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Felsmalereien

Der Kakadu Nationalpark könnte es an Größe mit der halben Schweiz aufnehmen. Sagt die Rangerin Esther, die unverkennbar in der Schweiz geboren ist. Damit sie uns zeigen kann, wo es die schönsten Aboriginal-Felsmalereien „hat”, holen wir sie am Visitor Center ab und fahren dann gute 30 Minuten über eine Seitenstraße zu einer Felsgruppe, wo wir auf einem kleinen Rundweg allerlei sonderbare, an geschützten Stellen an die Sandsteinfelsen gekritzelte Figuren zu sehen bekommen. Und es ist brüllend heiß.

Nach der Mittagspause im Besucherzentrum suchen wir noch eine weitere Stelle auf, sie liegt inmitten abenteuerlicher Felsformationen. Daß es hier noch brüllender heiß ist, mindert ein wenig die Fähigkeit, sich das Erklärte so lange zu merken, bis der Platz vor der erklärten Stelle zugänglich wird, immerhin sind wir 18 Personen, die alle auch fotografieren wollen. Natürlich wurde derweilen längst eine andere Stelle erklärt, Gruppenführungen haben halt ihre ganz eigene Dynamik. Aber die Aussicht über die tief unten liegende grüne Ebene und die Felsinseln entschädigt für vieles. Und daß direkt neben der Straße der Pilzfelsen steht, der im vorab herumgereichten Prospekt abgedruckt war, weiß noch nicht einmal die Rangerin selbst.

Morgen werden wir Australien über den Flughafen von Darwin verlassen. Die Strecke dorthin ist noch einmal recht interessant, denn es gibt haushohe Termitenbauten, und wir fahren auch an einem aktiven Buschfeuer vorbei.

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Unterwegs im Northern Territory

Das Lokal war mit unserer 20-köpfigen Reisegruppe etwa überfordert: die Tische weder zusammengestellt noch eingedeckt, und bis die letzten Gäste ihren Fisch serviert bekamen, waren die ersten schon lange fertig. Aber geschmeckt hat er allen großartig.

Die bunten Sittiche scheinen sich auf Campingplätzen besonders wohl zu fühlen und turnen sich schon in der Dämmerung mit lautem Gekrächze durchs Geäst. Kommt jedoch ein Raubvogel in Sicht, flüchtet der ganze Schwarm tiefer in den Baum.

Heutesteht eine Wanderung zu einer Kaskade von Wasserfällen auf dem Programm. Die Landschaft ist reizvoll, einige von uns schwimmen auch ein paar Runden, aber der Rundweg erweist sich als recht anstrendend und schweißtreibend.

Ein Stück weiter im Norden biegen wir dann vom Stuart Highway in den Kakadu Highway ein, wo wir nach einer guten Stunde unseren heutigen Campingplatz ganz in der Nähe des Yellow River erreichen. Für den Rest des Tages steht eine zweistündige Bootsfahrt auf dem Programm, mit Krokodilen, Wasserbüffeln, Vögeln, Schlangen und einem schönen Sonnenuntergang.

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Schluchtkrokodile

Seit heute ist die Butter morgens wieder streichfähig, und wir müssen uns im Städtchen Katherine auch nicht mehr die Hände an der Kaffeetasse wärmen.

In Katherine steigt man nicht aus, durch Katherine fährt man durch. Es sei denn, man will die Katherine Gorge besuchen, das ist eine Schlucht im roten Sandstein. Von oben dürfte dieser Landstrich aussehen wie eine Tafel Schokolade, denn das Flüßchen biegt immer wieder rechtwinkelig ab, während die geradeaus sich fortsetzende Schlucht kein Wasser führt. Man befährt das Naturwunder in kleinen Ausflugsschiffen für je etwa 50 Personen. Der Steuermann erklärt über Lautsprecher die Naturerscheinungen ringsum. Wir sichten das eine oder andere kleine Krokodil sowie einen Kormoran.

An einer Stelle müssen wir aussteigen und ein paar hundert Meter weit zu einer anderen Anlegestelle laufen, denn der dazwischen liegende Abschnitt ist nicht befahrbar. Der Weg ist gut präpariert mit Stegen, Trittstufen und sogar Gummimatten, damit beim Rudelwandern niemand zu Schaden kommt. Die zweite Bootsfahrt endet an einer kleinen Höhle mit Vogelnestern an der Decke, dann geht es in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück.

