Ohne die lästigen Reisekoffer im Schlepptau könnte man vom Hotel Meininger auch direkt zum Flughafen laufen, genauer gesagt zum Terminal 2 jenseits der Autobahn. Gegen diese Idee spricht allerdings zum einen, dass wir ans Terminal 1 müssen, zum wichtigeren anderen aber, dass es in Strömen regnet: ein Pluspunkt also für den weitaus kürzeren Weg zur S-Bahn-Station, den wir ja schon kennen.

Englischsprachige Fahrgäste dürften vom Namen der Station etwas irritiert sein: was zum Teufel meinen die mit „Frankfurt am“, also vormittags? Und gibt es neben den „Main Gateway Gardens“, also den Hauptgärten, noch weitere? Wie dem auch sei, es ist eine recht praktische Anreisestrecke, da das Terminal nur eine Rolltreppe vom Bahnsteig des nächstfolgenden Haltepunkts der S8 entfernt liegt. Praktisch ist auch, dass wir an keinen Schalter mehr müssen, sondern direkt zum Bereich Z durchgehen können. Zuerst durch die Bordkarten-Kontrolle, dann durch die automatische Passkontrolle, und dann noch einmal durch die Ausreiseschleuse mit manueller Passkontrolle. Flugs stehen wir nun im Eingangsbereich der Sicherheitsschleuse und kommen auch sofort an die Reihe: „bitte legen Sie Ihr Gepäck in eine der Schalen“. Ja, wenn nur welche da wären! Das kann der freundliche Herr auf der anderen Seite des Rollbandes allerdings nicht sehen. Eine Minute später rollt das Handgepäck aber schon los, und auch wir werden wie üblich durchleuchtet. Alles gut. Und wo ist nun das Gate Z25? Irgendwo gaaanz weit hinten links: wer Lufthansa fliegt, bucht immer auch eine Wanderreise. Etwas Wegzehrung gefällig? Für eine gewöhnliche Laugenbreze wollen sie hier vier Euro zwanzig haben. Nein, da hungern wir doch lieber ein wenig.
Der zehnstündige Flug nach Miami verläuft recht angenehm, wenn man vom etwas träge reagierenden Entertainment-System absieht. Dafür sind die Stewardessen umso fixer, und auch die Auswahl an Bordgetränken kann sich sehen lassen: Bier, Wein, Sekt und andere harte Alkoholika, Bitter Lemon, Orangensaft, Tomatensaft – die Reihenfolge spielt keine Rolle. Dazu zwei warme Mahlzeiten nach dem Motto: lerne mit Messer und Gabel essen, ohne die Ellenbogen zu bewegen.
Wir sind einen Tag zu früh in Miami, denn der morgige Flug wäre zu spät gewesen, um noch rechtzeitig die Einschiffung zu erreichen. Immerhin liegen Flughafen und Hafen an den entgegengesetzten Enden einer Sechs-Millionen-Einwohner-Metropole. Um der relativ teuren Vorverlängerung des Reiseveranstalters zu entgehen, haben wir uns auf das Abenteuer einer Übernachtung auf eigene Faust eingelassen. Unsere Wahl fiel auf das Hyatt Place Miami Airport East. Aber wie erreicht man in einer amerikanischen Großstadt sein Hotel, wenn man kein Auto hat? Der Flughafen ist mit dem Regionalbahnhof über eine eigene Bahnstrecke verbunden, den „MIA-Mover“. Von dort könnte man dann den Bus mit der Nummer 36A nehmen und am Ende noch ein Stück weit zu Fuß gehen. Oder man kann am Ausgang des Fughafens eine der netten Damen mit dem MSC-Schild fragen. Fahren Sie einfach mit dem Lift zur Ebene 2 hinunter, und gehen Sie hinaus zu der Stelle, wo die Hotelshuttles abfahren. Wahrscheinlich müssen Sie aber ein Weilchen auf den Bus zum Hyatt East warten. Gesagt, getan. Als wir eine halbe Stunde später zwar die Namen aller umliegenden Hotels kennen, aber kein Hyatt dabei war, rufe ich das Hotel an. Wir haben keinen Shuttleservice, lautet die ebenso knappe wie klare Auskunft. Nehmen Sie sich am besten einen Uber! Ah, ja.
Die Uber App will von uns, dass wir Start und Ziel der Fahrt eingeben. Das Ziel ist ja klar, aber vor welchem Terminal stehen wir denn nun eigentlich? Es gibt deren mehrere und dazu noch zwei Ebenen, nämlich den Upper und den Lower Level. Nachdem wir einigermaßen über unseren Standort im Bilde sind, fahndet die App als nächstes nach einem Fahrer für uns. Und das dauert um diese Zeit und bei diesem Andrang ein wenig. Endlich meldet sich ein Achmed, und wir bekommen ein Bild des Fahrzeugs zugestellt, das da nun kommen soll, samt Typ, Farbe und Kennzeichen. Aber das steht hierzulande ja nur hinten am Auto. Noch 150 Meter, noch 10 Meter, und da rollt es auch schon heran. Die Kreditkarte kann bei diesem Service übrigens stecken bleiben und das Bargeld natürlich sowieso: der Betrag wird direkt über die App abgebucht. Ein wenig irritiert nimmt Achmed bei Fahrtende unsere drei Dollar Trinkgeld entgegen: andere Länder, andere Sitten.
Das Hyatt Hotel ist ein wenig anders als wir es von Europa gewohnt sind. Zum einen öffnet sich die Glastür am Eingang erst, nachdem man den Klingelknopf gedrückt hat. Zum anderen befindet sich die Rezeption ein Stockwerk höher. Dass wir für morgen ein Frühstück mitgebucht hatten, wußte ich gar nicht mehr und steht auch nicht in der Bestätigung. Dafür aber insgesamt 4 Erwachsene und drei Kinder. Aber das war wohl ein Systemfehler, denn ganz so groß ist das Zimmer nun auch wieder nicht.