Wie sich das Wetter heute entwickeln wird, ist vom Frühstückstisch aus schwer abzuschätzen. Regen droht wohl erst zum frühen Nachmittag hin, also können wir getrost einen Ausflug auf das Walmendinger Horn wagen, wo sich die vertrauten Berge aus einer anderen, ungewohnten Perspektive zeigen. Um mit der Seilbahn dort hinauf zu gelangen, müssen wir aber zuerst einmal den Bus ins Kleinwalsertal nehmen. Natürlich geht es im Bus wieder notorisch eng zu, und auch die Warteschlange vor dem Bus zeigt die gewohnte Eigenheit, dass von hinten immer genauso viele neue Gäste hinzu kommen wie vorne mit erworbenem Ticket in den Bus einrücken. Irgendwann heißt es dann aber doch „nichts geht mehr“, der Bus schließt seine Türen und hat nun hoffentlich noch genug Kapazität für die folgenden Haltestellen, wo natürlich weitere Fahrgäste warten.
Zum Walmendinger Horn wollen die wenigsten, wer nicht schon am Söllereck aussteigt, tut es spätestens an der Kanzelwandbahn. Und das ist auch gut so, denn die Kabinen der Hornbahn sind noch immer so klein, wie es Seilbahngondeln in den 1960er-Jahren nun einmal waren. Zudem zählen einige Passagiere zwar nicht mit, brauchen aber dennoch Platz für ihre jeweils vier Beine.
Als wir oben ankommen, hat bereits das Spiel der Wolken begonnen, die umliegenden Berge zeigen sich immer nur kurz, verschwinden dann, werden kurze Zeit später wieder sichtbar, um sogleich abermals zu verschwinden. Da drüben, ist das nicht die markante Trettachspitze? Oh, jetzt ist sie weg, genau wie weiter links der Hochvogel. Allein der Widderstein steht stets wuchtig vor uns, als wir die Serpentinen zum nahen Gipfel hinaufsteigen, um von dort oben auch das Panorama zur anderen Seite hin genießen zu können, auf den seltsam geformten Hohen Ifen zum Beispiel oder talauswärts nach Riezlern.
Ebenso ein Genuß sind aber auch die Bergblumen, von denen es selbst zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit noch etliche gibt, allen voran die zahllosen Silberdisteln.
Als wir uns sattgesehen haben, vertrauen wir uns der nächsten talfahrenden Gondel an und stehen schon bald wieder an der Wendestelle der petrolgrünen Walserbusse, denn das Ortszentrum von Mittelberg liegt etwas abseits der modernen Talstraße. Aber woher weiß man, ob es der talaufwärts oder der talabwärts fahrende Bus ist, der hier gegenüber der Kirche vor dem Feuerwehrhaus wendet? Nun, es gibt für jede Richtung einen anderen Haltepunkt, man muss also nur an der richtigen Stelle warten. Natürlich steht das Fahrtziel aber auch am Bus selbst angeschrieben.
Gerne hätten wir noch in Riezlern das Walsermuseum besucht, wenn dessen Wiedereröffnung nicht schon seit Jahren in den Sternen stünde. Vielleicht ein anderes Mal, in einem anderen Jahr.