Vieles ist dann doch einfacher als es zunächst aussah. Unser Ausflugsbus wird uns am Ende der Tour samt Koffern zum Airport bringen, wozu dann der ganze Aufwand mit Koffer samt Banderole abends vor die Tür stellen und Kleidung zurückhalten, die für den nächsten Tag gebraucht wird, Ausschiffungsnummer auf die Bordkarte kleben, im Schiffstheater auf den Aufruf des Transferbusses warten und am Flughafen das Gepäck dann wieder entgegen nehmen, Kulturbeutel vom Handgepäck in den Koffer packen und dergleichen – wenn man auch einfach samt Gepäck ausschiffen und zum Tourbus gehen kann? Am Ende der Tour treffen wir all diejenigen wieder, die sich regulär haben ausschiffen lassen. Und dann beginnt das große Warten.
Vorher soll aber noch vom Ausflug zum Balata – so heißt der Garten – berichtet werden. Die Fahrtstrecke ist uns bereits bekannt und führt an der Kirche vorbei, die Sacre Cœur in Paris nachempfunden ist. Wir sind neugierig, ob in der Krippe die Krippe immer noch leer ist. Letzte Woche standen ja nur Ochs und Esel um den mit Stroh gefüllte Futtertrog herum. Inzwischen sind, es ist ja der Tag vor der göttlichen Geburt, auch Maria und Josef eingetroffen. Vollständig bestückt dürfte die heilige Szenerie wahrscheinlich erst am Dreikönigstag sein, aber wir werden es nicht erfahren.
Der Botanische Garten liegt etwas oberhalb der Stadt und ist bekannt für seine Hängebrücke, die eigentlich ein Baumwipfelpfad ist und nur in einer Richtung begehbar. Es dürfen auch immer nur zwei Personen gleichzeitig auf einen Brückenabschnitt, und wenn man dann jemanden vor sich hat, der sich extrem viel Zeit nimmt … nein, lieber nicht. Der Garten ist so weitläufig und die Besuchszeit bei diesem Ausflug strikt limitiert, da sollte man sich besser nicht verzetteln.
Es gibt auffallend viele dicht an dicht stehende Palmen hier und ebenso viele Bromelien. Natürlich haben wir all die tropischen Blütenpflanzen auch schon in anderen Gärten gesehen. Die überall eingestreuten kleinen lachsfarbenen Orchideen aber nicht.
In einem Seerosenteich ganz am unteren Ende des Geländes gibt es koi-ähnliche Fische. Nein, die Ähnlichkeit gilt nicht der Farbe, sondern der Gefräßigkeit. Zuerst fällt mir gar nicht auf, dass der ganze Schwarm scheinbar zufällig genau dorthin schwimmt, wo ich mich nach einer Lotusblüte bücke. Als ich aber zurücklaufe und der ganze Fischschwarm auf der Flosse kehrt macht und erneut dieselbe Richtung einschlägt wie ich, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: die Flossenbande folgt mir wie ein Schatten. Ein paar Schritte nach rechts, alle Fische folgen. Dann wieder nach links, alle Fische folgen, die gierigen Mäuler aus dem Wasser streckend. Was für eine gefräßige Bande!
Da sind die kleinen Kolibris schon sympathischere Gesellen. Oben am Haus gibt es eine Futterstelle, wo sich zugleich drei oder vier der gefiederten Winzlinge um ein paar Tropfen Zuckerwasser bemühen. Im Schwirrflug, versteht sich.
Mit einer kleinen Verspätung – ein paar Mitreisende hatten offenbar nicht verstanden, dass ein Transfer zum Airport pünktlichst starten muss – stehen wir dann in der Abfertigungshalle am hinteren Ende einer sehr langen Schlange. Die Schalter haben nämlich noch gar nicht geöffnet. Bis es eine knappe halbe Stunde später endlich losgeht, reicht die Warteschlange bereits bis hinaus auf den Parkplatz. Die Ärmsten, die jetzt da draußen vor sich hin brutzeln! Nach etwa einer Stunde sind wir eingecheckt: 19.0 kg der eine Koffer, 18.9 der andere. Es folgt die Passkontrolle, wir reisen ja eigentlich innerhalb der EU. Dahinter dann, oh Schreck, eine weitere lange Warteschlange vor der Security. Aber auch die bringen wir relativ schnell hinter uns. Die letzten Passagiere von der MSC Seaside werden heute aber die Erfahrung machen, dass das geforderte Eintreffen drei Stunden vor Abflug eine durchaus sinnvolle Bedingung ist.