Wieder gesund

Drei Tage war der Rainer krank, jetzt schreibt er wieder – gottseidank. Inzwischen von einer anderen Insel, denn es waren recht ereignisreiche Tage. Und um ein Erlebnis reicher, das den anderen Teilnehmern versagt blieb: ich wurde im Sammeltaxi zum Hotel gebracht, sehr zur Erheiterung der mitfahrenden Indonesier. Und das waren nicht eben wenige – einer der typischen Kleinstbusse faßt gut und gerne 14 Leute, zwei auf dem Beifahrersitz, 10 auf der umlaufenden Sitzbank, 2 in der offenen Türe hängend. Nicht zu vergessen der Sack Reis als Notsitz. Für die Menschen hier sind wir Europäer ja wahre Riesen, das erklärt die Erheiterung, wenn dann so einer wie ich zusteigt oder schon drin sitzt.

Aber fangen wir von vorne an. Wer den Komodo-Drachen sehen will, muß sich zuerst einmal auf schwankenden Boden begeben, denn die Überfahrt von Sade nach Komodo Island dauert über 8 Stunden, man kommt folglich erst beim letzten Tageslicht an, denn in diesen Breiten wird es überraschend früh und schnell dunkel. Überraschend auch die Größe des Schiffes: in so einer Nußschale über den Ozean? Immerhin gibt es unter Deck 20 Schlafplätze, dazu auf dem Haupt- und dem Oberdeck jede Menge Platz, schattig oder besonnt, exponiert oder windgeschützt – und eine Kajüte, wo die Mannschaft eine leckere Mahlzeit nach der anderen zubereitet. Bei dem flauen Gefühl in der Magengegend scheint es sich um Seekrankheit zu handeln, obwohl ich noch nie seekrank war, selbst bei weit stürmischeren Überfahrten nicht. Das Mittagessen in einer beschaulichen Bucht kann ich noch genießen, dann aber … verflüssigt und verabschiedet sich mein Darminhalt. Und der Verdauungstrakt scheint sich an diese Praxis gewöhnen zu wollen, denn er behält sie die ganze Nacht über bei.

Am vormittäglichen geführten Streifzug durch den Lebensraum der Warane teilzunehmen ist gänzlich ausgeschlossen, aber er soll sehr interessant gewesen sein, und es wurden auch einige Tiere gesichtet.

Daß Komodo-Warane nur auf Komodo vorkommen, ist übrigens ein Gerücht, es gibt sie auch auf der Nachbarinsel Rinca, die Überfahrt dorthin zeigt uns erneut die Welt der kleinen und kleinsten Inseln, felsige und flache und solche, die überhaupt nicht aus dem Wasser ragen, man erkennt sie an der hellgrünen Färbung des Meeres und an den Wasserwirbeln, wenn sich Ebbe und Flut ihren Weg zwischen ihren Riffen hindurch suchen müssen. Genau wie unser Kapitän.

Vom Anlegeplatz bis zur Ranger-Station auf Rinca sind es nur wenige hundert Meter. Die schaffe ich gerade noch. Gesichtet wurden: ein flüchtiger Baby-Waran, mehrere im Schatten dösende erwachsene Tiere und einer, der es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, die Foto- und Fimwünsche der Gäste zu erfüllen. Er kommt im typischen Warangang, also die Beine seitlich nach vorne führend, daher, dreht vor der versammelten Gruppe eine Ehrenrunde, züngelt dabei etwas vor sich hin und legt sich schließlich, als alle Fotos im Kasten sind, zu seinen schlafenden Kollegen in den Schatten.

Gegen Abend erreichen wir die Insel Flores und ein ganz neues, sehr gepflegtes Hotel. Aber wie soll man die folgende Tagesetappe im Bus überstehen, wenn der Darm immerzu glaubt, auch die letzten Reste der zurückliegenden Mahlzeiten hinausbefördern zu müssen? Dem Zauberkoffer der mitreisenden Ärztin zum Dank überstehe ich es, bin aber dann doch recht froh, in der Missionsstation von Ruteng – zugleich unser Hotel – zurückgelassen zu werden, während der Rest der Truppe ein kleines Dorf in der Nähe besichtigt. Abends hat mein Ekel vor jeder Art von Speise oder Trank, besser gesagt vor den unausweichlichen Folgen ihres Verzehrs, so weit nachgelassen, daß ich eine erste Suppe zu mir nehmen kann.

Und von da an geht es mir wieder gut.

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