In Australien gibt es eine Vogelart, deren Männchen Liebeslauben bauen: ein tunneliges Gebilde aus Zweigen, dessen beiderseitige Eingänge der gefiederte Bräutigam mit allerlei hübschen Steinen dekoriert. Hübsch sind für ihn auch Flaschendeckel, Kaugummipapierchen, Trinkhalme und sogar zwei Schrauben mitsamt Muttern. Von der Schrauben- zur Vogelmutter wäre hier nur ein kleiner Schritt, allerdings scheint keine der Damen das Angebot wahrnehmen zu wollen.

Wir unterbrechen die Rückfahrt mit den beiden Taxis an einer Aboriginal Art Gallery, deren Betreiber auch verwaiste Känguruhs aufpäppeln. Eines der Tiere läßt sich, wenn als Belohnung die eine oder andere Scheibe Süßkartoffel winkt, gerne mit den Damen der Reisegruppe fotografieren, den noch im Stoffbeutel hausenden Jungtieren bleibt ohnehin keine andere Wahl.

Für heute abend ist das Abschiedsessen geplant. Zwar haben wir noch zwei Stationen vor uns, aber das hiesige Restaurant soll besonders schön und der Barramundi besonders lecker sein.

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Auf John Stuarts Spur

Und jetzt alles noch einmal in umgekehrter Reihenfolge: Ulurú, Mount Conner, Salzsee, Alice Springs, Devil‘s Marbles und schließlich Tennant Creek, wo wir am Abend des zweiten Fahrtages eintreffen. Das Abenteuer Ballonfahrt in Alice Springs haben wir ausgelassen: nicht im Reisepreis inbegriffen. Was wir täglich aufs Neue genießen sind die schönen Sonnenuntergänge, doch sind sie mit zunehmender Dunkelheit verbunden, und nachts die Straße querende Rindviecher sind leider unbeleuchtet. Rudi kann rechtzeitig bremsen, aber viel hätte nicht gefehlt, und die Kuh hätte tödliche Bekanntschaft mit unserer Stoßstange machen müssen.

Am dritten Tag zweigt nach rechts der Barkly Highway ab, von dort sind wir vor 5 Tagen gekommen. Heute jedoch folgen wir weiter dem Stuart Highway in Richtung Darwin, das noch fast 1000 Kilometer entfernt liegt. Zur Linken wie zur Rechten erstrecken sich Ebenen mit kargem Baumbestand, und zwischen ihnen Millionen von Termitenbauten, kleine und große, mit nur einer Spitze oder mit mehreren. Dem einen oder anderen haben Scherzbolde ein T-Shirt übergestreift.

Abgetragene Kleidungsstücke aller Art, insbesondere Damenunterwäsche, finden sich auch im sehenswerten Pub der kleinen Ortschaft Daly Water, dazu Geldscheine und Nummernschilder aus aller Welt und so manches mehr. Auf der anderen Seite der Kreuzung – und recht viel größer ist der Ort nicht – steht ein Schuppen mit Oldtimer-Autos und allerlei Skurrilitäten. Angeblich ist hier das Zentrum des Nichts, und ich denke, die Leute werden es wohl wissen.

Und dann sind wir plötzlich in den Tropen.

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Das rote Zentrum

Der Ulurú ist ein riesiger Felsen, der wie ein halb vergrabenes rotbraunes Ei über der Ebene aufragt. Seine Oberfläche sieht, wenn man direkt davor steht, schuppig aus. Das Material scheint sehr hart zu sein, unterliegt aber eben doch allerlei Verwitterungsprozessen. Zum einen bilden sich, wo die Oberfläche dem sandigen Wind Angriffsfläche bietet, kleine Höhlen aus. Zum anderen lösen sich Teile der Felsmasse wie Zwiebelschalen vom Hauptkörper ab und rutschen herab. Und dann gibt es noch die vielen dunkel gefärbten Rinnen, in denen das Regenwasser sich seinen Weg über den harten Stein sucht.

Die Aborigines verehren den faszinierenden Felsen, in dessen Strukturen sie Gesichter und allerlei Phantasiegestalten sehen. Viele der geschützten Grotten sind noch heute voller Felsenbilder, einige Abschnitte dürfen aus Respekt vor den indigenen Glaubensvorstellungen nicht fotografiert werden.

