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Die Erde dampft

S1130038Endlich sind wir im berühmten Yellowstone-Park. Gleich rechts lockt ein Bohlenweg, der zwischen dampfenden Erdspalten und blubbernden Tümpeln hinabführt zum See. Die Vorauslaufenden geben Zeichen: in der taufeuchten Wiese haben es sich zwei Karibus gemütlich gemacht. Daß man so nah an wild lebende Tiere herankommt, ist schon etwas Besonderes. Aber es kommt noch besser.

Der „Old Faithful“ ist ein Geysir, der regelmäßig alle eineinviertel Stunden ausbricht. Die nächste Vorstellung wird 5 vor 11 erwartet. Wir nehmen auf einer der Sitzreihen Platz, näher darf niemand an den alten Verläßlichen herantreten. Das Schauspiel beginnt 10 Minuten früher und fällt nicht ganz so spektakulär aus wie erwartet, aber immerhin: unter Fauchen und Zischen steigt eine dampfende Wasserfontäne in den blauen Himmel. Nach drei Minuten ist die Vorstellung vorbei, und das Publikum spendet Beifall. Wir wenden uns dem Rundweg zu, der uns an diverse geothermische Erscheinungen heranführt … und geraten in Eile, denn der Weg ist lang und die Mittagspause kurz.

Nächstes Etappenziel im Park ist eine Gruppe von Wasserflächen mit verschieden bunten Ausblühungen in Ufernähe. Auch hier steigen Dampfwolken auf, und auch hier drängt die Zeit, denn der Park ist groß und die Fahrtstrecken lang. Nahe der Nordzufahrt locken Terrassen aus weißem oder schwefelfarbigem Sinter, dazwischen vereinzelt auch abgestorbene Bäume. Ein Bild wie aus einer anderen Welt. Leider sind viele Terrassen trocken gefallen, weil die heißen Quellen sich selbst den Weg verbauen, erst ganz am Ende des Weges entdecken wir eine Stelle, wo dampfendes Wasser hervorbricht und neue Becken und Kaskaden formt, auch über den ehemaligen Weg hinweg.

Dann geht dieser eindrucksvolle Tag zu Ende.

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10 Minuten müssen reichen…

IMG_1435…für einen Nationalpark, der ein wunderschönes Landschaftsbild, eine reiche Flora und Fauna sowie einen weitläufigen See bietet, in dem sich die Viertausender der Grand Teton Kette spiegeln. Theoretisch. Denn als wir das Ziel der heutigen Etappe erreichen, ist die Sonne bereits untergegangen. Zudem liegt der Platz mitten im Wald, von Aussicht keine Spur.

Der Tag beginnt mit einer bösen Überraschung, der linke Vorderreifen unseres Vehikels ist platt. Zwar hat der Bus für solche Fälle einen Kompressor an Bord, aber in die Werkstatt muß er doch. Eine Stunde Wartezeit, dann geht es endlich los.

Nutzfahrzeuge benötigen in Amerika ein Permit. Und zwar für jeden Bundesstaat ein neues, das an einer Kontrollstation erst einmal ausgestellt werde muß. Wir berühren heute Utah, Idaho und Wyoming.

Als wir endlich auf dem Campground eintreffen, stellt sich heraus: man hat uns statt bei den RVs (Recreational Vehicles) auf den Gruppenplatz eingeteilt, wo es für den Rotel-Bus weder Wasser- noch Stromanschluß gibt. Auch keine Duschen. Zum Glück reicht das bordeigene Kabel bis zur Waschhütte, so daß wir wenigstens Licht haben, denn dieser Platzteil ist unbeleuchtet.

Vor dem Abendessen werden noch die großen Koffer aus dem Bauch des Busses geholt, damit wir für die kommenden 3 Tage das Notwendige in die Bordtasche umpacken können.

Erwähnt werden sollte noch, daß wir im Laufe dieses Tages Zeugen einer Schießerei zwischen einem Cowboy und dem Sheriff gerieten, auch Indianer und vollbusige Bardamen waren zugegen und jede Menge Schaulustige. Das alles passierte im Städtchen Jackson am Snake River, sie feierten dort gerade irgend ein Jubiläum.

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Bei den Mormonen

IMG_1276Auf mein ungläubiges Kopfschütteln hin brach in Salt Lake City zur Strafe ein heftiger Gewittersturm los, der ganze Äste von den Bäumen riß. Aber ich wollte nun einmal nicht glauben, daß das Buch der Mormonen auf Schriften zurückgeht, die zwischen 600 vor bis 400 nach Christi Geburt auf dem amerikanischen Kontinent verfaßt wurden, und zwar in reformiertem Alt-Ägyptisch. Die junge Missionarin wußte aber auch noch anderes über ihren Glauben zu erzählen und auch über die verschiedenen Gebäude im Tempelbezirk, ihre Baugeschichte und Funktion.

