Mußten wir bei unserer letzten Auffahrt zum Nebelhorn noch an der Seealpe umsteigen, fahren die neuen 10er-Kabinen jetzt einfach durch die Mittelstation hindurch. Die Gipfelsektion wiederum ist noch immer die alte Pendelbahn oder – wie ein Mitpassagier seiner Liebsten erklärt – „ein Bus, der an einem Seil hinaufgezogen wird“. Oben haben sie einen Tunnel hinaus in die Nordwand gebaut und einen atemberaubenden Steg entlang derselben.
Kein Wölkchen trübt den Himmel, und der Gipfelblick reicht heute vom Zugspitzmassiv im Osten bis zum Säntis im Westen. Wie lange wohl der Hochvogel noch so aussieht wie gewohnt? Experten sprechen ja von einem bevorstehenden Absturz eines Teils der Gipfelregion. Der entfernteste Gipfel, den wir sehen, dürfte die Jungfrau im Berner Oberland sein. Aber das weiß nur die Peakfinder-App, denn die Gipfelnamen entlang der Verglasung der Aussichtsplattform sind längst abgekratzt.
Weiter unten an der Umsteigestation haben sie für ungeduldige Wanderer einen Weg durch den Schnee gebahnt bis hinüber zum Zeigersattel, wo man einen Tiefblick auf den Seealpsee erhaschen kann. Der See ist um diese Jahreszeit aber noch eine verschneite Ebene mit grünblauem Rand. Eine Alpendohle schwingt sich, den typischen Dohlenschrei ausstoßend, über den Grat. „Mama, schau mal, ein Steinadler!“ Die Mama glaubt‘s. Wir sehen noch einem Gleitschirmpiloten dabei zu, wie er sich mutig in den Abgrund stürzt und wenige Minuten später vom Bergwind weit über unsere Köpfe hinaufgetragen wird, wo auch schon sein kurz vorher gestarteter Kollege kreist.
Etwas später vertrauen wir uns angesichts zunehmender Frische durch aufziehende Bewölkung erneut einem der Kabinchen an, das uns zuverlässig wieder nach Oberstdorf bringt, wo wir den Nachmittag nahr- und schmackhaft in der nahen Pizzeria abrunden.