Auf den Regionalverkehr bezogen ist die Deutsche Bahn besser als ihr Ruf. Man sitzt zwar immer, wenn es heißt „der Anschluß wird vsl. nicht erreicht”, eine Zeit lang wie auf Kohlen, aber im letzten Moment kommt in der Regel dann doch die Durchsage, dass der Anschlusszug auf die umsteigenden Fahrgäste warten wird. Ein weiteres Loblied sei an dieser Stelle auch auf das Deutschlandticket gesungen: für den Preis eines Einzelfahrscheins nach Berlin und zurück läßt es sich damit rund drei Monate lang entspannt quer durch ganz Deutschland reisen, und den Nahverkehr am Zielort gibt es noch obendrauf.
Ein einigermaßen glückliches Händchen hatten wir auch bei der Wahl unseres Hotels. Zwar war es immer ein wenig schwierig, ans hintere Bett und ans Fenster zu kommen, dafür hatten wir aber ein gutes Frühstück, und es war alles sehr sauber. Unsere Ziele in Berlin konnten wir zudem leicht mit dem Bus oder der U-Bahn erreichen, da beide Haltestellen nur ein paar Schritte vom Motel Blue entfernt liegen. Eine dieser Nahverkehrsverbindungen, nämlich die U3 mit anschließender S-Bahn-Ringlinie bringt uns nun heute samt Koffern zum Umsteigeknoten Berlin-Südkreuz, wo wir dank üppiger Zeitreserve schon so früh eintreffen, dass wir einen anderen Zug nach Elsterwerda nehmen können als den ursprünglich geplanten. Das verkürzt zwar nicht unsere Gesamtreisezeit, jedoch ist die Regionalbahn über Zossen, Baruth, Luckau und Doberlug deutlich weniger frequentiert als die Flughafenstrecke. Und so nimmt auch niemand Anstoß daran, dass wir mit unseren Koffern ein ganzes Viererabteil belegen, denn eine Ablage gibt es hier nicht.
Das ändert sich erst im Zug nach Chemnitz, wo nun auch fröhliches Kinderspiel das Abteil erfüllt: es sind nur zwei, aber sie könnten es an Lautstärke mit jedem Kindergarten aufnehmen. Und natürlich steigen sie genau wie wir am Chemnitzer Hauptbahnhof in den Zug nach Hof um. Eile ist dieses Mal übrigens nicht geboten, sehr wohl aber beginnt irgendwo zwischen Sachsen und Bayern wieder das bekannte Spielchen: erreichen wir den Anschlusszug nach Nürnberg, oder erreichen wir ihn nicht? Wahrscheinlich wiegt der hundertfache Ärger über einen unfreiwilligen einstündigen Aufenthalt am zugigen Bahnsteig dann doch mehr als der ebenso hundertfache über ein paar Minuten Verspätung bei der Abfahrt. Mit anderen Worten: der Anschluss wartet. Und holt die Verzögerung dann entlang der Pegnitzstrecke wieder auf. Denn die hat Gefälle.