Wir wandern, begleitet von der Rangerin und ihrem Schützling Henry, zunächst ein Stück an der Nordwestseite entlang, passieren eine Stelle, wo Felskörper und abgestürzte Außenschicht eine Art gotischer Kathedrale bilden, und beenden die Tour in einer der riesigen Nischen, wo die grünroten Felsen an drei Seiten himmelhoch empor ragen, während ein Wald die vierte Seite bildet. Es herrscht eine besondere Stille an diesem Ort, allein der knatternde Hubschrauber stört kurzzeitig. Die zweite, kürzere Wanderung führt uns auf der gegenüber liegenden Seite an eine Stelle, wo sich bei Regen am Felsen herablaufendes Regenwasser in einem Wasserloch sammelt. Abschließend fahren wir mit dem Bus noch einmal um den gesamten Ulurú herum, bewundern die diversen Verwitterungsformen und hören die Interpretationen der Aborigines, bevor wir uns nach einer Stippvisite im Kulturzentrum auf den langen Weg zurück nach Alice Springs machen.

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Sterne über dem Ulurú

Auch der Ulurú (früher: Ayers Rock) ist leicht zu finden: von Alice Springs zuerst zwei Stunden nach Süden, dann zwei Stunden nach Westen. Schon vorher kommt zur Linken ein markanter Tafelberg ins Blickfeld. Eindrucksvoll zwar, aber noch nicht der Ulurú. Trotzdem lohnt sich ein Fotostop, denn von einem kleinen Hügel aus schweift der Blick zur anderen Seite hin über einen ausgetrockneten Salzsee mit Insel. Etliche Kilometer weiter erblicken wir dann zum ersten Mal den markanten Felsrücken. Die nähere Betrachtung steht allerdings erst morgen auf dem Programm, heute besuchen wir erst einmal die ebenfalls markanten Felskuppen der Kata Tjutas (früher: Olgas).

Im Ulurú-Nationalpark ist eine Führung obligatorisch. Die Rangerin hält ein junges Känguruh im Arm, es ist gerade einmal 6½ Monate alt, und jeder von uns darf es ein wenig auf den Arm nehmen, sogar ich.

Die Olgas sind markante Felskuppen aus rötlichem Konglomerat-Gestein, im Inneren sind die gerundeten Kiesel allerdings grün. Man kann ein Stück weit in eine Schlucht zwischen zwei Kuppen hinein laufen, besteigen darf man sie nicht, denn sie sind den Aborigines heilig, und ebenso der Ulurú.

Inzwischen ist es später Nachmittag, und die Schatten werden länger: höchste Zeit, zum Ulurú zurückzukehren und mitzuerleben, wie die roten Felsen im Licht der untergehenden Sonne noch röter werden. Vom Busparkplatz aus wandern wir einen Pfad hinauf, bis wir einen schönen Blick haben. Auch auf unsere Schatten, die sich immer weiter in Richtung Berg verlängern. Was für ein Anblick! Und dann ist die Sonne weg, und der Berg wird fahl.

Als wir wieder beim Bus eintreffen, wartet zu unserer Überraschung ein Sektempfang auf uns. Und ein Abendessen. Reiseleitung und Gäste lassen einander hochleben, während am Himmel die ersten Sterne blinken. Sterne über dem Ulurú: ein unvergeßlicher Augenblick.

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Der Weg ist das Ziel

Der Weg von Townsville nach Alice Springs ist leicht zu finden: man fährt einfach zwei Tage lang nach Westen bis zu einer Querstraße, der man dann einen weiteren Tag lang nach Süden folgt.

In dieser Region Australiens ist der Weg das Ziel. Nichts beeinträchtigt den Blick in die Landschaft, Häuser gibt es nur einmal alle 150 Kilometer, meist um eine Raststätte herum, die hier Roadhouse heißt und meistens aus einer Tankstelle, einem Food Store, einem Pub und einem Caravan Park besteht, mit Wohnwagen und einigen Mobile Homes.

Links und rechts der Straße erstreckt sich nichts als Buschland. Mal grasbewachsen, mal erdig braun oder rot, mal flach und mal hügelig, stets jedoch ohne jede Spur von Zivilisation. Und über alledem spannt sich ein Himmel, den nur selten ein paar Wolken zieren und schon gar keine Flugzeugstreifen. Gegen Abend wird das Licht zunehmend rötlich, und die Schatten werden länger, bis schließlich die Sonne unter den Horizont sinkt und der Himmel eine unbeschreibliche Farbtönung annimmt.

