Panamericana

IMG_0303Wenn einer eine Bus-Rundreise unternimmt, sieht er in kurzer Zeit relativ viel, aber dieses Viel beschränkt sich auf die Highlights, die kleinen Begebenheiten am Wegrand kommen zu kurz. Ein blattlose Baumkrone mit großen dottergelben Blüten – vorbei. Ein Wald aus Kakteen, unverzweigt wie die Bohnenstangen – vorbei. Hügelhorizonte im Gegenlicht – vorbei. Ein Baum, dessen Früchte wie kleine grüngelbe Lampions aussehen – vorbei. Ein Ochsengespann – vorbei. Als der Bus endlich anhält, ist von alledem nichts mehr zu sehen, dafür ringsum Staub, unverputzte Mauern, zugemüllte Anwesen, häßliches Gerümpel und ein Drahtverhau über unseren Köpfen. Mexiko ist nicht überall schön.

Seit heute morgen schon folgen wir der Panamericana, von der Oaxaca-Hochebene durch die Sierra Madre del Sur bis nunmehr fast an die Pazifikküste. Zu sehen gibt es hier nichts, das eigentliche Ziel der Etappe liegt einige hundert Kilometer nordöstlich, wir werden es morgen am frühen Nachmittag erreichen.

Allein die letzte Wegstrecke hierher war abenteuerlich: die Teerstraße endete urplötzlich, die Schotterpiste wurde immer enger und kurviger, und die Leute am Wegrand wunderten sich. Wahrscheinlich war hier in den letzten 100 Jahren kein einziger Bus durchgekommen. Nach gefühlten drei Kilometern sind wir endlich wieder auf der Straße, die Julio, unser Busfahrer, offenbar verpaßt hatte.

Der Morgen begann mit dem Versprechen unseres Reiseleiters, uns zu einem Baum mit 46 Metern Stammumfang führen zu wollen. Und tatsächlich ist der Árbol del Tule ein Gigant, die Sumpfzypresse gilt als der größte Baum der Welt.

Kein Tag ohne ein Bauwerk aus der vorspanischen Zeit! Die Ruinen von Mitla zeigen interessante geometrische Muster, die nicht nur eine ornamentale Funktion hatten, sondern vor allem der Erdbebensicherheit dienten: die mörtellos diagonal aneinander gefügten kleinen Bausteine konnten Erdbewegungen wegstecken, ohne daß die Gebäude dabei einstürzten.

Auf dem Programm stand heute auch eine Mezcal-Fabrik. Hier werden Agavenstrünke zu Schnaps verarbeitet, dem Mezcal eben. Oder, wenn dasselbe im Ort Tequila geschieht, zu Tequila. Das ist auch schon der ganze Unterschied.

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