Flüssige Lava kann auch bei geringem Gefälle beträchtlich weit fließen. Beim Erkalten entstehen unter der bereits erstarrten Oberfläche manchmal Hohlräume. Der Inselkünstler César Manrique hat eine Gruppe solcher Lavahöhlen zu einem einzigartigen Anwesen ausgebaut und 20 Jahre lang bewohnt. Heute steht dieses Lavahaus, zum Museum weiterentwickelt, zur Besichtigung frei.
Um es mit dem öffentlichen Linienbus zu erreichen, müssen wir an der Estación, also dem Busbahnhof von Arrecife, umsteigen. Wir fragen die Busfahrerin, ob wir bei ihr im richtigen Bus nach Tahíche sind, und sie sagt uns auf den Kopf zu, dass wir zum „Lavahaus” wollen. Sehen wir denn so deutsch aus? Egal, der markante Kreisverkehr mit dem Windspiel ist ohnehin nicht zu verfehlen, und auch das Museum selbst verfügt über ein solches. Und so stehen wir nur wenig später im Eingangsbereich des Vulkanhauses.
Man durchquert zunächst einige ebenerdige Räume, die aber bereits den einen oder anderen Tiefblick erlauben. Dann geht es eine lange Treppe hinab, und schon stehen wir in der ersten zum Wohnraum umfunktionierten Lavablase. Sie hat oben eine kleine natürliche Öffnung, durch die ein Baum seine Äste dem Licht entgegen reckt: eine eindrucksvolle Szenerie, der noch weitere folgen, denn die einzelnen Lavablasen sind durch schmale, in den Fels gehauene Gänge von einigen Metern Länge miteinander verbunden. Mal ist die Lichtöffnung größer, mal kleiner, und einmal sogar so groß, dass der Raum wie ein versteckter Garten wirkt, mit einem zentralen Wasserbecken samt Brunnen, einem Grillherd und einer Sitznische, in der auch schon Helmut Kohl gesessen hat, zusammen mit seinem Amtskollegen Felipe Gonzáles und eben dem Gastgeber César Manrique.
Die Abfolge der wohnlich eingerichteten und üppig mit Monstera und anderen Tropengewächsen begrünten Höhlenräume endet irgendwann an einer Treppe, der sich ebenerdig noch eine Dokumentation über die Verdienste Manriques für die Insel sowie ein hübscher Garten mit allerlei Ausblicken auf die umgebende Landschaft anschließt.
Auf der Rückfahrt lernen wir noch den Busbahnhof von innen kennen, denn unsere Buslinie endet dort, während der 03er heute früh die Estación nur tangential passiert hat. Und wir wundern uns, dass es zwei Busse mit derselben Liniennummer gibt. Damit hat es in Spanien folgende Bewandtnis: der jeweils vordere Bus stoppt an der Haltestelle, um wartende Passagiere aufzunehmen, der hintere überholt ohne anzuhalten und wird dadurch zum vorderen. Und so geht das von Stopp zu Stopp weiter, wobei aussteigewillige Fahrgäste natürlich in jedem Fall abgesetzt werden. Insgesamt entsteht aber wohl ein Gewinn an Zeit und natürlich auch an Kapazität.
Um 15 Uhr sind wir zurück im „La Isla”. Der Ärger über eine neu im Hotel eingetroffene Gruppe englischer Männer, die heute früh mit ihrer lautstark-albernen Unterhaltung das ganze Restaurant aufmischten, ist natürlich längst verflogen. Und sollten sie zwischenzeitlich den Poolbereich auf ähnliche Weise okkupiert haben, bleibt uns ja immer noch die zimmereigene Dachterrasse.