Drei Nächte haben wir nun schon im Outback verbracht, natürlich nicht draußen, sondern auf einem der gut ausgestatteten Campingplätze, wo es auch immer etwas zu sehen gibt. Heute morgen zum Beispiel unterhielt uns ein Pärchen grün schillernder Sittiche, gestern war es ein Sternhimmel, wie man ihn nur auf der Südhalbkugel zu sehen bekommt, mit dem Kreuz des Südens und dem Zentrum der Milchstraße.

Zwischen Tennant Creek und Alice Springs liegt die Region der Devils Marbles, der Teufelsmurmeln. Das sind haushohe Granitblöcke, die von der Erosion zu Kugeln geformt wurden. Einige davon sind geborsten und liegen als Halbkugeln in der Landschaft, von anderen ist die äußere Schicht abgeplatzt wie eine Zwiebelschale. Eine Stunde lang laufen wir in der einzigartigen Landschaft herum, dann geht es weiter dem Etappenziel entgegen.

Es ist wieder empfindlich kalt hier, deshalb gehen wir nach dem Abendessen – man wird ja bei Rotel täglich bekocht – und Duschen meist recht früh schlafen.

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Im Outback

Ein Road Train ist ein Sattelschlepper, der hinten noch einen zweiten Trailer mitführt. Und daran einen dritten. Manchmal sogar einen vierten. Diese Ungetüme der Straße haben 16 Achsen oder mehr. Auf unserer Fahrt von Townsville nach Cloncurry begegnen uns einige von ihnen.

Wir sind im Outback, die Küste und die Küstenberge liegen weit weit hinter uns. Auch Bäume sieht man hier nur noch vereinzelt, der Blick schweift über weite grasige Ebenen, die so manche Rinderherde mehr schlecht als recht ernähren. Hin und wieder müssen die Tiere zu neuen Weidegründen gebracht werden, bis die alten sich in der Regenzeit wieder regeneriert haben. Womit? Natürlich mit dem Road Truck. An einer Tankstelle parkt ein solches Gefährt. Neugierig schauen die Tiere über den Rand der Ladefläche.

Heute morgen sollen sich Wale in der Bucht von Townsville gezeigt haben, dort wo wir gestern wandernd unterwegs waren. Es war aber wohl ein falsches Wal-Versprechen.

Hier im Outback liegen die Ortschaften genau so weit auseinander, daß jede Ortsdurchfahrt ein Etappenziel ist, mit 20 Minuten Pinkelpause. Und jede zweite ein Tankstopp, denn der Bus verbraucht immerhin 40 Liter auf 100 Kilometer, während sein Tank nur gerade 300 Liter faßt. Aber es gilt auch in der scheinbar langweiligsten Siedlung stets die Regel: steige niemals ohne Kamera aus. Du könntest zum Beispiel den Friedhof verpassen mit seinen ebenso unterhaltsamen wie verwitterten Grabsteinen. Oder die lebensgroße Dinosaurier-Nachbildung, denn jede der Ortschaften im Outback hat ihre ganz spezielle Attraktion. Bei der letzten war es eine seltene Beutelratte.

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Whitsunday Islands

Eine unserer Mitreisenden hätte beinahe ihre letzte Reise angetreten, ohne die vorletzte zu Ende zu bringen. Nach einem Notarzteinsatz heute morgen liegt sie nun in der Klinik der nächstgelegenen Stadt, und es besteht Hoffnung, daß sie überlebt.

Weit draußen vor der australischen Ostküste liegt das Great Barrier Reef, eines der größten Naturwunder der Erde. Vom Ort Airlie aus kann man einen Ausflug mit dem Schnellboot buchen. Es legt an einer Basis im Hardy-Riff an, die wiederum allerlei Aktivitäten rund um dieses Riff anbietet: Tauchen, Schnorcheln, mit dem Hubschrauber darüberfliegen oder im Semi-Sub an der Riffkante entlang fahren und die Korallen und Fische durch große Unterwasserfenster beobachten. Bei dieser Form des Tauchens bleiben die Haare trocken, und man muß auch nicht zum unförmigen Teletubby mutieren. Die Schnorchel-Einweisung zu versäumen wäre allerdings ein Verlust gewesen, denn wie das schlaksige Crew-Mitglied pantomimisch die Gefahren des Tauchens vorträgt, erweisen sich als äußerst amüsant. Und weil auch eine Holländerin im Team ist, wird uns Deutschen sogar noch eine spezielle Begrüßung zuteil.

