Miami und die Everglades

Wir sind wieder in Miami. Nicht dass unsere Reise schon zu Ende wäre, nein. Von Osten kommend und nach Westen wollend sind wir Back-to-Back-Gäste, für die der Hafen von Miami lediglich eine Zwischenstation ist. Aber da wir nun schon einmal hier sind und den ganzen Tag Zeit haben, wollen wir natürlich den berühmten Everglades-Nationalpark sehen. Er liegt allerdings westlich der Stadt, und der Hafen östlich. Letzteres ist zwar praktisch für die Schiffahrt, weil dort eben auch das Meer ist, aber unpraktisch für uns: wir müssen mit dem Ausflugsbus zweimal quer durch eine ziemlich weitläufige Metropole.

Tagesausflüge starten für gewöhnlich ziemlich früh. Zum Glück öffnet das Bedienrestaurant schon um halb sieben Uhr, so dass wir für Kaffee und Frühstück eine knappe Stunde Zeit haben. Die braucht man hier unten allerdings auch, denn alles wird an den Tisch serviert. Und zwar einzeln: ein Kellner bringt nur Kaffee, ein anderer die Milch dazu, ein dritter das Croissant und ein vierter die Butter. Und nur wenige sind befugt, die Bestellung des Gastes aufzunehmen, die dann ihrerseits wieder eine Lieferkette nach sich zieht: einer bringt den Käse, der nächste den Toast dazu. Mit etwas Glück ergattert man zudem ein Glas Saft vom herumgetragenen Tablett. Und irgendwann kommt dann auch das Omelett.

Für Landausflüge gilt: je größer das Land, desto aufwendiger die Prozedur, um es betreten zu dürfen. Und heute reisen wir, wenn auch nur für einen Tag, erneut in die USA ein. Aber ganz so kompliziert ist es dann doch nicht, wir passieren eine Videoschranke, werden also visuell identifiziert, und das war es dann auch schon. Reisepässe, ESTA-Formular und „Back-to-Back“-Ticket können in der Tasche bleiben. Deutlich länger als sonst ist heute allerdings der Weg zum Ausflugsbus. Wir müssen nämlich an all den Kofferdepos der heute Ausschiffenden vorbei, immer etwa 30 bis 40 Koffer und eine Busnummer dazu. Jetzt noch eine letzte Tür, dann sind wir an den Busbuchten, wo schon der weiße Reisebus mit der Nummer 51 auf uns wartet.

Unser Tourleiter heißt Jose und ist Kubaner, lebt schon seit 20 Jahren hier in Florida – und ist ein Sprachgenie. Da quasi halb Europa im Bus sitzt, moderiert er die Tour nicht nur in bewußt einfachem und für alle verständlichem Englisch, sondern sagt alles Wichtige auch auf spanisch, italienisch, französisch und sogar deutsch an.

Endlich kommen wir am Anlegesteg an. Weil in den seichten Gewässern der Everglades keine Schiffschrauben einsetzbar sind, haben die an ein übergroßes Backblech erinnernden, etwa 30 Personen fassenden Boote hinten zwei Propeller, deren Motoren einen ganz erheblichen Krach verursachen. Wie sich schon bald zeigt, vertreibt der Lärm des sich nähernden Fahrzeugs nahezu sämtliche Tiere. Nur einmal läßt so ein Alligator das Airboat an sich vorübergleiten ohne abzutauchen – an der rechten Seite des Bootsrumpfes. Und wir sitzen links. Immerhin sehen aber wir einen Reiher am Ufer und ein paar hundert Meter weiter Nase und Augen eines juvenilen Gators. Dann ist die Tour auch schon wieder zu Ende.

Zum Glück hat der Park aber auch noch eine Alligatorenshow im Programm. Zwei Ranger gehen in der umzäunten Arena mit den gefährlichen Reptilien um, als wären es harmlose Hauskatzen, die sich bereitwillig streicheln und kraulen lassen. Der seltene weiße Alligator hat ein Gehege nur für sich, und ebenso die beiden genüßlich Salat mampfenden Schildkröten.

Auf dem Weg nach Downtown Miami kommen wir durch jenes Viertel mit den kleinen, lateinamerikanisch anmutenden Häusern, die uns schon am Tag unserer Ankunft aufgefallen waren. Das Stadtviertel heißt Little Havannah, seine Bewohner sprechen vorwiegend spanisch, und der „Colada“ genannte kubanische Kaffee, den das „La Esquina de la Fama“ im Straßenverkauf anbietet, ist stärker noch als Espresso, ein Becherchen davon reicht angeblich für fünf Personen. Wir teilen uns eines zu zweit, müssen uns aber ein paar Minuten gedulden, um uns nicht die Zunge daran zu verbrennen.

Miami verfügt über ein Stadtviertel mit so vielen geschmackvollen wandhohen Graffitis, dass man es zum „Wynwood Street Art Museum“ erklärt hat. Ein weiteres zum Pflichtprogramm gehörendes Viertel ist natürlich der berühmte Miami Beach mit seinen weltbekannten Häusern im Art-Deco-Stil, deren berühmtestes das Versace-Haus ist. Der Weg dorthin führt an den Terminals der Kreuzfahrtschiffe entlang, auf die man einen schönen Blick hat. Als die Tour schließlich in eine eineinhalbstündige Pause im Vergnügungsviertel mit Riesenrad und Shopping Malls mündet, setzen wir uns vorzeitig ab und versuchen den kostenlosen Shuttle zum Terminal zu finden. Den gibt es aber nicht. Stattdessen teilen wir uns mit einer hilfsbereiten New Yorkerin ein Cab, wie die Taxis hier heißen, und versprechen ihr, unseren Anteil am Fahrpreis zu erstatten, so bald wir im Schiff an Bargeld kommen.

Am späten Abend holen wir uns an der Bar der Panorama-Lounge noch eine Piña Colada und hören eher zufällig noch einmal die letzten drei Titel der Queen Show.

Category: Allgemein, MSC 2025
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