José Martí war nicht nur Freiheitskämpfer, sondern auch Dichter. Wir alle kennen ihn, denn eines seiner Werke ist in dem schönen Lied über Guantanamera, das Mädchen aus Guantanamo, verewigt: „Yo soy un hombre sencero”. Sein Grabmal befindet sich ganz vorne auf dem Cementerio Santa Ifigenia, es ist bedeutend größer als das eher schlichte Grab von Fidel Castro, dessen Urne sich in einem großen Naturstein aus jenem Bergmassiv befindet, wo er und seine Getreuen sich einst versteckt hielten.
Beide Gräber haben eine Ehrenwache, die jede halbe Stunde abgelöst wird, zu den Klängen einer Hymne, die den Schlag der Glocken nachempfindet, die einst die Sklaven zum Angriff auf die Kolonialherren rief. Ehre, wem Ehre gebührt. Ein weiteres interessantes Grab ist das von „Cumploy segundo”, dem Musiker und Komponisten, der der Welt durch den „Buena Vista Social Club” bekannt ist und im Alter von 90 seinen ersten Grammy verliehen bekam. Die Gitarre und der Hut waren seine Markenzeichen, 95 Rosen stehen für die Lebensjahre. Sein bürgerlicher Name hingegen bleibt unerwähnt.
Santiago de Cuba liegt an einer Meeresbucht, die durch einen schmalen natürlichen Kanal mit der Karibischen See verbunden ist. Über diese Zufahrt wacht eine Festung, deren viele verschachtelte Ebenen durch allerlei Treppen verbunden sind, was die Besichtigung samt diverser Ausblicke auf Meer, Steilküste, Bucht und Fischerinsel sehr unterhaltsam macht. Mitten in der Bucht befindet sich heute eine Raffinerie mit malerisch qualmenden Schornsteinen, die linke Rauchsäule ist dunkel- und die rechte hellgrau.
Leider hat das Museum, das wir hätten besichtigen sollen, wegen Überflutung geschlossen, und so bleibt es bei einem kurzen Bummel durchs regennasse Stadtzentrum. Die Kaserne, die Fidel und Raul Castro mit ihren Getreuen einst überfielen, ist heute eine Schule, wir legten dort heute morgen einen Fotostop ein. Man sieht sie aber auch von der Dachterrasse des Hotels, auf die wir über das Personaltreppenhaus gelangen, denn die Bar dort oben hat nachmittags geschlossen. Über der Stadt zieht gerade ein mächtiges Gewitter auf.