Wir verlassen ein Land voller Gegensätze. Ein Land, wo Touristen für einfachste Waren oder Leistungen westliche Preise bezahlen müssen, die umgerechnet dem Tages- oder gar Wochenverdienst eines Einheimischen entsprechen. Wo prunkvolle Kolonialbauten verfallen oder gar einstürzen, wo Autos oft weit älter sind als ihre Besitzer, Pferdekutschen zum Straßenbild gehören, und wo Leuchtreklame ein Fremdwort zu sein scheint.
Das Hotel ist nach dem zentralen Park von Havanna benannt, an den es auch angrenzt. Wir logieren allerdings im Nebengebäude auf der anderen Straßenseite, in das man durch eine Unterführung gelangt. Oben im 9. Stockwerk gibt es ein Restaurant mit Außenterrasse, von der aus man einen wunderschönen Blick auf die Altstadt genießt, über den den bewußten Park auf das Kapitol sieht und auf der anderen Seite auf den kuppelverzierten Regierungspalast, der heute das Revolutionsmuseum beherbergt. Und natürlich aufs Meer.
Der heutige letzte Reisetag führte uns zum Revolutionsplatz mit der über 100 Meter hohen Säule und von dort auf den berühmten Colon-Friedhof, der so weitläufig ist, daß Trauergäste mit dem Bus transportiert werden. Hier liegen berühmte Musiker wie Ibrahim Ferrer, der noch mit 70 einen Nachwuchs-Förderpreis erhielt, hier gibt es ein Grab, in welchem man eine Mutter mit Kind unverwest vorgefunden hat, so daß Menschen bis heute hier Blumen niederlegen und beten. Eine sehr eindrucksvolle Szenerie.
Wir besuchten auch die Villa von Ernest Hemmingway. Man darf zwar nicht hinein, aber die Fenster sind geöffnet, so daß man die Wohnräume, die noch im Originalzustand sind, von außen betrachten kann, dazu seinen Swimmingpool und sein Schiff. Hier muß in ihm die berühmten Novelle „Der alte Mann und das Meer” gereift sein, Reiseleiter Marc Pusch liest sie uns in Auszügen vor, genau wie er auch immer wieder Aufnahmen der Musiker einspielt, deren Wirkungsorte wir besuchen. Perfekter kann man ein Land nicht vermitteln.
Vor uns liegt nun ein zehnstündiger Flug von Havanna nach Frankfurt am Main.