Als wir wieder aus dem U-Boot steigen, hat sich das Riff verändert: wo vorhin noch türkisfarbenes bis hellgrünes Wasser diverse Untiefen andeuteten, liegen jetzt die Spitzen der Riffe trocken, mit weiter abnehmendem Wasserstand steigen immer mehr braune Korallenfelsen aus dem Wasser. Auch wir nautisch Ungebildeten können nun deutlich erkennen, wo unser Schiff fahren kann und wo nicht.

Nur wenige Minuten nach dem Ablegen von der Tauchbasis jedoch stoppt der Kapitän die Maschinen, denn zwei Buckelwale versperren die Durchfahrt. Ein Rücken taucht aus dem Wasser auf, dann noch einer. Während sie wieder unter die Oberfläche gleiten, stoßen sie die typische Blaswolke aus, dann kommt wieder der Rücken in Sicht, dann wieder die Wolke. Irgendwann schließlich tauchen sie seitlich ab, und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen.

Wie schon die Hinfahrt führt auch die Rückfahrt an den zahllosen Inseln der Whitsunday-Gruppe vorbei, einsame weiße Sandstrände wechseln sich ab mit schroffen Felsen – und auf einer der Inseln, sie heißt Hamilton Island, steht als skurriler Fremdkörper ein zwanzigstöckiges Hochhaus. Was es nicht alles gibt.

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Zuckerrohr am Wendekreis

Je weiter wir nach Norden kommen, desto angenehmer werden die Temperaturen. Das wissen auch die Sydneysider und all die anderen Menschen, die in New South Wales oder Victoria leben: wer kann, entflieht dem kühlen Winter und reist in die Region, wo die Strelizien gedeihen oder, wenn es noch ein paar hundert Kilometer mehr sein dürfen, Königspalmen und Zuckerrohr. Es ist gerade Erntezeit, die maschinell geernteten Rohrstücke werden per LKW oder Schmalspurbahn in die Fabriken gefahren, deren dampfende Schlöte zeigen, daß er Verarbeitungsprozeß in vollem Gang ist. Einige Felder stehen gerade in Blüte, die weißen Rispen über dem frischen Grün sehen sehr attraktiv aus.

Die Wohnwagengespanne, die den Highway Number One verstopfen, nennt man die „Grauen Nomaden”: den kühlen Wintermonaten entfliehen sie gen Norden, im schwülen Sommer wiederum flüchten sie nach Süden. Beides dauert mit dem Wohnwagen im Schlepp mehrere Tage, in Australien ist es erlaubt, auf speziellen Plätzen kostenlos zu nächtigen.

Im Supermarkt werden wir, als wir gerade unseren frisch erworbenen Imbiß einnehmen, von einem freundlichen Australier gefragt, ob wir schon Wails gesehen hätten. Wails? Ach so, er meint Wale. Das hiesige Englisch klingt für europäische Ohren oft etwas ungewohnt.

Bei Rockhampton quert der Bruce Highway den Wendekreis des Steinbocks. Eine Sonnenuhr und eine hohe Stele markieren den Punkt, wo die Sonne an genau einem Tag des Jahres um 12 Uhr mittags Ortszeit genau senkrecht steht. Gleich nebenan will eine botanische Kuriosität bewundert werden: ein Leberwurstbaum. Seine Früchte sehen so aus, als hingen sie an langen Schnüren von der Decke einer Räucherkammer. Gleich nebenan steht ein Orchideenbaum in voller Blüte. Botanisch handelt es sich dabei um eine Bauhinie, aber die Blüten haben etwas Orchideenhaftes und sollen auch so ähnlich riechen. Das könnten allerdings nur die bunten Vögel beurteilen, die man hier beobachten kann.

Da wir wieder eine recht lange Tagesetappe zurückzulegen haben, nutzen wir einen Tankstopp, um uns ein wenig die Füße zu vertreten. Hinter der Tankstelle haben sich ein paar Leute einem alten Linienbus zur Wohnung erkoren, und daneben noch einen zweiten: ein Mobile Home der besonderen Art. Aber wer will schon hinter einer Tankstelle leben?

Was ist eigentlich ein Billabong? Die Landschaft sieht hier recht trocken aus, die hellgrauen Buckelrinder scheinen aber dennoch satt zu werden. Warum auch nicht, sie können ja von Heu leben, wenn es genug Wasser gibt. Solche Wasserlöcher nennt man hier Billabong, das schöne Lied „Waltzing Mathilda”, die heimliche Nationalhymne der Australier, erwähnt ein solches. Wie der darin besungene Wanderarbeiter es jedoch schafft, sein erlegtes Schaf im Proviantbeutel zu verstauen, erklärt das Lied nicht.

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