Ganz weit im Norden

Der größte See Europas ist nicht etwa der Bodensee, der Garda- oder der Plattensee, sondern der Ладожское Озеро (Ladogasee), den wir morgen kennen lernen werden, dicht gefolgt vom Онежское озеро (Onegasee), der zwar nur gut halb so groß ist wie sein Nachbar, aber immer noch größer als die fünf größten Seen außerhalb Rußlands zusammen. Und achtzehnmal so groß wie der Bodensee.

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Um zur Insel Киши (Kishi) zu gelangen, muß der Kapitän das Schiff durch die Schären im Onegasee steuern. Das sind kleine bis kleinste unbewohnte, oft nur mit ein paar Birken oder Ulmen bestandene Inselchen. Ob die hin und wieder darauf errichteten Peilmarken, von denen je zwei eine Sichtlinie formen, heute noch eine Rolle spielen, wissen wir nicht. Wahrscheinlich eher nicht, denn auf der Brücke haben wir heute allerlei modernstes Gerät gesehen. Exemplarisch sei hier das GPS-System genannt, das in diesem Augenblick, am Ankerplatz der Kircheninsel, 62 Grad Nord zeigen dürfte. So weit nördlich waren wir noch nie. Man merkt es auch an den immer dünner werdenden Stämmen der Bäume.

Die Hauptattraktion der Insel, die hölzerne Verklärungskirche, kann nur von außen besichtigt werden, aber das sie umgebende Freilichtmuseum bietet allerhand alternative Attraktionen, die wir auf einem zweistündigen geführten Rundgang erkunden: alte Bauernhäuser mit niedrigen Stuben, eine Windmühle und zuletzt die sog. „Winterkirche“, alles aus Holz und nur aus Holz. An der einen oder anderen Stelle führen Handwerker ihre Fertigkeiten vor: Körbe flechten, Netze knüpfen, Löffel und Schindeln schnitzen. Man möchte hier noch viel mehr anschauen und sich erklären lassen, aber der chronisch knappe Zeitplan drängt zur Rückkehr auf das Schiff.

Das Schöne an einer Kreuzfahrt ist, daß man nie weit weg ist vom temporären Zuhause. Daß man nach dem Besuch der Sehenswürdigkeit nicht erst noch aufwändig irgendwo hinfahren muß, sondern einfach zum Steg läuft, einsteigt, der freundlichen Rezeptionistin guten Abend sagt und aufs Zimmer geht. Fertig. Man darf sich halt unterwegs nicht verzetteln, sonst hat man nämlich ein Problem.

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