Schrecklich schöne Ausstellungen

Das Humboldt Forum bietet Raum für mehrere Ausstellungen, teils temporär und teils dauerhaft. Eine davon haben wir gestern schon besucht, für heute haben wir weitere drei Zeitfenster reserviert und beginnen im ersten Obergeschoss mit „Nach der Natur”. Hier steht ein Relief des Aletschgletschers neben einer Sammlung chemischer Farben, das bunte Skelettmodell eines frühen Landlebewesens, eine Zusammenstellung diverser Mineralien und eine kleine Sammlung von PCs der frühen 80er-Jahre: Apple IIe, IBM PC, Macintosh Classic, Osborne. Genau genommen stehen aber nur die Exponate, die Vitrinen hängen allesamt von der Decke und schaukeln, wenn man sich versehentlich dagegen lehnt. Wahrscheinlich erleichtert es die Reinigung des Fußbodens. Aber was verbindet all diese exemplarisch angerissenen Themen? Nun, es geht wohl um die Humboldt Universität, wir haben es also mit einer interdisziplinären Ausstellung zu tun. Man könnte sich, entsprechende Interessen vorausgesetzt, stundenlang mit den dargestellten Themen beschäftigen, allein der sprachgeschichtliche Abschnitt bietet Dutzende von Audioaufnahmen diverser Sprachen und Mundarten. Zugleich lockt aber ja auch das nächste gebuchte Zeitfenster.

„Schrecklich schön” sollen die Exponate der Ausstellung über Elefanten und Elfenbein sein, die uns im Erdgeschoss erwartet. Auch dieses Thema bietet sehr viele Aspekte, von der Eiszeitkunst, die mit einem kleinen Mammutfigürchen vertreten ist, über riesige Stosszähne und Schädel zu allerlei Schnitzwerk aus dem edlen Material. Immer wieder wird daran erinnert, dass Elefanten vor allem wegen ihrer wertvollen Stoßzähne gejagt werden, ein Wandteppich zeigt eine dazu passende Jagdszene. Und über alledem liegt ein Geräusch, das entfernt an das Brüllen eines Raubtieres erinnert. Ist es aber nicht: was die Besucher vernehmen, aber zunächst nicht einordnen können, ist der schwere Atem einer sterbenden Elefantenkuh. Man hat hier wirklich keinen Aspekt ausgelassen. Was passiert, wenn Elefantenbullen wütend werden, zeigt ein völlig demolierter Geländewagen, dessen Insassen die Attacke aber überlebt haben sollen.

Als drittes Zeitfenster erwartet uns abschließend noch der Schlosskeller. Denn es wurden ja nur die oberen Teile des alten Gebäudes dem Erdboden gleich gemacht. Man steigt also hinab und erfährt, wo die Köche die Hühner gehalten haben, bevor sie zubereitet und den feudalen Herrschaften serviert wurden. Auch Porzellanscherben hat man gefunden und sogar die Zapfhähne einiger Weinfässer. Ein interaktiver Leuchttisch fordert zum Wegwischen der virtuellen Sandschicht auf, in Coronazeiten natürlich mit Handschuhen. Zum Vorschein kommen allerlei Abbildungen von Gebäuden und Grundrissen.

Unser heutiges Abendprogramm und eigentlicher Grund der Reise ist die neue Show „Arise” des Friedrichstadt-Palastes. Wir sitzen ziemlich weit rechts, aber so nah an der Bühne, dass wir den Tänzern und Tänzerinnen quasi direkt in die Augen schauen – falls sie nicht gerade weit oben im Trapez ihre atemberaubende Artistik darbieten. Wie eng und auf Präzision gearbeitet die Nummern gestrickt sind, zeigt sich in Form zweier Stürze ins Sicherheitsnetz. Natürlich gibt es auch wieder eine Einlage mit Wasser auf der Bühne. Und wie es sich für eine Varietéshow gehört, begleiten Licht- und Nebeleffekte die Vorstellung. Natürlich vergeht die Zeit wie im Flug, aber erfreulicherweise liegt ja das Hotel nur einen Katzensprung vom Palast entfernt.

Category: Allgemein, Ausflüge
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