Die Karten für das diesjährige Lehar-Festival hatten wir lange im voraus gebucht, und ebenso unsere Unterkunft, denn im August sind im Salzkammergut die freien und bezahlbaren Zimmer rar. Unsere Wahl fiel dieses Mal auf die Pension Leprich in St. Agatha, einem Ortsteil von Bad Goisern, denn hier sind wir genauso nah an Hallstatt wie an Bad Ischl.
Die ideale Strecke dorthin führt über Passau und dann aber nicht auf der Autobahn A8 bis weiter nach Wels, sondern quer über den Hausruck und nach Vöcklabruck, wo wir wieder auf die dann schönste Strecke treffen, nämlich am Traunsee entlang in die Berge hinein. Vorher suchen wir aber noch unsere Lieblings-Tankstelle in Haag auf.
Summa summarum führt uns das Navi in rund viereinhalb Stunden, von kurz vor 10 bis kurz nach 2 Uhr, schnurstracks bis zur angegebenen Adresse. Dort sieht es aber ganz und gar nicht nach Pension aus. Des Rätsels Lösung: ich hatte bei der Hausnummer eine Ziffer ausgelassen. Das Leprich wäre schon vorne an der Straße gewesen, großes Schild inklusive.
Im Haus gilt Self-Check-in, der Zimmerschlüssel liegt auf dem Tresen. Es ist ein sehr schönes Zimmer mit wenig Steckdosen, aber großem Ostbalkon. Allzuviel Zeit, ihn zu genießen, bleibt uns allerdings nicht, denn unsere erste von drei Operettenvorstellungen findet ja schon heute abend statt. Was zieht man an bei dieser Wärme? Ich entscheide mich für ein langärmliges Hemd, das ich notfalls hochkrempeln kann. Notfalls? Nein, besser doch von Anfang an.
Vorher muss aber noch das Auto auf den Parkplatz neben dem Kongreß- und Theaterhaus. Papiertickets gibt es hier nicht, beim Einfahren wird mir meine Autonummer auf dem Display gezeigt. Und wo steht der Kassenautomat? Es gibt keinen, klärt uns der ortskundige Parkplatznachbar auf. Sie zahlen an der Ausfahrt mit ihrer Bankomat-Karte, dann öffnet sich die Schranke. Na, hoffentlich funktioniert das, sonst blockieren wir die einzige Ausfahrt.
Eigentlich hatten wir mit einem Kurpark voller Imbißbuden gerechnet, so wie im vergangenen Jahr. Die gibt es heuer aber nicht. Zum Glück ist man in Bad Ischl aber ja nie weit vom Zentrum mit der Fußgängerzone weg, und dort findet sich ein Billa-Markt, der Topfengalatschen verkauft. Was das ist? Nun, Topfen ist das österreichische Wort für Quark, und Golatschen sind Teigtaschen. Die zeitgleich erstandenen Getränkedosen bringen wir ins Auto, das ja zum Glück direkt neben dem Theaterhaus parkt.
Wir sitzen in der drittletzten Reihe, also mit relativ großem Abstand zur Bühne. Seitliche Ränge gibt es hier nicht. Die Operette heißt „Eine Nacht in Venedig“, wurde komponiert von Johann Strauß und steckt voller bekannter Melodien. Die Handlung zu schildern würde den Rahmen dieser Geschichte sprengen, daher nur so viel: es ist eine Verkleidungs- und Verwechslungskomödie mit allerlei Liebesverwirrungen.
Das Verlassen des Parkplatzes gestaltet sich wie erwartet etwas chaotisch, aber zum Glück steht ein Helfer neben der Schranke.