Im Tabernakel, einem Gebäude mit gewölbtem Dach und eindrucksvoller Akustik, erlebten wir zuvor eine Vorführung der gewaltigen Orgel, die mit mehr als 11.000 Pfeifen zu den größten der Welt zählt. Den in Weiß gehaltenen Tempel zu betreten bleibt allerdings den Mitgliedern der Sekte vorbehalten.

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Steinerne Gestalten

IMG_1155Die Nationalparks sind nicht nur groß, sondern es liegen auch beträchtliche Entfernungen zwischen ihnen. Und so kommt es, daß wir erst am späten Nachmittag beim Bryce Canyon eintreffen, nicht ohne zuvor einen zehnminütigen Stopp am Red Canyon eingelegt zu haben, faszinierende Erosionsformen aus rotem Sandstein, die jedoch von denen des Bryce Canyon noch bei weitem übertroffen werden. In einem weiten Halbrund, das wir quasi vom oberen Rang aus betrachten, stehen zahllose Felsgestalten Seit an Seit, die meisten rot, andere weiß, man weiß kaum wo man zuerst hinsehen soll.

Nach exakt 20 Minuten aber heißt es einsteigen, zum nächsten Ausblick fahren, und dann noch zu einem dritten. Und dort passiert es dann: jeder läuft zu einem anderen Punkt und wartet dort auf den anderen. Als wir einander endlich finden, ist die Zeit auch schon um. Eigentlich bräuchte man einen ganzen Tag, um die Felsgebilde auf einem der Trails zu Fuß zu durchstreifen, aber es will ja auch noch das Rotel aufgebaut und das Abendessen gekocht sein.

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Marlboro-Landschaft

IMG_1079Die Fahrt führt heute durch Indianerland. Die hier lebenden Navajo halten erstens gerne Abstand zum Nachbarn und zweitens nicht viel vom Häuschen mit Garten, sie leben in Mobile Homes, die einfach irgendwo in der Prärie stehen, oft umgeben von allerlei altem Gerümpel. Und sie sind nicht eben gesprächig.

Auch der indianische Fahrer unseres Pickup nicht, mit dem wir mehr als zwei Stunden kreuz und quer durch eine Landschaft gefahren werden, die man für eine Filmkulisse halten könnte, wäre sie nicht so gewaltig. Nachdem er uns zu verschiedenen markanten Plätzen im erstaunlich weitläufigen Monument Valley gebracht hat, hebt er in einer Höhle zu einem traditionellen Gesang an. Was für ein erhabener Moment.

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Der große große Graben

S1100081Eine schnurgerade Straße, eine mit Kiefern bestandene Ebene. Nichts deutet darauf hin, daß ein Stück weiter vorne die Welt aufhört. Auch das Visitor Center könnte überall stehen. Und dahinter – ein Bauzaun! Wo ist er denn nun, der Canyon? Wir laufen den Zaun entlang, bis sich hinter einer Baumgruppe ganz plötzlich der Blick auftut in einen Graben, dessen jenseitiger Rand nur in weiter Ferne auszumachen ist, und dessen gewaltige Tiefe dem Blick von einer hohen Bergspitze ins Tal gleicht. Auch das Farbenspiel sucht seinesgleichen: ganz oben weiß, darunter Schichtstufen und Wände in verschiedenen Rottönen, und die erdgeschichtlich älteste Schicht lugt ganz unten in schiefergrün hervor. Dieses ehemalige Gebirge war bereits eingeebnet, als noch kein Lebewesen die Erde bevölkerte.

Wir laufen eine gute Stunde am Rande der Schlucht lang, dann nehmen wir den Shuttlebus zur „Hermit’s Rest“, wo sich wieder ganz andere Perspektiven auf die Wände und Schichten auftun. Und endlich zeigt sich auch der Colorado, der alles erschaffen hat im Laufe von Jahrmillionen.

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Venedig, Paris, Luxor? Las Vegas!

IMG_0817Wir schlendern den sogenannten Strip hinunter, wie man den Las Vegas Boulevard auch nennt. Was ist das denn? Vor einem Casino liegen einander zwei Piratenschiffe feindlich gegenüber. Schade, daß die Seeschlacht wegen des noch immer tobenden Sturms nicht stattfinden kann, aber wir werden reich entschädigt: ist das nicht die Rialtobrücke in Venedig? Nein, nur ein Casino. Wenige Meter weiter stehen wir vor dem Eiffelturm, wie sein originales Vorbild mit einem Restaurant in luftiger Höhe. Und hält dort nicht die New Yorker Freiheitsstatue ihre Fackel in den Wüstenhimmel von Nevada, den soeben ein paar rosafarbene Wolken zieren? Auch eine Pyramide gibt es, wie das ägyptische Vorbild wird sie von einem riesenhaften Sphinx bewacht.

