Obwohl wir erst am späten Nachmittag in Richtung Frankfurt abheben werden, startet unser Airport-Transfer schon um 7 Uhr morgens. Das ist jedoch kein Resultat unzweckmäßiger Planung, sondern für die Ankunft per Schiff so vorgeschrieben.
Alles läuft wie am Schnürchen: das Buffetrestaurant zieht Punkt 6 Uhr die Rolläden hoch, den Kaffee gibt es aber schon eine halbe Stunde früher. Dass es um diese Zeit Fensterplätze in Hülle und Fülle gibt, versteht sich von selbst, außer ein paar Lichtern gibt es allerdings kaum etwas zu sehen. Das patrouillierende Polizeiboot hat deren drei: ein blaues auf dem Dach, ein grünes an der Steuerbord- und ein rotes an der Backbordseite. Allmählich wird der Himmel heller, und über den Wolkenkratzern zeigt sich ein erstes zartes Morgenrot.
Die Kofferanhänger tragen die Ausschiffungsnummer, unsere ist die 36. Ein kleiner selbstklebender Streifen mit derselben Nummer muss auf die Cruise Card, ein weiterer auf die Person, zu der das alles gehört. Alle 36er sammeln sich nun im Restaurant „Hexagon“ auf Deck 6, also ziemlich weit unten. Von dort werden wir über die Gangway hinausgeführt zu den Videostationen. Ein freundlicher Blick in die Kamera, schon öffnet sich die Sperre. Und so reisen wir also zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen in die USA ein. Eine Rolltreppe später stehen wir in der großen Halle mit den numerierten Kofferbergen, wo die unseren geduldig auf uns warten. Dank der vielen Servicekräfte, die ihre immer gleichen Anweisungen heute schon hunderte Male gegeben haben und noch geben werden, finden wir schließlich auch unseren Transferbus und werden in einer etwa halbstündigen Fahrt an den Airport gebracht. So weit, so gut. Und jetzt?
Der Baggage-drop Schalter der Lufthansa hat sicher bereits geöffnet, aber wo befindet er sich? Auf der Bordkarte, die uns die Airline beim gestrigen Check-in zugemailt hat, steht zwar „Terminal 1“, die Terminals des Flughafens tragen aber die Buchstaben D bis J. Immerhin gibt es aber freies WLAN, da kann man nachsehen: wir müssen an die Schalter 620 bis 637, die sich ein Stockwerk höher befinden – und leider alle ziemlich verwaist aussehen. Kann das sein? Dass Abfertigungsschalter der Airlines drei Stunden vor Abflug öffnen, kennt man ja, aber sollte der Vorlauf für die Gepäckaufgabe nicht wesentlich länger sein? Da nirgendwo etwas angeschrieben steht, frage ich eine Sicherheitskraft. Ab ein Uhr nachmittags, lautet die frustrierende Auskunft. Wie bitte? Fünfeinhalb lange Stunden mit unhandlich großem Reisegepäck vor den Schaltern warten?
Wir könnten samt Gepäck mit dem kostenlosen „MIA Mover” an den Flughafenbahnhof fahren und von dort mit dem ebenfalls kostenlosen „Metro Mover” eine Runde durch die Stadt drehen, so die Idee. Ja, wenn wir den Bahnsteig des „Mover“ doch nur finden würden! Der Zugang soll sich auf Ebene 3 befinden, etwa in der Mitte des Halbkreises, von dem die verschiedenen Terminals abgehen. Leider ist die Ebene 3 aber nicht durchgängig begehbar, und so lernen wir, bis wir die Kabinenbahn endlich erreichen, den Flughafen von Miami besser kennen als uns lieb ist. Lohn der Mühe ist eine Fahrt mit der Hochbahn bis hinaus zum Flughafenbahnhof. Können wir hier in den Metro Mover umsteigen? Der Servicemann schüttelt den Kopf: MIA Mover und Metro Mover seien nicht direkt verbunden, wir müßten zuerst per Train etliche Kilometer nach Downtown fahren, und diese Fahrt sei selbstverständlich nicht kostenlos.
So fügen wir uns denn in unser Schicksal und warten und warten und warten. Von halb acht bis halb drei, und dann hinter der Sicherheitsschleuse noch einmal weitere drei Stunden im Gate mit der Nummer J17. Über eines können wir uns hier jedenfalls nicht beklagen, nämlich einen Mangel an Gesellschaft: gleich fünf abgehende Flüge teilen sich denselben Warteraum, so dass weiter hinten kaum noch jemand sehen kann, ob er für die richtige Gruppe ansteht, geschweige denn an der Reihe ist. Die Verspätung beim Abflug holen wir übrigens dank Rückenwind über dem Atlantik wieder auf.