Der heutige Reisetag beginnt mit einer Stippvisite in einer Manufaktur, die sich auf Keramik mit dunkel-metallischer Oberfläche spezialisiert hat. Wir erleben, wie auf der rotierenden Töpferscheibe Gefäß um Gefäß hochgezogen und auf die größeren mithilfe eines Kieselsteins das typische Streifendekor aufgebracht wird. Wie das alles aussieht, wenn es nach dem Trocknen gebrannt und teilweise auch geschmackvoll mit Blumen bemalt wurde, können wir im Verkaufsraum bewundern.
Im Kloster Sucevitza werden wir von Schwester Veronica empfangen, einer zierlichen Person, die uns die reichhaltige Freskierung der Außen- und Innenwände der Klosterkirche erläutert und uns auch den Tipp gibt, dass man aus den Fenstern des kleinen Klostermuseums einen besonders schönen Blick auf die Kirche genießen kann.

Die Umgebung von Suceava ist ein Mittelgebirge ähnlich unserem Schwarzwald. Unsere Straße führt auf gut tausend Meter hinauf und drüben wieder hinab. Die schöne Aussicht oben ist heute allerdings durch tief hängende Wolken gestört.
Im Kloster von Moldovitza werden wir von Schwester Tatjana empfangen, einer resoluten älteren Dame mit Gehstock und Brille, die uns in feldwebelartigem Tonfall und erfüllt von Sendungsbewußtsein die Ikonografie der alten Fresken an der Außenfassade der Klosterkirche erläutert, während sie den grünen Lichtpunkt des Laserpointers über die einzelnen Motive der christlichen Heilslehre wandern läßt. Wir erleben die Gottesmutter Eva als Höhle, erfahren den Unterschied zwischen Heiligen und Philosophen und noch vieles mehr. Leider ist das markanteste Motiv, die 33-stufige Himmelsleiter mit den Engeln, zur Zeit von einem Baugerüst verunstaltet. Der Erhalt und die Reinigung der Fresken sind aber enorm wichtig, schließlich handelt es sich um UNESCO-Weltkulturerbe. Das Prorramm setzt sich im Inneren der Kirche fort, wo es für jeden Tag des Jahres ein eigenes Bildmotiv gibt.
Bevor wir Voronetz, das dritte der sehenswerten Klöster in der Umgebung von Sucevitza erreichen, gehehmigen wir uns eine Mittagspause in einem kleinen Lokal, das mit lokalen Spezialitäten, insbesondere einem Steinpilzgericht, aufwartet. Da wir uns den Hunger für das Abendessen aufsparen wollen, begnügen wir uns aber mit Rindfleischsuppe und zum Nachtisch Palatschinken.
Im Kloster Voronetz findet gerade eine Lesung statt, die Gesänge der Nonnen werden nach draußen übertragen, was beim Betrachten des Bildprogramms für eine sakrale Atmosphäre sorgt. Besonders sehenswert sind hier die Darstellungen, denen man den Beinamen „Sixtinische Kapelle des Ostens“ gegeben hat. Und wie die anderen beiden Klöster ist auch dieses von einer Wehrmauer mit Türmen umgeben und der Raum dazwischen mit zahllosen Rosen in allen Farben bepflanzt. Rosen sind wie Menschen, sagte heute morgen Schwester Tatjana: jede ist anders, alle haben sie Dornen. Und sie passen nirgendwo besser hin als in den Paradiesgarten.
Letzter Programmpunkt dieses erlabnisreichen Tages ist, abgesehen von zwei schönen Hoftoren, das Kloster Humor, das aber vollständig eingerüstet ist. Auch der normale Eingang, man muss also hinten herum gehen.