pflaster, alle eineinhalb Meter ein Grobstein-Querstreifen. Völlig abgekämpft erreichen wir das Hotel von der hinteren Seite her. Der kürzeste Weg wäre durch die Unterführung gewesen, aber natürlich mit Hochtragen der Koffer mangels Rolltreppe. Man kann halt nicht alles haben.
Ein Abendspaziergang am Main? Der Weg vom Hotel dorthin führt mitten durch das Rotlichtviertel, aber das kann man ja als Ortsfremder nicht wissen.