Für unseren letzten Reisetag haben wir uns zwei weitere Museen vorgenommen: das Verkehrszentrum des Deutschen Museums und das Schloss Oberschleißheim. Vorher statten wir noch der Probebühne des Münchner Residenztheaters einen kurzen Besuch ab, denn dort will die Liebste demnächst unter der Leitung von Anna Tsuri für „Peter und der Wolf“ proben.
Und noch vorherer frühstücken wir. Nicht im Hotel, sondern in einem kleinen Konditorei ganz in der Nähe. Laut Internet öffnet sie um 8 Uhr. Durch die Schaufenster ist jedoch zu sehen, dass drinnen die Stühle auf den Tischen stehen. Dabei ist es bereits kurz vor halb neun! Nun, wahrscheinlich sind gerade Betriebsferien, denke ich mir, schaue aber vorsichtshalber auf die Eingangstür. Zu meinem Erstaunen steht sie offen. Wir gehen also hinein und machen uns bemerkbar. Eigentlich öffnen wir erst um neun Uhr, gibt eine freundliche Stimme Auskunft. Und so steht es auch auf den Speisekarten, die nun auf den zwischenzeitlich korrekt von Stühlen umstellten Tischchen stehen. Aber wir könnten gerne auch schon jetzt ein Frühstück haben.
Solcherart gestärkt suchen wir jetzt unsere U-Bahn-Station auf. Die U2 muss zur Zeit baustellenbedingt im Bahnhof Wettersteinplatz wenden. Und das bedeutet, dass alle Fahrgäste hier aussteigen müssen. Auch wir, die wir gerade erst eingestiegen sind und Platz genommen haben? Das Mißverständnis ist schnell geklärt. Am Hauptbahnhof gilt es dann, in die U4 oder U5 umzusteigen – je nachdem, welche zuerst kommt. Die U4 gewinnt zwar, fährt aber heute verkürzt, so dass es letztlich eben doch die U5 wird.

Das Verkehrszentrum befindet sich in den alten Münchner Messehallen. Von der U-Bahn kommend muss man, um zum Eingang zu gelangen, erst noch den großen gepflasterten Platz überqueren. Dann aber steht man auch schon in der ersten von insgesamt drei Hallen. Es geht hier um Autos und um Nahverkehr. Wie klein doch die PKWs früher waren! Und das gilt nicht nur für den Heinkel Kabinenroller, sondern auch für den daneben geparkten Opel GT, zu seiner Zeit ein Traumauto. Haupt-Blickpunkt ist aber natürlich der große blaue Münchner U-Bahn-Wagen der ersten Generation, flankiert von einer grünen Nürnberger Straßenbahn und ihr gegenüber einer alten Fahrradwerkstatt. Ja, genauso sah in den 1960er Jahren die Werkstatt aus, die ich als Kind so oft aufgesucht hatte, um mit dem Nachbarsjungen im Hof Fußball zu spielen. In der zweiten Halle stehen eine wuchtige Dampflok und ein moderner ICE Seite an Seite, man kann zwischen ihnen entlang laufen und im weiteren Verlauf auch noch so allerhand weiteres Rollmaterial bewundern, ein Schweizer Krokodil zum Beispiel. Vor der rückseitigen Längswand stehen ein paar weitere Autos versammelt, und an der Stirnseite schaut man einer Zahnradbahn auf die Zahnräder. Der Übergang zur dritten Halle befindet sich im oberen Stockwerk. Um drüben wieder hinunter auf den Flur zu gelangen, kann man sich einer Rutsche anvertrauen: huiii, was für ein Spaß! Dabei wären auch die Exponate in der oberen Etage des Anschauens wert gewesen. Aber es gibt ja schließlich Treppen, und die funktionieren in beide Richtungen. Oben stehen die Konzeptfahrzeuge, unten der Rennsport, und ganz hinten gibt es noch eine Sonderausstellung über den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof, Stichwort Stuttgart 21.
Unser Auto parkt derweilen brav im Schatten eines Giesinger Baumes gleich neben der Probebühne, verkehrsgünstig zu erreichen via U1 und den Bahnhof, der genauso heißt wie sein Stadtteil. Denn da wir noch einen weiteren Besuch planen und für dieses Ziel an die nördliche Peripherie müssen, verbinden wir auf diese Weise ökonomisch Nahverkehr und spätere Heimreise.
In Schleißheim kennen wir uns ja bereits ganz gut aus, vorgestern habe ich im Bereich des Alten Schlosses einen schönen Parkplatz mit schattenspendenden Bäumen erspäht, den wir nun ansteuern. Zwar hätte auch das Neue Schloss einen Parkplatz gehabt, noch dazu näher am Eingang, dafür aber völlig schattenlos. Wo genau befindet sich denn überhaupt dieser Eingang? Nun, folgen wir einfach der zielstrebig auf die nordwestliche Ecke zusteuernden Familie vor uns! Wie sich herausstellt, wollen die aber gar nicht ins Schloss, sondern in den Park. Der Schlosseingang wäre, vom falschen Parkplatz her nicht sichtbar, in der Mitte der langen Westfront gewesen.

Und dann stehen wir endlich im ersten Saal, einer Säulenhalle mit prächtigem Dekor. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst weitergehen soll, in die angrenzenden Säle oder die marmorne Treppe hinauf, wo einen weitere Säle erwarten, einer schöner als der andere, wir können uns kaum losreißen von den bunten Deckengemälden. Vor lauter Bewunderung hätten wir beinahe die bemerkenswerten Stuckköpfe im Treppenhaus übersehen. Doch was ist das, meldet sich da etwa schon wieder der Kleine Hunger? Drüben im Alten Schloss haben wir vorhin einen schönen großen Biergarten mit SB-Restaurant gesehen: zwei Portionen Rostbratwürste mit Sauerkraut und ein kühles Getränk sind genau das, was wir jetzt brauchen. Und dann marschiert auch noch die Blaskapelle einer Hochzeitsgesellschaft auf. Man hebt die Krüge, um die Braut hochleben zu lassen, aber was ist das denn? Den Trinkspruch „Eins – Zwei – Getrunken!“ hatte ich irgendwie anders in Erinnerung?! Egal, die Stimmung jedenfalls könnte nicht besser sein.
Unser Tischnachbar freut sich, dass es uns in Schleißheim so gut gefällt, schließlich seien das hiesige Schloss und der Park mindestens genauso schön wie das von den Touristen favorisierte Nymphenburg. Auf dem Weg zur Autobahn nach Nürnberg könne man übrigens recht günstig bei Allguth tanken. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und finden die besagte Tankstelle. Oder vielmehr dessen Preistafel. Aber wo sind hier die Zapfsäulen? An der Hauptstraße nicht, und hinten bei der Einfahrt zur Waschstraße auch nicht. Jemand der aussieht, als kenne er sich hier aus, schickt uns in die Straße gegenüber, der wir einfach nur ein Stück weit folgen müßten. Leider haben wir aber erneut kein Glück, fahren kreuz und quer, befragen das Navi nach Tankstellen in der Nähe und entdecken schließlich einen Wegweiser, der aus der anderen Fahrtrichtung nicht zu erkennen war, da hinter Strauchwerk versteckt. Nun steht der entspannten Heimfahrt nichts mehr im Wege, um Punkt 20 Uhr 15 sind wir zuhause.