Penzberg ist eine Bergarbeiterstadt, die Ampelmännchen halten kleine rote oder grüne Grubenlampen in den Händen. Ein heimeliger Ortskern wiederum fehlt. Der Expressionist Heinrich Campendonk fühlte sich hier trotzdem wohl, denn er kam aus Krefeld. Über die Neue Künstlervereinigung München fand er Anschluss an die „Blauen Reiter” um Marc und Kandinsky.
Als der gebürtige Rheinländer den Auftrag für das riesige „Jesaja-Fenster” im Kölner Dom nicht übernehmen konnte, fand das zugehörige Probestück seinen Platz in der nach Kriegszerstörung neu erbauten Penzberger Kirche, ebenso wie das „Passionsfenster”, das den Nazis als „entartet” mißfiel.
Den Campendonk’schen Nachlaß zu erwerben lehnte der Stadtrat von Penzberg allerdings ab, das Konvolut wurde daraufhin vom Jägermeister-Hersteller angekauft und der Stadt Penzberg als Leihgabe zur Verfügung gestellt unter der Bedingung, dass Penzberg sein Stadtmuseum geeignet erweitert.
Genau dieses Museum besuchen wir heute. Und wir finden darin nicht nur Glasmalerei, sondern auch viele expressionistische Gemälde Campendonks. Die Sonderausstellung „Ringsum Schönheit” veranschaulicht die Wechselbeziehung von kunsthandwerklichen Arbeiten und moderner Malerei. Und auch über die allgemeine Stadtgeschichte findet sich im Museum so einiges, insbesondere die Einrichtung einer typischen Arbeiterwohnung mit Küche und Schlafzimmer.
Für den Nachmittag ist heute Entspannung angesagt: es geht mit dem Schiff einmal quer über den Staffelsee nach Utting und wieder zurück. Von den sieben Inseln im See gefällt uns die allerkleinste am besten, denn sie erinnert mit ihren paar Felsen und Bäumen an eine japanische Bonsaischale.
Und dann ist der Tag des Abschieds gekommen. Die Gruppe hat zwar für morgen noch zwei weitere Ziele, aber mich ruft die Pflicht zurück an den Schreibtisch.