Trollstigen

Trondheim verfügt über einen Dom mit reichem Figurenschmuck, bunten Glasfenstern und einer eindrucksvollen Orgel. Eigentlich ist die Kirche viel zu groß für diese Stadt, aber sie ist das Ende eines 500 Kilometer langen Pilgerweges. Und mag sie auch noch so mittelalterlich wirken, ist sie doch ein Neubau des 19. Jahrhunderts, denn das alte Gotteshaus wurde beim großen Stadtbrand ebenso zerstört wie die meisten Wohnhäuser. Nur einige wenige haben überdauert, und die sehen wir uns natürlich an.

Südlich von Trondheim ist die Gegend zunächst wieder eine liebliche mit Wiesen, Feldern, kleinen Gehöften und viel Wald. Dann wird allmählich die Vegetation spärlicher, und auf den umliegenden Bergen zeigen sich Reste von Schnee. Wir sind auf dem Dovrefjell. Bei einer kleinen Siedlung halten wir an und erfreuen uns an malerischen Holzhäusern mit Dächern, auf denen Gras wächst wie auf einer Wiese.

Erneut gibt es einen Wasserfall zu bestaunen, den Slettafossen. Genau genommen ist es mehr eine Klamm, durch die in der Tiefe ein Fluss tobt. So tief, dass man kaum hinuntersehen kann.

Und dann nähern wir uns dem spektakulärsten Abschnitt nicht nur des heutigen Tages, sondern der gesamten Reise. Es ist die Straße hinauf zum Isterdalsvegen, der sogenannte Trollstiegen, mit 13 Haarnadelkurven, eine ausgesetzter als die andere. Von einer Aussichtskanzel, zu der ein Steg hinüberführt, läßt sich die gesamte Szenerie auch noch einmal von oben betrachten: wie die Straße eine Kehrtwendung nach der anderen vollzieht, wie die Busse sich um die engen Kurven quälen. Leider drängt aber die Zeit etwas.

Denn eigentlich hätten wir anschließend nur noch bis Valldal fahren sollen, aber es gibt eine Planänderung, und wir nehmen die Fähre hinüber nach Stranda. Um 19:45 Uhr soll sie ablegen, und das schaffen wir mit nur knapper Reserve. Von einer Fähre ist aber auch 10 Minuten vor dem Ablegen weit und breit nichts zu sehen. Wir nutzen die Wartezeit, um die landschaftliche Szenerie zu genießen: am gegenüberliegenden Ufer zweigt der Sunnylvsfjord vom Norddalsfjord, den wir überqueren wollen, ab. Und endlich kommt nun auch das Schiff in Sicht. Man hätte es schon die ganze Zeit sehen können, es hob sich nur zu wenig von der Küstenlinie mit ihren weißen Häusern ab.

Pünktlich um 20 Uhr erreichen wir das Hotel des kleinen Ortes Stranda. Es heißt einfach nur Hotel, ohne irgend einen Zusatz im Namen. Das Abendessen ist für 20:15 und keine Minute später angesetzt. Aber es gibt 24 Reisende mit 24 Koffern und nur einen einzigen Aufzug. Einige lassen ihren Koffer stehen, um pünktlich beim Essen zu sein, andere nicht, und am Ende müssen die einen dann eben doch auf die anderen warten. Ganz normaler Reisegruppenalltag.

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