Stockkampf

Das Wecken läuft im Bergstädtchen Ruteng wie folgt ab: Hahnenschrei, Muezzin, Kirchenglocken, Chorgesang, eigener Wecker, freundliches Klopfen an der Tür. Es ist ein herrlicher Morgen, leichter Nebel liegt über dem Meer der Dächer. Vielleicht ist es aber auch der Rauch aus tausend Küchenfeuern.


Heute ist ein besonderer Tag, denn heute findet auf dem Paradeplatz ein Stockkampf statt. Als wir dort ankommen, beginnt auch schon der Einmarsch der Teilnehmer, vorneweg die festlich gekleideten Funktionäre, dahinter die Kämpfer in ihrer Montur mit Stock und Schild. Natürlich verstehen wir von den diversen Eröffnungsreden kein Wort, dafür ist aber die Trommelmusik umso eindrucksvoller. Und wir dürfen neben den Honoratioren auf der Bühne sitzen, denn wir sind „die Gäste aus Europa“. Es ist fast schon ein wenig peinlich, wie wir da inmitten all der schicken Trachten unseren Kontinent in Shorts und T-Shirts vertreten.

Der Bupati (Bezirksgouverneur) darf als Gastgeber der Veranstaltung den ersten Schlag führen, einige andere Ehrengäste tun es ihm nach, unter anderem auch unser Reiseführer Willi, der hier bei den Manggarei bestens bekannt ist. Dann fordern sich einzelne Kämpfer gegenseitig heraus, aber kaum hat einer von ihnen einen Schlag plaziert, ist der Zweikampf auch schon wieder zu Ende. Die eigentlichen Wettkämpfe beginnen wohl erst später, aber so viel Zeit haben wir nicht.

Unsere Fahrt führt heute an einem Juwel vorbei: einem Kratersee inmitten von Primär-Regenwald. Und vorbei ist genau der richtige Ausdruck, denn weil das Gebiet Eintritt kostet bzw. eine Zeit lang gekostet hat, soll kein Vorbeifahrender kostenlos die Aussicht auf den See genießen können. Also hat man – unglaublich! – eine Sichtschutzmauer hingebaut. Was aber passiert, wenn neben einem Parkplatz an einer belebten Straße eine Mauer Sichtschutz bietet? Richtig: ein Häufchen neben dem anderen. Auf der Seite mit der schönen Aussicht, versteht sich.

Weiter unten an der Straße werden wir aber durch Reisterrassen wie aus dem Bilderbuch entschädigt.

Dann steht ein Besuch in einer Schnapsbrennerei an. Für Palmenschnaps werden nicht etwa die Früchte entsaftet, sondern man schneidet den ganzen Blütenstand ab und fängt den Pflanzensaft auf, den die Palme an der Schnittstelle absondert. Destilliert wird das Ganze dann auf einfachen Holzfeuern und mittels langer Bambusrohre. Das Endprodukt sieht aus wie das Mineralwasser, in dessen leeren Flaschen es abgefüllt wird, schmeckt allerdings deutlich besser.

In einem der Dörfer, die wir durchfahren, findet gerade ein Fußballspiel statt. Einer der typischen indonesischen Hähne samt Hennenschar hat sich wie ein Linienrichter am Rande des Spielfelds postiert und beobachtet das Ganze scharfen Blickes. Ob er wohl auch die Abseitsregel kennt?

Auf der letzten Etappe dieses Tages, die uns wieder steil bergauf führt, geraten wir in die Wolken – und nach vielen vielen Kurven und Kehren sogar darüber hinaus. Gestreift vom letzten Licht des Tages grüßt die Spitze des Inerie, eines sehr ebenmäßigen Vulkankegels, über das Nebelmeer herüber.

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