Mit Löchern kennen die Schweizer sich aus. Nicht nur beim Käse. Und so kommt es, dass alle Schweizer Städte irgendwie gleich aussehen: Zürich sieht aus wie Schaffhausen, Luzern sieht aus wie Zürich. Und nach dem Tunnel ist vor dem Tunnel. Hatte ich schon erwähnt, dass der Vierwaldstätter See von der Autobahn aus genauso aussieht wie der Brienzer See? Nein? Ist aber so. Tunnelwand links, Tunnelwand rechts, Beleuchtung, durchgezogene Mittellinie. Immerhin wird man auf diese Weise nicht von der schönen Landschaft abgelenkt.
Auf Schweizer Autobahnen gibt es Fahrspuren, die sich teilen. Aus drei Spuren werden dann zwei nach links und zwei nach rechts. Angekündigt wird das mit einem Verkehrszeichen über der mittleren Spur, das ungefähr so aussieht wie ein Ypsilon. In besagten Tunneln, wo der Platz nur für einzeilige Wegweiser reicht, versammeln sich stattdessen über der mittleren Spur die Namen beider Ziele, was den Nichtschweizer erst einmal irritiert und dazu verleitet, wiederholt die Spur wechseln zu wollen: sind wir noch auf der Spur nach Luzern? Nein, es ist die Spur nach Zürich West. Also Blinker setzen und – Blinker wieder raus. Es ist doch die Spur nach Luzern. Hat man das Prinzip aber erst einmal verstanden, empfindet man es als echte Erleichterung.
Und dann sind wir in Grindelwald, wo es uns schon gar nicht mehr verwundert, dass auch die Berge heute alle gleich aussehen. Denn ob Eiger oder Wetterhorn, man sieht nur den Wandfuß, der obere Teil steckt in den Wolken. Ob wir denn schönes Wetter mitgebracht hätten, will die Rezeptionistin wissen. Aber sicher doch. Und morgen wird es ausgepackt.