Führte man mich mit verbundenen Augen in diesen Frühstücksraum, nähme mir dann die Binde ab und fragte mich, wo wir sind, ich würde wohl sofort auf Honolulu tippen: Hibiskusblüten und typische Hawaiimusik. Natürlich wird hier aber Frühstück nach japanischer Art serviert und bietet zahllose Überraschungen, die allesamt ausprobiert werden wollen – selbstverständlich mit Eßstäbchen.
Man ist nicht in Tokio gewesen, wenn man nicht zumindest einen Blick auf den Kaiserpalast geworfen hat. Besuchen darf man ihn allerdings nicht, aber allein schon das Umfeld hinterläßt einen bleibenden Eindruck.
Wir wenden uns nun einer besonderen Attraktion von Tokio zu: dem Yoyogi-Park mit dem mittendrin gelegenen Meiji-Schrein. Das Gelände ist ein ausgedehnter und überraschend naturnaher Wald, durch den allerlei Fußwege führen. In der Parkmitte befindet sich eine Tempelanlage mit einem weitläufigen Innenhof. Wären da nicht die vielen Besucher, man könnte fast glauben, irgendwo weit weg von der nächsten Großstadt zu sein. Tatsächlich aber befinden wir uns im Zentrum einer der größten Millionenstädte der Welt.
Zurück am Parkplatz dauert es noch ein paar Minuten, bis alle Mitreisenden wieder eingesammelt sind, denn das Gelände erfordert einen gewissen Orientierungssinn. Der ist auch beim darauffolgenden Ziel vonnöten, wobei aber die Tatsache, dass sich der Aussichtspunkt auf der drittobersten Etage eines 54 Stockwerke (238 Meter) hohen Bürogebäudes befindet, die Sache sehr erleichtert. Der erst vor 20 Jahren eingeweihte „Roppongi Hills Mori Tower” beherbergt neben Panorama-Plattformen in alle vier Himmelsrichtungen auch ein Kunstmuseum, von dem wir allerdings nur den Teil sehen, der sich mit Zukunftsarchitektur beschäftigt. Aber wer kann hier oben schon Aufmerksamkeit für Kunst aufbringen, wo doch sensationelle Ausblicke auf die Riesen-Metropole und ihre markantesten Bauwerke locken?
Eines dieser Bauwerke ist der 東京スカイツリー (Tokyo Skytree), das mit 634 Metern derzeit dritthöchste Gebäude der Welt. Er hätte zwar noch einige Stockwerke mehr als der Mori Tower (die Aussichtsplattform liegt auf 450 Metern), aber wir hatten ja heute schon Aussicht und belassen es, nachdem wir noch das Einkaufsviertel Ginza und den Tempel Senso-ji mit dem „Donnertor” besucht haben, bei einem Blick von unten. Und allmählich senkt sich ja auch die Nacht über die Kirschblüten.
Wie es wohl um diese Tageszeit im beliebten Viertel rund um den Bahnhof Shibuya aussehen mag? Finden wir es heraus! Man muss dazu nur ein paar Stationen weit mit der Untergrundbahn fahren. Allerdings sind wir an diesem Abend nicht die einzigen, die dort hin wollen, und so erleben wir am eigenen Leib, was man sonst nur aus Fernsehberichten kennt: jenes dichtest mögliche Gedränge von Fahrgästen, das eintritt, wenn in ein bereits übervolles Abteil noch weitere Personen hineingeschoben werden, so dass man schier glaubt, die Luft werde einem abgedrückt. Bauch an Bauch mit einem japanischen Anzugträger vermag ich noch nicht einmal mehr die Hand zur Haltestange zu führen, aber das ist auch gar nicht notwendig.
Wenige Minuten später ist es überstanden, und der Blick fällt vom Bahnhofsbereich hinaus auf die belebteste Fußgängerkreuzung der Welt. Wohlweislich gibt es dort eine Ampelphase, in der alle Fußgänger gleichzeitig Grün haben und die Kreuzung also auch diagonal überqueren können. Das erleichtert die Sache auch für den Autoverkehr ungemein, da er in den Zeitabschnitten dazwischen die Kreuzung in alle Richtungen für sich allein hat. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu, um dann anschließend auch selbst die Kreuzung zu queren und ein Stück in die von Neonreklame erhellte Straße hineinzulaufen, um nach einem schnellen Imbiss Ausschau zu halten. Die Wahl fällt auf das untypischste, das man sich hier nur vorstellen kann: Dürüm Döner.