Ha Long Bucht, Touristenversion

Ha Long Bucht. Dieser Name bringt Glanz in die Augen des Reisenden, denn er steht für wunderliche Felsgestalten, spärlich begrünt, deren steinerne Füße im Wasser der Bucht stehen. Für Menschen, die ihr ganzes Leben auf einem Hausboot verbringen. Für entspanntes Sitzen auf dem Aussichtsdeck, während Karstkuppe um Karstkuppe vor dem staunenden Auge vorüberzieht.

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Von alledem erleben wir exakt – nichts. Es bestünde um 15.30 Uhr die Gelegenheit, eine Karsthöhle zu besichtigen, heißt es. Das Schiff geht, kaum daß wir die ersten zwei oder drei Felsen passiert haben, überraschend früh in der Nähe der Höhle vor Anker. Hat der Kapitän zu viel Reserve eingeplant? Und werden wir, wenn die Höhlenausflügler mit dem Beiboot zurückkommen, überhaupt noch ein nennenswertes Stück von der Bucht sehen können? Es wird ja dann schon bald dunkel?

An eine Weiterfahrt ist aber überhaupt nicht gedacht. Morgen früh soll es wieder zurück in den Hafen gehen. Wer will, darf vorher noch kurz auf der Strandinsel von Bord gehen. So haben wir die Karstkuppe gegenüber genannt, an die man unten einen völlig deplaziert wirkenden Sandstrand angeschüttet hat. Und den Felsen mit einer Pagode bekrönt, als Aussichtspunkt über diesen recht übersichtlichen Teil der ausgedehnten Weltnaturerbe-Landschaft.

Um uns herum ankern etwa 30 bis 40 weitere Dschunken, einige etwas kleiner als unsere Syrena, andere aber auch deutlich größer. Auf einem der Schiffe haben sie alberne Discomusik laufen, die aber zum Glück bald wieder verebbt, denn es wird langsam dunkel, und auch auf uns wartet unten eine ausgesprochen köstliche Mahlzeit. Denn kochen können sie, die Vietnamesen. Die Erwartungen erfüllen, die der Reisende angesichts der Bilder in den Reiseprospekten hegt, jedoch leider nicht: was die Halong Bucht ausmacht, den Zauber der vielen kleinen Felsinseln, haben wir noch nicht einmal ansatzweise gestreift.

Es ist, als ob Bayern mit Neuschwanstein werben, die Gäste aus aller Welt aber mit der Feldherrnhalle vorlieb nehmen ließe.

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