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Durch Täler und über Pässe

Jede Reise beginnt mit dem Schließen des Koffers. Es ist quasi die finale, nicht mehr korrigierbare Entscheidung, was man während des Urlaubs zur Verfügung haben wird und was nicht.

Wir reisen dieses Mal, was selten genug vorkommt, mit dem Auto. Für die letzten Kilometer müssen wir allerdings dann doch den Zug nehmen, denn Zermatt ist autofrei. Entsprechend aufgeräumt sieht es im Auto aus, denn letztlich darf eben doch nur so viel Gepäck mit, wie man auf einmal tragen kann.

Bis Täsch, wo das Auto ins Parkhaus muß, ist es freilich noch ein Stück hin. Die günstigste Strecke führt über Bregenz und Chur. Zeitungsberichten zufolge soll der Pfändertunnel, obschon Österreich und Autobahn, neuerdings mautfrei sein, vor Ort steht jedoch nichts dergleichen angeschrieben. Weder Pflicht noch Freigabe. Und wo muß man spätestens die österreichische Autobahn verlassen, um auf die schweizerische Seite zu wechseln? Irgendwo stand etwas von Diepoldisau. Wird schon stimmen.

Die Schweizer Autobahnvignette haben wir schon an der Raststätte Hörbranz erworben, leider erweist sich der Kleber ihrer Vorgängerin als recht hartnäckig, und man soll doch von außen lesen können, daß wir autobahnberechtigt sind.

Das Autobahnvergnügen endet allerdings schon bald. Kurz hinter Chur bei Reichenau tut es die Straße dem Rhein gleich und teilt sich. Nun, eigentlich tun Vorder- und Hinterrhein genau das Gegenteil, denn sie kommen uns ja entgegen. Aber aus der zweispurigen Fahrbahn werden leider zwei einzelne. Und die rechte von beiden, also die unsere, erweist sich als überraschend schmal und kurvenreich. Wir passieren etliche Orte, sehen hin und wieder auch die Schienen der Furka-Oberalp-Bahn, aber bisher keinen Zug. Dabei verkehrt hier doch der berühmte Glacier Express!

Ein paar enge Kehren noch, dann stehen wir auf dem Oberalppass. Es ist frisch hier, und die Landschaft nicht sonderlich interessant. Zumindest im Sommer nicht. Und wer trotzdem hier herauf will, bevorzugt wohl in der Regel die gut ausgebaute Westrampe von Andermatt herauf, denn das liegt an der Gotthardstraße. Der alten Gotthardstraße, muß man heute sagen, denn die neue untertunnelt alles, und man muß auch nicht mehr über die Teufelsbrücke.

Von Andermatt zweigt aber auch noch eine andere Strecke ab, nämlich die über den Furkapaß ins Goms, wie man den oberen Teil des Oberwallis nennt. Erneut geht es eng und steil hinauf.

An einem sperrigen Wohnmobil hat auf solchen Strecken wohl ausschließlich nur dessen Besitzer Freude, kann er doch an jeder Engstelle wieder neu seine Fähigkeit unter Beweis stellen, sein Gefährt zentimetergenau zwischen Gegenverkehr und Abgrund hindurch zu manövrieren. Und das dauert. Natürlich gäbe es auch Ausweichstellen, aber dann müßte man ja vorausschauend fahren.

Was vom spektakulären Gletscherblick übrig blieb

Früher einmal hat man wohl auf der Paßhöhe übernachtet, denn die Pferde waren verständlicherweise erschöpft. Heute sind alle Hotels verlassen, die Fensterläden geschlossen, und die Farbe blättert. Eines dieser Häuser steht markant in einer der Haarnadelkurven der Westrampe. Hier hat es noch nicht einmal der einst spektakuläre Blick auf den Rhonegletscher in die Gegenwart geschafft. Gletscher, ade.

Blick vom Furkapaß nach Westen, rechts die Grimselpaßstraße

In erneut vielen Kehren und durch viele kleine Orte geht es nun hinab ins tief eingeschnittene Rhonetal, wo wir bei Visp schließlich in das Tal von Zermatt einbiegen. Die letzten Kilometer legen wir, wie bereits eingangs erwähnt, per Zug zurück, den allerletzten Kilometer sogar zu Fuß. Das war aber keine gute Idee, wir hätten eben doch das Elektrotaxi nehmen sollen.

Die Ferienwohnung ist modern, großzügig geschnitten, und sie hat sogar eine Terrasse. Leider aber ohne Matterhornblick. Der berühmteste Berg der Welt wäre allerdings ohnehin wolkenverhangen heute.

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