Wir gönnen uns als besonderes Erlebnis eine Vorstellung des „Cirque du Soleil“ in einem eigens für diese Show gebauten und vor allem ausgestalteten Theatersaal des MGM. Was für ein Erlebnis! Es ist nach zwei Uhr morgens, als wir zum Rotel zurückkehren.

Nach kurzer Nacht führt uns die heutige Fahrt zu einem Campingplatz in der Nähe des Grand Canyon, wir sind jetzt im Bundesstaat Arizona.

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Regen in der Wüste

S1090021War das Landschaftsbild Kaliforniens noch von schier endlosen Wein- und Obstgärten geprägt, ändert sich dieses Bild, je weiter wir nach Osten kommen, wo als Fernziel die Wüstenstadt Las Vegas lockt. Anfangs stehen noch schwarze und braune Rinder auf grasbedeckten Hügeln. Dann aber wird die Vegetation zunehmend spärlich, und aus der Ferne grüßt die Edwards Air Force Base, wo gelegentlich Space Shuttles landen, wegen der verlässlichen Wetterlage.

Wir besichtigen eine ehemalige Bergbausiedlung, heute ein Freilichtmuseum mit allerlei nachgestellten Szenerien, einer kleinen Eisenbahn, dem ehemaligen Schulhaus sowie allerlei Läden, von der Sattlerei über den Mineralienshop bis zum Souvenierladen.

Ein Stück weiter geht über der Straße – man glaubt es kaum angesichts der wüstenhaften Vegetation – ein heftiger Regenschauer nieder, kurze Zeit später geraten wir in eine Wolke aus aufgewirbeltem Sand. Erstaunlich, was diese auf den ersten Blick so öde Landschaft mit ihren verstreuten Joshua Trees so alles aufzubieten hat.

Am Straßenrand zeigt Riesen-Plakat den King of Pop, wie er leibt und lebte. «Haben Sie gesehen», spricht die Reiseleiterin ins Mikro, «da war ein Plakat von Michel Douglas». Schallendes Gelächter im Bus.

Und dann kommt sie in Sicht, die Wüstenstadt Las Vegas. Und während Karl-Heinz der Fahrer das orangerote Gefährt zum Campingplatz steuert, erhaschen wir einen ersten Blick auf die Attraktionen, die es schon bald zu erkunden gilt.

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Durch den Baum

S1070022Der Yosemite ist – wie alles in Amerika – gigantisch groß. Vom Campingplatz „Indian Flat“ nahe des Parkeingangs dauert es mehr als zwei Stunden, bis wir endlich bei den Mammutbäumen ankommen. Auf dem letzten Stück verkehrt ein Shuttlebus, dann säumen die ersten der zimtbraunen Riesen den Wanderweg. Einige von ihnen tragen Namen, etwa der „Grizzly“ – 2700 Jahre alt – oder der Bachelor, der sich seit nunmehr zwei Jahrtausenden nicht für eine der drei Grazien neben ihm entscheiden mag. Einer der Stämme ist so gewaltig, daß ein Auto durch den Tunnel fahren könnte, den man einst in seinen Stamm gesägt hat. Allein die Äste sind so groß wie anderswo ganze Bäume. Und neben dem Wurzelteller eines gefallenen Riesen sehen wir kurzlebigen Menschen wie Zwerge aus – einige dieser Bäume hier standen schon, als Jesus durch Palästina zog.

Vom Park aus geht es durch ausgedehtes Farmland hinunter nach Bakersfield, wo wir zwischen Autobahn und Rangierbahnhof einen recht unromantischen Platz beziehen. Es gibt hier des Nachts auch nicht so viele Sterne wie oben im Park.

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Granitene Riesen

S1050007Der Vormittag bringt uns von Lodi direkt in das Yosemite Valley, wo sich schon bald zur Linken wie zur Rechten spektakuläre Blicke auf gewaltige graue Felswände auftun. Und auf einen Wasserfall, der nie den Boden erreicht. Das Tal ist touristisch perfekt erschlossen, es gibt sogar eine Buslinie mit diversen Haltestellen. Und es ist endlich einmal angenehm warm, fast könnte man sagen heiß. Leider ist unsere Zeit viel zu knapp bemessen für eine ausgedehnte Wanderung. Auf dem Weg zum zweithöchsten Wasserfall der Welt durchqueren wir ein würzig duftendes Mammutbaum-Waldstück und wenden uns dann dem Movie Theater zu, wo ein Film über die Geschichte des Parks gezeigt wird. Dann vertrauen wir uns dem Bus an in der Absicht, noch ein paar Schritte zu laufen, aber die Zeit läuft uns weg. Man könnte hier einen ganzen Urlaub verbringen.

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