Das Atrium, also der zentrale Bereich des Schiffes, ist wie ein kleines Theater gestaltet und reicht über vier Decks. Ganz unten befindet sich die Seaside Bar, die allerlei Cocktail-Kreationen bereithält, und direkt darüber eine kleine Bühne, auf der von Zeit zu Zeit Musiker live auftreten. Ganz oben laufen dann noch stimmungsvolle Animationen über einen Großbildschirm. Flankiert wird das alles von zwei Panorama-Aufzügen und insgesamt 6 Freitreppen, deren Stufen aus glitzernden, von innen beleuchteten Svarovsky-Steinchen bestehen. Gegenüber dieser Bühnenwand kann man an der Brüstung stehen oder im hinteren Bereich an Tischen Platz nehmen, wobei auch diese Bereiche teilweise nach oben offen sind, so dass die einzelnen Decks zur verglasten Außenfront hin Balkone bilden, von denen man aufs nächtliche Meer hinaus sehen kann, während man zum Beispiel auf die nächste Theatervorstellung wartet.
Gestern war auf dem Schiff weiß angesagt, was bedeutet, das alle Gäste abends in weißer Kleidung erscheinen sollten. Das gelang uns zwar nur unvollkommen, immerhin war aber die Hauptfigur auf meiner Snoopy-Krawatte korrekt gekleidet. Passend dazu bestellten wir uns an der Seaside Bar eine Piñacolada, denn die basiert ja auf Kokosmilch.
Der heutige 15. Dezember ist innerfamiliär ein besonderer Tag. Am frühen Morgen legen wir in Grenada an, der südlichsten Karibikinsel. Ihre Hauptstadt Saint Georges mit dem Kreuzfahrthafen befindet sich an der nach Süden zeigenden Spitze der tropfenförmigen Insel, die uns mit einem kräftigen Regenschauer empfängt. Zum Glück erreicht er seinen Höhepunkt erst, als wir bereits in einem der inseltypischen Busse sitzen. Das Fahrgestell dieser kreolischen Verkehrsmittel stammt von einem alten Kleinbus, der Aufbau besteht komplett aus Holz, und das wichtigste Bauteil ist die Hupe. Scheiben gibt es keine, man kann jedoch Planen als Regenschutz herunterrollen. Lange brauchen wir sie allerdings nicht, sondern können schon bald die Aussicht auf die Stadt und das Schiff genießen, denn das Fort Frederick thront, wie sollte es anders sein, wie eine Burg über dem Städtchen mit seinen engen und steilen Straßen, die ein wenig an San Francisco erinnern.
Das Fort wiederum erinnert daran, dass sich einst Franzosen und Engländer um den Besitz der gebirgigen Insel stritten, die vor allem wegen ihres Gewürzreichtums begehrt war. Statt sich aber im Kampf um die Hoheit weiter gegenseitig zu zerfleischen, regelte man die Sache schließlich diplomatisch, und die Insel wurde britisch, was man ihr nicht nur am Linksverkehr anmerkt. Die Briten haben hier allerdings heute nichts mehr zu melden: Grenada ist schon seit 50 Jahren ein unabhängiger Staat mit etwa einer Million Einwohnern.
Auf einer Halbinsel ein Stück außerhalb der Stadt findet in diesen Tagen regelmäßig ein Weihnachtsmarkt statt. Heute ist allerdings kein Markttag, und so stehen nur die typischen Dekorationen auf dem grasbedeckten Platz herum.
Was wäre ein Aufenthalt in der Karibik ohne den Besuch eines Badestrandes? Es muss ja nicht gleich ein ganzer Tag sein, eine Stunde genügt vollkommen, um sich ein wenig die Füße von der sanften Brandung umspülen zu lassen. Der Sand ist beige mit schwarzen Einsprengseln, was im seichten Uferbereich zu interessanten Mustern führt. Wozu der auch hier wieder gereichte Rumpunsch führt, mag jeder im Selbstversuch erkunden.
Das Programm des Schiffstheaters steht heute ganz im Zeichen des „King of Pop” Michael Jackson. Der Imitator ist seinem Vorbild im Erscheinungsbild und den Bewegungsabläufen, insbesondere dem berühmten Moonwalk, so ähnlich, dass man glauben könnte, der Meister sei wiederauferstanden und stünde persönlich auf der Bühne. Das Saalpublikum ist begeistert, und wir sind es auch. Und weil es die letzte Show der Tourwoche ist, kommen am Ende alle Künstler noch einmal auf die Bühne und erhalten ihren verdienten tosenden Applaus. Die Show wird morgen noch ein zweites Mal gegeben, aber leider dürfen wie sie nur einmal pro Tour besuchen.