Pünktlich um 8 Uhr starten wir vom Hotel, um kurz vor 9 Uhr sind wir am Iberostar Caya Ensenachos. So früh? Nein, so spät: 8 Uhr morgens, 9 Uhr abends. Dazwischen liegen knapp 700 Kilometer kubanischer Straßen aller Couleur, von der Autobahn bis zur Schotterpiste. Straßen voller Fußgänger, Pferdekutschen, Fahrräder, Bici-Taxis, Lastwagen mit Zuckerrohr oder Menschen auf der Ladefläche, Schafe, Ziegen, Hunde, Hühner, alte Straßenkreuzer, japanische Kleinwagen und natürlich Busse aller Altersklassen. So mancher Anhalter wäre gerne bei uns mitgefahren, hielt ein paar Scheine in der Hand und zeigte mit den Fingern die Anzahl der beförderungswilligen Personen. Vergeblich.
Kubanische Autobahnen unterscheiden sich von gewöhnlichen Straßen nur durch den Mittelstreifen und die raumgreifenden Anschlußstellen. Der geübte Fahrer wählt stets den Fahrstreifen mit den wenigsten Schlaglöchern, muskelbetriebene Fahrzeuge aller Art hingegen halten sich ganz rechts. Meistens jedenfalls.
Die Autobahn A1 von Santiago in Richtung Havanna ist anfangs komfortabel breit, dann endet eine der Richtungsfahrbahnen. Ein paar Kilometer reduziert sich die Breite der verbliebenen auf Landstraßen-Standard. Brücken und Einschnitte lassen jedoch die geplante Ausbaubreite erahnen. Und dann ist das Vergnügen einer Reise ohne Ortsdurchfahrten auch schon zu Ende. Das macht aber nichts, denn Ortsdurchfahrten sind interessant. Und etwas weiter im Norden ist dann ohnehin kaum noch Verkehr, und das Auge erblickt zur Linken wie zur Rechten nichts als endlose Zuckerrohrfelder, teils kultiviert, teils von Mimosengestrüpp überwuchert. Das Mittagessen wird in einem Haus eigenommen, das der berühmte Oskar Niemeyer ganz beiläufig auf einer Serviette entworfen haben soll.
Und dann erreichen wir den über 40 Kilometer langen Damm, der die Hotelinsel mit dem Festland verbindet. Leider ist es bereits dunkel geworden, wir können das Meer zur Rechten wie zur Linken nur erahnen. Im Hotel erhalten wir einen geräumigen Bungalow zugewiesen. Wie die nähere Umgebung aussieht, werden wir erst morgen erfahren.