Insel Ruatán

Erneut haben wir eine Stunde Zeit gewonnen, die wir aber gleich morgen wieder verlieren werden, und übermorgen auch noch jene aus Mexiko. Es ist nämlich so: Florida liegt in der Zeitzone UTC-5, hat aber Sommerzeit. Puerto Rico und die Dom Rep haben zwar UTC-4, aber keine Sommerzeit und folglich auch keine Zeitdifferenz zu Florida. Der östliche Teil von Yucatan (Mexiko) wiederum teilt mit Florida dieselbe Zone, ohne Sommerzeit ist es dort aber eine Stunde früher. Und Honduras schließlich liegt in der UTC-6, somit kommt hier eine weitere Stunde hinzu.

Gestern mußten wir zu unserem größten Erstaunen ganz hinten im Tourbus sitzen, obwohl wir beim Aufruf unserer Gruppe mit die ersten an der Treppe waren. Anscheinend gibt es aber doch relativ viele Möglichkeiten, schneller bei den Lollipops zu sein: man kann zum Beispiel nach dem Anlegen einfach aussteigen und dann eigenständig nach dem Gruppensammelpunkt Ausschau halten. Im Tourbus mit der Nummer 15 sitzen wir nun deshalb direkt hinter dem Fahrer und quasi auf dem Motor des 18-sitzigen Kleinbusses, was zwar das Ein- und Aussteigen etwas erschwert, dafür aber die Sicht auf das Verkehrsgeschehen deutlich verbessert.

Und zu sehen gibt es auf dieser Inseltour so allerhand. Die Ortschaft ohne Hausnummern zum Beispiel. Weil der Briefträger nicht wissen kann, in welchem Haus der Empfänger wohnt, müssen Briefe und Pakete vom Postamt abgeholt werden. Oder der Straßenbau: die schöne glatte Betonpiste auf der einzigen Hauptstraße endet zwar nach ein paar Kilometern, aber ein kleiner Bautrupp ist schon fleißig bei der Arbeit und setzt Verschalungen und Armierungen auf, um anschließend alles mit Beton auszugießen, der dann noch liebevoll mit einer Handkelle glatt gestrichen wird. Noch interessanter ist freilich der kleine Naturhafen „Oak Ridge“, wo sich bunte Häuser ans Ufer schmiegen und allerlei Boote hinaus aufs Meer fahren oder auch hereinkommen.

Die Tourleiterin heißt – nein, nicht Trude Herr, obwohl sie in Körperbau, Auftreten und der Art zu sprechen ein wenig an die Fahrlehrerin aus „Natürlich die Autofahrer“ von 1959 erinnert. Ihr Name ist Miss Lisa, sie spricht englisch und spanisch, kann aber in allen gängigen Sprachen „Guten Morgen“ sagen. Da MSC die Ausflüge nach Herkunft der Gäste zusammengefaßt hat, verhallen ihr „Bonjour“, „Bon Giorno“ und „Buenos Dias“ jedoch ohne Reaktion. Erst die deutsche Anrede wird schließlich vielstimmig erwidert.

Erstaunlicherweise haben die Briten, deren Kolonie die Insel Ruatán in den 1850ern für kurze Zeit war, hier keinen Linksverkehr hinterlassen. Und übrigens auch keine Verkehrsampeln, aber die gab es damals ja ohnehin noch nicht.

In Punta Gorda, einem kleinen Ort an der Nordküste, leben ein paar ebenso arme wie schwarze Menschen, die sich ein Zubrot verdienen, indem sie den Touristen ihre traditionellen Tänze vorführen. Getanzt wird barfuß, einzeln und mit teils skurrilem Kopfschmuck, der ebenso bunt ist wie die Flagge, die über dem Strand weht: oben türkisblau, in der Mitte gelb und unten schwarz. Natürlich würden sie auch gerne Textilien und Kunsthandwerk an die Gäste verkaufen.

Für den Besuch der Badeinsel „Big French Key“ haben wir wieder ein Armband erhalten. Dabei gibt es doch ohnehin nur einen Weg, um auf die Insel zu gelangen, nämlich das motorisierte Floß. Drüben gibt es eine Badelagune, ein paar felsige Strände, eine Toilettenanlage, eine Bar, einen Verleih für Aquascooter und eine Theke mit kostenlosen lokalen Spezialitäten: Tacos, Bananenchips und Bohnenmus sowie allerlei Früchte und Getränke. Aufmerksame Besucher können auch dem kleinen Leguan begegnen oder den Nadelfischen.

Category: Allgemein, MSC 2025
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