Schon als wir beim Ablegen des Schiffes beobachtet hatten, wie die dicken und schweren Taue vom Poller abgezogen und per Winde eingeholt werden, fragten wir uns, wie sie wohl dorthin kommen, wenn das Schiff anlegt? Schließlich ist zwischen Schiffsbug und Poller ein ganzes Stück offenes Wasser, und ebenso beim Heck. Seit heute wissen wir es: zuständig ist das kleine Pilotschiff, das heute morgen schon die beiden Hafenlotsen zum Schiff gebracht hatte. Es nimmt am Schiffsrumpf das herunterhängende Pilotseil auf und fährt dann mit dem dicken Seil im Schlepptau an den Poller, wo die Bodenmannschaft zuerst das kleine und damit dann das große Seil zu sich hinaufzieht. Dafür sind mehrere kräftige Männer nötig.
Der Kreuzfahrthafen Porta Langosta befindet sich auf der Insel Cozumel, die zu Mexiko gehört und landschaftlich der Halbinsel Yucatan gleicht: ein riesiges flaches Karstplateau, wo wegen des durchlässigen und damit trockenen Bodens kaum etwas wächst. Die Menschen dort sind Nachfahren der Maya, bauen heute allerdings keine Pyramiden mehr und haben hier auf der Insel auch noch nie welche gebaut. Sie leben fast ausschließlich vom Tourismus.

Erster Stopp unseres quieschpinkenen ehemaligen Schulbusses ist ein Freilichtmuseum, wo uns spirituelle Rituale und tradititionelle Lebensweise gezeigt werden und auch noch einiges, das uns nicht so ganz authentisch erscheinen will – die vielen Styropor-Totenschädel zum Beispiel. Interessant ist aber die Vorführung der Kakaozubereitung, von der Frucht über das Waschen und Rösten der Kerne bis hin zum Zermahlen und Mischen des Pulvers mit Honig, so dass eine schokoladig schmeckende Masse entsteht, die wir auch kosten dürfen. Auch wie aus Maismehl und Kräutern kleine Teigfladen entstehen, die dann in ein Bananenblatt gehüllt gebacken und mit Tomaten-Chili-Aufstrich verzehrt werden, erfreut Auge und Gaumen gleichermaßen. Abschließend erleben wir noch eine Tanzshow, bei der viel mit Feuer und Rauch und Trommeln gearbeitet wird – alles in allem ein recht unterhaltsames Programm.
Zweite Station der Inselrundfahrt ist eine Tequila-Ranch, natürlich mit Verkostung der verschiedenen Qualitätsstufen. Vorher dürfen wir aber noch das Dressurpferd bei seinen Kunststücken bewundern: zuerst an der Leine, dann mit dem Gaucho im Sattel und am Ende noch der Lasso schwindende Gaucho allein.
Der Rückweg zum Schiff führt uns abschließend noch um die gesamte Südspitze der Insel herum. Die Küste zum Karibischen Meer hin ist rauh, die landseitige wiederum gilt als Taucherparadies mit vielen Hotels und Stränden.