Der Ort Mürren ist aufgrund seiner besonderen geographischen Lage nur per Seilbahn ab Lauterbrunnen und anschließender Zugfahrt zu erreichen. Dass sich die Mühe lohnt, liegt zum einen an der hübschen Aussicht, zum anderen an einer weiteren Seilbahn, die von Mürren in zwei Etappen hinaufführt zum Schilthorn, der cineastischen Welt besser bekannt als Piz Gloria.
Aber beginnen wir mit dem Anfang. Nach Lauterbrunnen führen von Grindelwald aus zwei Schienenwege: mit dem Zug über Zweilütschinen, also im Tal entlang, oder mit der Zahnradbahn über die Kleine Scheidegg. Der heute makel- und wolkenlose Himmel erleichtert die Entscheidung erheblich. Und so kommen wir in den Genuss, das Etappenziel Mürren und überhaupt die ganze Geographie des Lauterbrunnentales samt Staubbach-Wasserfall schon eine ganze Weile vorher vor Augen zu haben.
Zwar gibt es oben kaum jemanden, der so früh am Tag schon wieder per Bahn dem Tal zustrebt. Das ändert sich aber, als wir Wengen passieren. Und fast alle wollen sie unten im Tal schnurstracks weiter in die Gondel, die zur Grütschalp hinauffährt. Oben angekommen, setzt sich die 100%ige Auslastung der Verkehrsmittel natürlich fort. Auf dem Weg vom Bahnhof Mürren bis zur Talstation am anderen Ortsende verliert man sich dann zwar ein wenig aus den Augen, aber spätestens in der Gondel zur Mittelstation Birg sind dann alle wieder kuschelig beisammen. Zum Glück steigen aber einige schon in Birg aus.
Sie wissen nicht, was sie verpassen. Denn die Aussicht von da oben erweist sich als atemberaubend und soll bei klarem Wetter bis zum Mont Blanc reichen. Haben wir heute klares Wetter? Aber sowas von! Und so ist der höchste Berg der Alpen auch schnell ausgemacht: weit weit weg zwar, aber dennoch klar und deutlich. Die eigentliche Attraktion hier oben ist aber natürlich das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, nach rechts ergänzt um eine Abfolge vergletscherter Gipfel, die man gar nicht alle aufzählen kann.
Gipfelstation und Drehrestaurant verdanken ihre Existenz im wesentlichen der Auswahl als Drehort für den Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ von 1969, den viele James-Bond-Liebhaber für den besten halten, der je gedreht wurde. Und recht haben sie. In der Ausstellung unterhalb der Hubschrauber-Plattform läßt sich die Faszination der Dreharbeiten an diesem faszinierenden Ort gut nachvolziehen.
Um den langen Weg zurück ins Quartier etwas anders zu gestalten als die Anreise, nehmen wir noch einen kleinen Umweg über Interlaken-Ost und die Standseilbahn hinauf zum Harder Kulm: ein Ziel, auf das der Spruch „der Weg hat sich gelohnt, denn nun wissen wir ganz genau, dass sich der Weg nicht lohnt“ heute voll und ganz zutrifft. Zwar ist natürlich der Tiefblick auf die beiden Seen, denen Interlaken seinen Namen („zwischen den Seen“) verdankt, die Fahrt dort hinauf durchaus wert. Allein von dort wieder ins Tal zu gelangen erweist sich als ungeahnt schwierig, denn natürlich sind wir nicht die einzigen, die um diese Tageszeit vor der talwärts gehenden Gondel anstehen.
Und so kommen wir erst wieder in Grindelwald an, als hier bereits alles geschlossen ist und die Gehsteige hochgeklappt. Und das schon um 19 Uhr.